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0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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festgedrückt.
    Eine unwahrscheinliche und irre Leistung.
    Er war nicht mit uns in den Zug gestiegen. Daß er sich jetzt hier aufhielt, bewies mir, wie nahe ich einer Lösung war. Ich rechnete auch damit, daß er mir sagen würde, wo sich meine beiden Freunde Suko und Mandra aufhielten.
    Ich behielt ihn unter Kontrolle, ließ ihm zwar einen großen Vorsprung, aber nicht so groß, daß ich ihn hätte aus den Augen verlieren können. Zudem tat er mir den Gefallen und ging vom Marktplatz weg, denn das Gewühl störte ihn ebenso wie mich.
    Wir schritten über einen kleinen Lagerplatz, der mit leeren Kisten und Kartons übersät war. In ihnen war die Ladung herbeigeschafft worden. Der Mann verschwand plötzlich im Eingang eines braunen, eher schmalbrüstigen und nicht sehr hohen Hauses. Das roch nach einer Falle. Ich folgte ihm trotzdem und tauchte mit eingezogenem Kopf in die Kühle eines schmalen Raumes, der nur ein Fenster besaß. Es lag zur Rückseite hin. Durch die Öffnung sickerte ein fahler Sonnenschein.
    Rifa hatte sich gesetzt. Er hockte im Lotossitz auf einem weichen Kissen. Neben ihm stand ein junges Mädchen und reichte ihm eine Schale mit Tee.
    Mein Mund zog sich zusammen.
    Rifa flüsterte der Kleinen etwas zu, die rasch hinter einem Vorhang verschwand.
    »Sie wird dir etwas bringen.«
    »Danke«, krächzte ich.
    »Du darfst dich auch setzen.«
    Wie für mich bestellt, stand ein Stuhl an der Wand. Ich zog ihn heran, ließ mich nieder und wartete auf den Tee, den das junge Mädchen sehr bald brachte.
    In der Schale befand sich ungefähr die dreifache Menge von dem, was Rifa trank.
    Ich löschte meinen Durst. Vor allen Dingen ließ ich mir Zeit und trank nicht so hastig. Der Tee war lauwarm. Er spülte meinen Mund aus und schmeckte wie Medizin. Doch er tat sehr gut und holte einen Teil meiner Lebensgeister zurück.
    Ich trank die Schale leer, stellte sie ab und nickte Rifa zu, der ebenfalls seinen Kopf bewegte. In dem von langer Askese gezeichneten Gesicht fiel der Mund kaum auf. Leben verrieten nur mehr die Augen.
    »Du hast den Weg also gefunden«, stellte er fest und machte einen zufriedenen Eindruck, als ich dies bestätigte.
    »Habt ihr auf mich gewartet?«
    »Ja, deine Freunde und ich.«
    »Dann haben sie es geschafft?«
    »So ist es.«
    Ich mußte mich anstrengen, um ihn verstehen zu können, obwohl er Englisch sprach, es jedenfalls versuchte.
    »Wo kann ich sie finden?«
    Er winkte mit beiden Händen ab und erklärte mir, daß Eile nicht gut war und noch nie gut gewesen ist.
    Ich widersprach indirekt. »Rifa, ich suche nicht nur sie, sondern eine Frau, die mich begleitet hat und die entführt worden ist. Die Diener des beinlosen Götzen haben uns unterwegs aufgehalten und Narina entführt. Es wird Zeit, ich will sie wiederfinden.«
    »Das wirst du.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Weil es für sie nur einen bestimmten Ort gibt, an den man sie bringen kann.«
    Das hörte sich schon gut an. Ich sah keinen Grund, dem Mann zu mißtrauen. Nur daß er so viel Zeit hatte, mächte mich nervös. Ich kam mir vor wie unter einem Ultimatum stehend.
    »Ich muß dir etwas erklären.«
    »Bitte.«
    In der folgenden Zeit hörte ich, daß es um eine Nachfolge des großen Buddha ging. Außer Rifas Partei gab es noch eine.
    »Die andere Partei wird von dem Beinlosen angeführt?« fragte ich sicherheitshalber nach.
    »Ja. Er und seine Männer sind meine Feinde. Sie sind immer hinter mir her.«
    »Auch jetzt?«
    »Ich muß damit rechnen.«
    »Aber du weißt auch, wo sich Mandra Korab und Suko aufhalten, nicht wahr?«
    Rifa nickte. »Sie haben den Weg zu den alten Totenstädten gefunden und warten dort.«
    »Wie finde ich hin?«
    »Ich werde dich hinführen. Es ist am Ortsrand. Nur dort kann es zum Kampf um die Herrschaft kommen. Es ist nicht sicher, ob jemand gewinnt. Vielleicht will es der Geist des großen Buddha auch nicht, daß einer von uns die Nachfolge übernimmt. Du mußt wissen, daß nach unserem Glauben die Reihe der Buddhas, von denen nie zwei zur selben Zeit auftreten können, in Vergangenheit und Zukunft unendlich ist. Es wird also immer wieder einen Buddha geben.«
    »Wer ist es jetzt?«
    »Ein sehr weiser Mann. Er hat bereits die Weihen zu den höheren Stufen empfangen. Ihm wird es auch gestattet sein, einen Blick ins Nirwana zu werfen. Er wird nicht mehr lange leben, deshalb hat er um seine Nachfolge gebeten.«
    Ich nickte einige Male, um zu unterstreichen, daß ich mittlerweile alles begriffen hatte.

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