0672 - Schwingen des Todes
Aber als er endlich die Chance erhielt, ihn zu töten, konnte er es nicht - der Ju-Ju-Stab wirkte bei Lucifuge Rofocale nicht.
Denn der Dämon war bereits zum Menschen geworden…
Und vernichtet hatte ihn der Dunkle Lord.
Aber die Jagd ging weiter. Jetzt war Tan Morano das Ziel. Morano, der Angelique als Druckmittel gegen Ombre hatte benutzen wollen. Der Angelique den Vampirkeim angeblich wieder nehmen wollte, wenn Ombre getan hatte, was Morano von ihm wollte. Aber alles war aus dem Ruder gelaufen. Und Morano und Angelique waren fort. Untergetaucht, verschwunden, unauffindbar.
Auch Zamorra hatte seine Verbindungen spielen lassen, um Yves Cascal zu helfen. Doch er konnte ebensowenig herausfinden, wo sich die Kreolin jetzt aufhielt, wie Yves selbst.
Wenig später hatten sie die Straße mit den Backsteinhäusern erreicht, die den üblichen trostlosen Anblick bot -überquellende Mülltonnen, rostige, teilweise ausgeschlachtete Autos, ein paar »Mafia und Nationalgarde« spielende Kinder, die einander mit Spielzeugpistolen beballerten. Eine Ratte huschte quer über den Weg; Sid Amos trat blitzschnell zu und traf ihren Schwanz. Wütend pfeifend fuhr der so festgehaltene Nager herum und verbiß sich in Amos' Schuh und Wade. Was den Ex-Teufel nicht sonderlich störte; auf diese Weise war er kaum ernsthaft zu verletzen. Er lachte und katapultierte die Ratte mit einem schnellen Tritt davon.
»Mutig, das Biest«, sagte er. »Mutiger als mancher Mensch. Vielleicht sollte man Rattenseelen jagen statt die von Menschen. Sie brennen heller.«
»Zur Hölle mit dir«, murmelte Zamorra.
Der Ex-Teufel lachte wieder. Dann ging er schnurstracks auf das Haus zu, in dem Ombre wohnte.
***
Calderone versuchte mehrmals, den Felsen zu verlassen. Aber es funktionierte nicht. Stygia hatte wohl recht -wenn er nicht tat, was sie von ihm wollte, würde sie ihn hier verrotten lassen.
Er überlegte, wo sich dieser Ozean mit den daraus emporragenden Felszacken befinden mochte. Nach Höllen-Tiefen sah's nicht aus, obgleich Calderone mittlerweile wußte, wie unterschiedlich die verschiedenen Bereiche der Schwefelklüfte sich präsentierten. Hier und da sah es aus wie auf der Erde, anderswo brodelten Vulkane, und es gab große Bereiche völliger Instabilität, die sich von einer Sekunde zur anderen völlig verändern konnten. Aber nach allem, was Calderone inzwischen gelernt hatte, gab es eine bestimmte Aura, die überall gleich wirkte. Eine Ausstrahlung dumpfer Beklommenheit, die ihm sofort verriet, sich in höllischen Gefilden zu befinden.
Er nahm an, daß diese Beklommenheit sich eines Tages legen würde, wenn seine Verwandlung in einen Dämon abgeschlossen war. Dann würde er sich vermutlich in den sieben Kreisen der Hölle wohl fühlen.
Aber noch war es nicht so weit.
Und noch war sein magisches Können nicht ausgeprägt genug, um Stygia eine Nase zu drehen und von hier zu verschwinden. Wo auch immer sich dieser Ort befinden mochte.
Hatte sie seine Gedanken gelesen?
»Dies ist der Ort, an dem ich Lamyron erwartete, als er vor dem Dunklen Lord floh…«
»Kein besonders gutes Omen«, murmelte Calderone sarkastisch. »Ich habe keine Lust, Lamyrons Schicksal zu teilen.«
»Das wird sich verhindern lassen«, sagte die Fürstin der Finsternis. »Nun, wie hast du dich entschieden? Ich habe keine Lust, eine ganze Ewigkeit auf deine Antwort zu warten.«
»Ich werde dir den Gefallen tun«, sagte Calderone. »Ich werde versuchen, Ombre auf unsere Seite zu ziehen. Ich werde versuchen, Astardis zu töten - wenn ich an ihn herankomme. Aber diese Grundvoraussetzung solltest du schaffen können. Anders wird es nicht gehen, Stygia. Denn wenn ich nur seinen Doppelkörper angreife, hilft das niemandem weiter. Er wird überleben und Zurückschlagen. Er ist jetzt mächtiger denn je. Er gebietet über alle Dämonen und alle Legionen der dunklen Geister, und nur LUZIFER ist noch mächtiger als er.«
»Ich weiß das«, sagte Stygia. »Du brauchst es mir nicht zu erzählen. Gut, du bist also einverstanden. Dann können wir gehen.«
Die Felsen bewegten sich wieder aufeinander zu. So ungeduldig Stygia eben noch zu sein behauptet hatte, soviel Zeit nahm sie sich jetzt doch. Sie versetzte sich nicht mit ihrer Magie direkt zu Calderone, und sie breitete auch ihre Schwingen nicht aus, um herüberzufliegen. .
Diese Schwingen, die gewaltig zerfetzt aussahen…
»Wer hat dir das angetan?« fragte Calderone und wies auf ihre Flügel.
»Es bereitet dir Freude,
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