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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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durch seinen Körper hindurch glitt.
    Zamorra atmete tief durch. Nicole war verschwunden.
    Nicole stand neben Zamorra und sah ihn fassungslos an.
    ***
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« fluchte Bernd Wahrmann und führte mit zitternden Fingern die Schnapsflasche zum Mund. »Ich hab' gewußt, daß die Sache nicht gut geht. Leg dich nie mit Bullen und Behörden an - das ist mein Motto. Aber du mußt ja alles besser wissen.«
    Frank Therborn trat mißmutig gegen einen Reifen des kleinen Lastwagens. Nach dem katastrophalen Gespräch mit dem Bürgermeister waren sie zurück in den Wald gefahren, um sich mit Hilfe von Wahrmanns Alkoholvorräten zu beruhigen. Irgendwie schien ihnen das jedoch nicht zu gelingen.
    »Mich interessiert etwas ganz anderes«, entgegnete er. »Wieso weiß Bender so gut über unser Leben Bescheid? Hast du dich das schon mal gefragt?«
    Der ältere Mann hob die Schultern. »Was weiß ich… Vielleicht hat er sich umgehört.«
    Frank schüttelte den Kopf. »Kann nicht sein. Wir sind doch einfach ohne Termin im Rathaus aufgetaucht. Bender hatte keine Ahnung, weshalb wir ihn sehen wollten. Und du willst mir wohl doch nicht erzählen, daß er über jeden seiner fünfzehnhundert Bürger so gut Bescheid weiß.«
    »Das wußte die Stasi auch…«
    »Aber Bender ist nicht die Stasi. Die gibt’s seit zehn Jahren nicht mehr. Bender ist nur ein kleiner, machtgeiler Politiker, der uns ein wenig einschüchtern will.«
    Frank setzte sich mit einem Seufzer auf die Ladefläche des Lasters und nahm Wahrmann die Schnapsflasche aus der Hand.
    »Ist ja auch egal«, sagte er resignierend. »Die Bullen haben Robbie, und wir können nichts machen. Ende der Geschichte.«
    »Sie werden ihn gehen lassen.«
    Frank runzelte die Stirn. »Ach ja?«
    Bernd schwieg einen Moment lang und betrachtete seine schwieligen Hände.
    »Du bist nicht hier geboren«, sagte er schließlich, »deshalb weißt du einiges nicht.«
    Frank nickte. Er kam eigentlich aus Dresden, hatte die Stadt aber nach seiner Gefängnisstrafe verlassen, um sein Glück auf dem Land fernab der Kriminalität zu suchen. Gebracht hatte es allerdings nichts.
    Bernd räusperte sich. »Ist dir nie aufgefallen, daß wir immer nur hier, am Rand des Nordwalds arbeiten? Daß sich keiner von uns tiefer in den Wald hineinwagt?«
    »Habe ich nie drüber nachgedacht.«
    Der ältere Mann sah ihn ernst an. »Sie haben sogar die Straßen in einem Bogen um den Wald gebaut. Niemand geht dorthin. Und weißt du, weshalb das so ist?«
    Mann, komm zur Sache, dachte Frank ungeduldig und schüttelte als Antwort den Kopf.
    »Weil«, fuhr Bernd fort, »dort im Nordwald der schwarze Mann lebt, und dem gefällt es nicht, wenn ihm die Leute zu nahe kommen, so wie sie es jetzt mit diesem Kino tun. Der schwarze Mann wird sich so lange die Kinder holen, bis sie das verdammte Ding abreißen und ihn wieder in Ruhe lassen. Und deshalb werden die Bullen auch Robbie gehen lassen, weil nämlich noch mehr Kinder verschwinden werden. Dann werden sie sehen, daß er unschuldig ist.«
    Er nahm einen großen Schluck Schnaps. »So, jetzt weißt du, worum es geht.«
    Frank nickte langsam und sah auf den Boden.
    Dann begannen seine Mundwinkel zu zucken, und er prustete los. Der junge Waldarbeiter mußte sich an der Ladefläche festhalten, sonst wäre er vor Lachen vom Lastwagen gefallen.
    »Du hast doch einen Schaden«, stieß er hervor, während er sich die Tränen aus den Augen wischte. »Der schwarze Mann?! Hey, das ist nicht nur dämlich, sondern auch rassistisch. Warum nicht der grüne Mann? Oder in deinem Fall wohl eher der blaue Mann…«
    Er wurde von einem erneuten Lachkrampf geschüttelt.
    Bernd sah seinen Kollegen wütend und verletzt an.
    »Dir wird das Lachen noch vergehen!« rief er über das Gelächter hinweg. »Verlaß dich drauf, du wirst dem schwarzen Mann auch noch begegnen. Und dann…«
    Hinter ihm räusperte sich jemand.
    Die beiden Männer fuhren herum. Franks Lachen erstarb, als er den Mann sah, der neben dem Lastwagen stand.
    Den schwarzen Mann.
    ***
    Frank stöhnte auf. Er wurde blaß. Die schwarze Gestalt flößte ihm im ersten Augenblick Furcht ein. Aber - sie war menschlich.
    Denn auf den zweiten Blick erkannte er den Mann als den Touristen wieder, der bei Robbies Verhaftung nach dem Weg gefragt hatte. Aber irgend etwas schien ihm passiert zu sein. Seine Hände und die schwarze Lederjacke waren zerkratzt, die schwarze Jeans zerrissen.
    »Sie könnten mir einen großen Gefallen tun«,

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