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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sagte der schwarze Mann freundlich. »Ich müßte dringend zur Kinobaustelle. Können Sie mich mitnehmen?«
    Die beiden Waldarbeiter wußten nicht so richtig, was sie sagen sollten.
    Cyarxon spürte, wie erneut etwas an ihm zerrte.
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte er verärgert. Wer will denn jetzt schon wieder was von mir?
    Er warf einen Blick auf Ahrens, der demütig vor ihm kniete. Der Polizist hatte ihm seine Probleme in allen Einzelheiten geschildert, aber der Dämon hatte die Worte einfach gelangweilt an sich vorbeiplätschern lassen. Erst jetzt bemerkte er, daß sein Klient anscheinend auf eine Antwort wartete. Nur hatte der Dämon keine Ahnung, was er gefragt worden war.
    Cyarxon fluchte lautlos und tastete im Geist des Polizisten nach der Frage. Nach einem Moment fand er sie. Anscheinend hatte Ahrens in seinem neuesten Fall jemanden verhaftet, der unschuldig war, was der Polizist jedoch verheimlichte. Und jetzt wollte er wissen, wie er verhindern sollte, daß die ganze Angelegenheit aufflog.
    Las der Mann eigentlich keine Jerry Cotton-Romane? Schaute er sich keine Krimis im Fernsehen an?
    Nun gut, bei ›Jerry Cotton‹, ›Peter Mattek‹ oder ›Balko‹ und ›Matlock‹ hätte er nur erfahren, wie man's nicht machen durfte, wenn man nicht erwischt werden wollte. Aber Ahrens hätte trotzdem daraus lernen können, so wie die Stasi einst ›James Bond‹-Filme als Anschauungs- und Lehrmaterial ihren Auslandsagenten vorgeführt hatte.
    Der Dämon holte tief Luft.
    »Sterblicher«, donnerte seine Stimme durch den Raum. »Du wagst es, mich wegen einer solchen Kleinigkeit zu belästigen? Dann höre meine Antwort: Töte den Verdächtigen und laß es wie einen Selbstmord aussehen. Dann töte die Zeugen, die ihm ein Alibi geben können. Siehst du, ist doch gar nicht so schwer, oder?«
    Ende der Schulstunde, hoffte er.
    Der Polizist wand sich unter seinen Worten. »Und wenn der wahre Täter erneut ein Kind entführt? Dann fliege ich doch trotzdem auf?«
    Cyarxon seufzte. Die Kraft der anderen Beschwörung wurde immer stärker, aber er konnte sich ihr erst widmen, wenn der Höllenzwang, der ihn an diesen Ort band, aufgehoben war. Und aufheben konnte ihn nur dieser Ahrens.
    »Also gut«, antwortete er. »Warum findest du dann nicht den richtigen Täter, bringst ihn zuerst um und dann die anderen?«
    »Aber wie soll ihn finden?«
    Ich werde noch wahnsinnig, dachte Cyarxon genervt.
    Laut sagte er: »Ich werde mich darum kümmern. Und nun, Ahrens, löse den Bann, damit ich in meine Gefilde zurückkehren kann.«
    Sein Klient senkte den Kopf. »Ja, Herr, ich danke für deine weisen Worte«, entgegnete er und entließ den Dämon mit einer Handbewegung aus der Beschwörung.
    Cyarxon schloß die Augen und ließ sich an den nächsten Ort ziehen. Als er sie wieder öffnete, schwebte er erneut in einem kleinen Raum. Vor ihm kniete ein anderer nackter Mann -Harry Bender.
    Der Dämon verlor die Beherrschung. »Bei der Krone LUZIFERS und allen verfluchten Seelen der sieben Schwefelklüfte! Was im Namen des unheiligen Dreigestirns willst du denn?«
    »Du hast mich warten lassen, Herr«, entgegnete der Mensch ruhig.
    »Sei nicht unverschämt!« fuhr Cyarxon ihn an.
    Er holte tief Luft und fing sich wieder. »Also, was willst du?«
    Bender sah auf. »Du hast mir versprochen, Herr, daß der Bau des Kinos mir Macht und Ansehen verschaffen würde. Aber wie soll ich das bekommen, wenn dadurch der Fluch wieder ausgelöst wird und der schwarze Mann zurückkehrt?«
    Cyarxon ließ ihn reden und versuchte, sich auf angenehmere Dinge zu konzentrieren. Sobald er mit der Beschwörung fertig war, wollte er zurück in sein Reich und sich eine Massage gönnen. Von einem anderen Dämon hatte er erfahren, daß es tief in den Schwefelklüften einen Ort gab, wo einem dienstbare Geister jeden Wunsch von den Augen ablasen. Wirklich jeden…
    Überhaupt war es ärgerlich, daß ihn heute nur Männer riefen. Ein hübsches Mädchen, nackt im Pentagramm, wäre doch viel erbaulicher gewesen. Und er hatte durchaus genug Frauen in seinem ›Kundenkatalog‹. Bloß schienen die mit Schwierigkeiten einfacher fertig zu werden als diese sich so mächtig fühlenden Männer. Cyarxon wünschte sich das Mittelalter zurück mit seinen attraktiven Hexen. Die auf einem Besenstiel reiten zu lassen, war doch viel anregender als die ganzen neuzeitlichen Gepflogenheiten. Zu den Erzengeln damit!
    Seine Gedanken schweiften ab, während sein Klient im Hintergrund redete.

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