0672 - Das teuflische Ultimatum
vernünftiger und kooperativer gehalten.«
»Es ist zu deinem Besten, Vetter.«
»Nein, nicht für mich! Auch ich habe einen bestimmten Weg eingeschlagen, Suko.«
»Dann sind wir Feinde.«
»Schade.« Knife bewegte sich rutschend über das Geländer hinweg. Er blieb auf den Planken stehen. Seine Augen funkelten im Licht der Laterne. »Ich hätte dich für schlauer gehalten, Vetter, wirklich für schlauer.«
»Was willst du?«
»Ich könnte andere Methoden anwenden. Schau auf meinen Schlagring. Ich habe ihn mir extra anfertigen lassen. Man nennt mich nicht grundlos Knife, denn mit den Messern kann ich ausgezeichnet umgehen. Hast du schon mal Gesichter gesehen, die in meine Messer hineingelaufen sind? Die ihnen im Weg standen?«
»Nein, und die will ich auch nicht sehen.«
»Wahrscheinlich mußt du das bald, Vetter. Nämlich dann, wenn du dein eigenes im Spiegel betrachtest, falls du dazu noch kommst. Ich habe dir eine Chance gegeben, du hast sie nicht genutzt.«
Suko wußte, daß nun der zweite, wesentlich gefährlichere Teil der »Unterhaltung« folgte. Er hatte nichts anderes erwartet. Diese Typen kannten nur den einen Weg der Überzeugung.
Er schaute kurz zurück. Hinter ihm war nichts, bis auf die alte Brücke. Knife hatte seinen Blick bemerkt. »Keine Sorge, Vetter, wir sind ganz allein.«
»Wie schön.«
Mit zwei Fingern der freien Hand winkte er. »Na komm, Vetter, komm her zu mir.«
»Ich will nicht kämpfen.«
»Hast du das auch verlernt?«
»Bestimmt nicht, aber ich halte mich an gewisse Regeln. Ich mag die Gewalt nicht.«
»Erziehung?« höhnte Knife.
»Kann man sagen.«
Da schoß die rechte Hand vor. Die Messer jagten auf Suko zu. Vier gespreizte, spitze Stäbe, die sein Gesicht bis zur Unendlichkeit zerstört hätten.
Knife war schnell, doch noch schneller reagierte Suko, der zurücksprang und blitzschnell seine Beretta hervorholte. Über die messerbewehrte Hand zielte er hinweg und sah, daß der Chinese vor ihm buchstäblich zu Stein erstarrte.
»Reicht das?«
Knife lachte. Sein gefährlicher Arm sank nach unten, er ließ die Hand auspendeln. »Ja, du bist gut.«
»Zu gut für dich.«
Knife verbeugte sich und breitete dabei die Arme aus. »Das weiß ich nicht, Vetter. Ein Sonnenstrahl macht noch keinen Morgen. Es geht weiter, ganz bestimmt sogar.«
»Für uns nicht.«
»Sei dir nicht zu sicher.«
Suko hob die Schultern. »Was du getan hast, ist ungesetzlich. Bewaffneter Angriff auf einen Polizeibeamten. Das reicht, um dich festzusetzen. Ich werde es auch tun.«
Knife deutete auf seine Brust. »Mich?«
»Wen sonst?«
»Du meinst es ernst, du meinst es tatsächlich ernst. Ich erkenne es an deinen Augen. Aber darüber kann ich nur lachen, verdammt, ja, nur lachen, Vetter.«
Bei seinen Worten wich er zurück. Er kümmerte sich nicht um die Waffe, hielt die Arme halb erhoben und ging rückwärts dem anderen Ufer des Kanals entgegen.
»Noch einen Schritt, dann schieße ich!«
Knife blieb stehen, was Suko wunderte. »Wo willst du mich denn treffen?«
»Keine Sorge, du wirst überleben.«
»Wie tröstlich.« Knife bewegte den Kopf. Über das Geländer schaute er hinweg, als würde er damit rechnen, aus der Tiefe Hilfe zu bekommen. Suko gefiel der Mann nicht. Das hatte noch nicht einmal etwas mit dessen Persönlichkeit zu tun, er mochte die Sicherheit nicht, die Knife zur Schau trug.
Dieser schlanke Typ hielt noch etwas in der Hinterhand. Das Gelände lag einsam, hierher verirrte sich kaum jemand. Zudem bot es genügend Schlupfwinkel für andere, die einen Hinterhalt legen wollten. Suko wußte auch, daß sich die Mitglieder der Triaden lautlos bewegen konnten. Sie kämpften aus dem Hinterhalt. Sie waren nicht zu sehen, tauchten urplötzlich auf und killten.
Er ging trotzdem zurück.
Suko hob die Waffe. Er war fest entschlossen, den Mann zu stellen und zum Yard zu schleppen. Die Kollegen würden sich freuen, ein Mitglied der Triaden geliefert zu bekommen.
Plötzlich sprang Knife in die Höhe. Mit einem sehr eleganten, elastischen Sprung. Er schnappte nach einem rostigen Brückenpfeiler, Suko hörte sein Lachen, er lief vor, um eine bessere Schußposition zu bekommen - und tat genau das Falsche.
Es war eine bestimmte Bohle, die alles auslöste, die so etwas wie eine Falle war.
Sie fiel unter Sukos Füße weg, als wäre sie nie vorhanden gewesen, und der Inspektor verlor den Halt.
Senkrecht fiel er in die Tiefe!
***
Er hatte noch das Knacken der brechenden Bohle im Ohr, als
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