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0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jetzt konnte ich auch verstehen, daß sich die beiden Parteien bekämpften.
    Eine wichtige Frage brannte mir noch auf der Zunge. Ich wollte wissen, wie er mich gefunden hatte.
    »Deine Aura wies mir den Weg.«
    »Wie bitte?«
    »Ich spüre, wenn jemand ein Auserwählter ist. Du zählst dazu, in deiner Nähe befindet sich die Heilige Silbe.«
    »In der Tat, das stimmt.«
    »Deshalb habe ich dir das Vertrauen entgegengebracht. Ich kenne keinen Menschen außerhalb unseres Landes, der sonst noch die Heilige Silbe besitzt und der auch in der Lage ist, sie auszusprechen. Ich gehe noch weiter, denn ich hoffe auf dich. Ich hoffe darauf, daß es die Heilige Silbe möglich macht, das Böse zu vertreiben. Es darf dem beinlosen Götzen nicht gelingen, den Thron zu besteigen. Vieles wäre dann verloren, wir müßten wieder von vorn beginnen.«
    Ich hatte begriffen und zeigte es ihm durch mein Nicken an. »Gehen wir jetzt?«
    »Ja, wir machen uns auf den Weg zur Totenstadt. Dort warten deine Freunde.«
    »Und wie geht es ihnen?«
    Rifa deutete ein Lächeln an. »Wie soll es ihnen schon gehen? Sie haben alle Gefahren überstanden und den Tag in der Kühle der Gräber abgewartet.«
    »Auch nicht gerade angenehm«, murmelte ich und wollte mich nicht beschweren.
    Der ›heilige‹ Mann erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung.
    Das junge Mädchen sah ich nicht mehr. Es hätte eine Schwester von Narina sein können.
    Wir traten wieder in die Hitze. Die Sonne war weitergewandert und tiefer gesunken. Sie hatte eine andere Farbe bekommen. Ein beinahe schon blutiges Rot überzog den Himmel, als hätte ein furchtbarer Dämon seinen Atem ausgehaucht.
    »Wohin?«
    Rifa wartete mit einer Antwort. Sehr wachsam schaute er sich um.
    Danach hob er den Arm und deutete in Richtung Altstadt und Fluß.
    »Dort finden wir die Stätten der Toten, die alten Gräber, wo die Geister der Weisen durch alte Mauern schweben und Grüße aus anderen Welten schicken. Dort und nur dort, wird sich alles entscheiden…«
    Er ging und schaute nicht einmal nach, ob ich ihm auch folgte.
    ***
    Die Fahrt in die Stadt Gaya hatte Narina wie einen bösen Alptraum erlebt. Sie hatte kaum etwas gesehen und nur die Geräusche gehört.
    Vier Bewacher umhockten sie, zudem versperrten ihr Planen die Sicht. Nur durch gewisse Spalten sickerte noch Helligkeit.
    Narina lag auf dem Rücken. Sie hatten ihr einfach keine andere Chance gelassen. Es war eine Demütigung für sie, gegen die Beine der Bewacher zu schauen, und sie wagte nicht, auch nur mit einer Wimper zu zucken. Aus Angst, daß die Kerle die Bewegung falsch verstehen konnten und einfach zutraten.
    Dieser Wagen besaß eine bessere Federung als der erste. Trotzdem schaukelte er über den unebenen Boden und schwankte manchmal wie ein Floß auf hoher See.
    Der Staub fand überallhin seinen Weg und legte sich auf die Gesichter.
    Obwohl jede Minute den Tod versprechen konnte, dachte sie auch an ihre Zukunft. Wie sollte es weitergehen? Narina ging davon aus, daß die Diener des Beinlosen kein Pardon kannten. Sie waren auf ihr Ziel fixiert, sie würden es immer wieder versuchen und brachten jeden um, der sich ihnen in den Weg stellte.
    Nur war ihnen die junge Inderin bisher nicht in die Quere gekommen. Allein die Tatsache, daß sie John Sinclair begleitet hatte, war für ihre Lage verantwortlich.
    Über sie hinweg unterhielten sich die Schwarzgrauen mit Flüsterstimmen. Sie sprachen von der großen Stunde, die sehr bald eintreffen würde. Sie redeten über einen Umbruch, der das Land religiös erschüttern würde, wobei die Stadt Gaya der Ausgangspunkt sein sollte. Dort war alles vorbereitet, und es würde auch Blut fließen, wenn die Feinde sich ihnen in den Weg stellen sollten.
    Das alles hörte sich nicht gut an, denn Narina zählte zu den Feinden des Beinlosen.
    Was konnte John Sinclair tun?
    Nicht viel. Die Verfolgung übernehmen. Und dann? Er hockte in einem Fahrzeug, das längst nicht mit der Geschwindigkeit daherrollen konnte wie der Wagen ihrer Entführer. Er würde zwangsläufig zurückbleiben müssen, da gab es einfach keine andere Möglichkeit, und Narina machte sich da auch keine Illusionen.
    Der Motorradfahrer fuhr noch immer voran. Sehr oft hörte sie den Motor der Maschine. Sehen konnte sie nichts. Dennoch erwachte in ihr allmählich der Eindruck, daß sich die Geräusche außerhalb des Wagens veränderten. Sie waren nicht mehr so weitläufig und wirkten viel kompakter, als wären sie von Wänden zurückgeworfen

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