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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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internationale Zeitungen sichtete und besonders interessante Artikel herausfischte, war dann auch gleich fündig geworden und hatte eine kleine Materialmappe zusammengestellt, die ihnen mehr Informationen brachte als das, was anfangs Saranow am Telefon und später Ludmilla Yanakowa im direkten Gespräch von sich gaben.
    Die beiden Dämonenjäger hatten bis spät in die Nacht in einer kleinen Pension die Frage diskutiert, was Ludmilla vor ihnen verbergen wollte. Eine Antwort hatten sie allerdings nicht gefunden. Es machte keinen Sinn, daß die Russin zuerst um Hilfe gebeten hatte, jetzt aber wichtige Informationen zurückhielt.
    Um der Sache auf den Grund zu gehen, hatten sie beschlossen, den Wald am nächsten Morgen selbst aufzusuchen. Sie hatten den Wagen an der Kinobaustelle geparkt, wo sie direkt von der mißtrauischen, mit Thüringer Dialekt sprechenden Theaterleiterin abgefangen wurden, die sie nur mühsam davon überzeugen konnten, nicht vom Konzern geschickt worden zu sein, um ihre Arbeit zu überwachen. Als das geklärt war, schlug das Verhalten der Frau sofort in Freundlichkeit um und die Dämonenjäger konnten sie nur schwer davon abhalten, ihnen das Kino und alle sechzehn Säle zu zeigen Kein Wunder also, dachte Zamorra, daß Nicole den Wald direkt mit einem Film in Verbindung bringt.
    Er selbst dachte da - angesichts des Regenwald-Abenteuers seiner Gefährtin - eher an den Titel, weniger indessen an den Inhalt des Zelluloid-Streifens ›Aus dem Dschungel in den Dschungel‹. Seit über einer Stunde drangen sie immer tiefer in den Wald vor. Schon längst waren die Geräusche der Straße und der Baustelle verstummt. Die dicht stehenden Bäume verschluckten sie einfach. Ab und zu glaubte Zamorra im Rascheln der Blätter kleinere Tiere zu hören, aber gesehen hatte er noch kein einziges. Nur die Vögel sangen hoch in den Bäumen. Es war kaum zu glauben, daß der nächste Ort nur wenige Kilometer entfernt lag, so einsam erschien die Gegend.
    »Wir sind längst über den Radius hinaus, in dem die Kinder entführt wurden«, sagte Nicole mit einem Blick auf Ludmillas Karte. »Vielleicht traut sich die Legende nicht an Erwachsene heran.«
    Zamorra hob die Schultern. »Oder es gibt hier nichts, was auf uns wartet.«
    »Meinst du, Ludmilla sieht Gespenster?«
    Der Dämonenjäger blieb stehen und sah sich um.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er nachdenklich, »aber das ist eine Möglichkeit, die wir zumindest in Betracht ziehen sollten. Immerhin…«
    Er unterbrach sich.
    »Was ist denn das?« murmelte er dann überrascht.
    Er bemerkte, wie Nicole neben ihn trat und die Umgebung mit den Augen absuchte. Nach einem Moment stieß sie hörbar die Luft aus.
    »Du siehst sie also auch?« fragte er nach.
    Seine Gefährtin nickte wortlos und zog den Dhyarra-Kristall vierter Ordnung aus ihrer Lederjacke.
    Gemeinsam gingen sie weiter, direkt auf die drei kleinen Kinder zu, die stumm zwischen den Bäumen standen. Sie wirkten wie Statuen und schienen die Erwachsenen nicht zu bemerken.
    »Ich kann ihre Gedanken nicht wahrnehmen«, flüsterte Nicole. »Entweder sind sie nicht real - oder sie denken nicht.«
    Oder sie befinden sich hinter einer magischen Absperrung, die ihre Gedanken blockiert, dachte Zamorra, holte Merlins Stern unter dem Hemd hervor und hakte es von der Kette. Das Metall des handtellergroßen, silbernen Amuletts war kühl und zeigte keine Spur einer schwarzmagischen Präsenz. Er bemerkte Nicoles Blick und schüttelte den Kopf.
    »Es reagiert nicht«, antwortete er auf ihre unausgesprochene Frage.
    Weniger als ein Meter trennte sie noch von den Kindern. Zamorra streckte langsam die Hand aus, in der er das Amulett hielt. Zentimeterweise näherte er sich damit einem kleinen Jungen, den er nach den Zeitungsfotos für Daniel hielt. Wenn er es wirklich war, würde die magische Waffe ihm nicht schaden.
    Zamorra sah keine Regung auf dem Gesicht des Jungen. Der starrte einfach weiter ins Nichts. Das Amulett berührte die Stirn des Kindes - und glitt durch sie hindurch!
    Daniel existierte nicht! Er war lediglich eine Illusion!
    »Oh, Scheiße«, stieß Nicole neben ihm hervor. »Das ist eine Falle.«
    Plötzlich erbebte der Wald unter einem lauten Grollen, das immer tiefer wurde, bis es die Grenzen des Hörbaren unterschritt und nur noch körperlich spürbar war.
    Und das Amulett erwärmte sich!
    Im gleichen Moment hörte Zamorra über sich ein lautes Krachen und Rauschen. Instinktiv warf er sich zur Seite und sah aus

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