0676 - Tanz der Totenfeuer
mich noch zurück und beobachtete nur, wie Bill Conolly dicht an den bläulichen Totenlichtern vorbeiglitt, bis er einen bestimmten Punkt erreicht hatte, wo er zur Ruhe kam.
Für einen langen Augenblick geschah nichts. Dann durchlief ein heftiges Zittern den Boden, das sogar mich erreichte. Ein Vorbote dreier weiterer Totenlichter, die aus dem Untergrund sprühten und die Ecken eines Dreiecks bildeten.
Dieses Licht hatte mit den normalen Totenlichtern nicht viel gemein. Es sprühte hervor, während seine Flammen eine kelchartige Form einnahmen.
Eine lange, endlose Sekunde geschah nichts. Nur der Reporter stand leider noch immer unter dem Bann der Hexe, die den neuen Weg suchte, und er schwebte über dem Dreieck.
Die hinzugekommenen Lichter hielten nur ein bestimmtes Gebiet besetzt. Es reichte von der Größe her allerdings aus, um ein bestimmtes Wesen aus der Tiefe hochsteigen zu lassen.
Den Anfang machte ein Knacken. Häßlich hörte es sich an und trieb mir einen Schauer über den Rücken. Ich konzentrierte meinen Blick auf den Punkt, woher das Knacken erklungen war. Sein Ursprung war völlig natürlich, denn durch den Druck hatte die Eiskruste ihre glatte Fläche aufgeben müssen.
Sie brach allmählich in Stücke. Ein Spinnennetz aus Rissen erschien, zunächst sehr fein und deutlich zu sehen, da sich das Licht der drei Flammen darauf niederschlug. Dann breiteten sich die Risse aus, sie nahmen die Breite von Fingern an, und schließlich entstanden die ersten Lücken, denn so dick war das Eis auch nicht.
Nebel quoll aus der Tiefe.
Er stieg rasch, senkrecht und wallend in die Höhe, wobei er sich rasch ausbreitete und Bill Conolly schon Augenblicke später in den Wolken verschwand.
Der Nebel nahm mir die Sicht auf das Zentrum. Ich konnte nicht mehr an meinem Platz bleiben und mußte den Sumpf betreten.
Jane Collins unternahm nichts. Sie behielt Francine Joy im Auge, denn keinesfalls wollte sie sich noch einmal von ihr überraschen lassen.
Mir überließ sie Bill und auch die Gestalt, die ich innerhalb der hellen Wolken entdeckte.
Eine Frau…
Nackt und bleich, mich an eine Statue aus hellem Marmor erinnernd und gleichzeitig an eine Tänzerin, was ihre Haltung anbetraf, denn sie hatte den rechten Arm ausgestreckt und den linken nach hinten gedrückt. So als wäre sie auf dem Sprung, denn auch die Füße berührten den Boden nicht mehr.
Ob sie schön war oder nicht, verbargen noch die geheimnisvollen Wolken, die sich aber auflösten, als hätte jemand zwischen sie geblasen. Meine Sicht war frei.
Ich sah Elena, Bill und die Flammen. Ein paar Schritte von den beiden entfernt, hielt sich Francine Joy auf, die es kaum fassen konnte, daß ihr der Kontakt zu ihrer Ahnherrin gelungen war.
»Elena!« Sie rief das eine Wort. Für mich hörte es sich an wie ein schweres Stöhnen.
Noch hatte das figurhafte Wesen nichts getan. Es war nicht mit den Geistern innerhalb der Totenlichter zu vergleichen, weil diese Gestalt nicht feinstofflich war.
Aber die Geister reagierten, denn sie rückten plötzlich enger zusammen, als wollten sie der neuen Person einen entsprechenden Tribut zollen. Bisher hatte ich noch nicht herausgefunden, was die Joy genau vorhatte, denn sie hielt sich zurück.
Das war auch gut so, denn ich kam näher an das Geschehen heran, ohne daß man mich angriff.
Bill stand auch weiterhin unter dem Einfluß der Francine Joy, die sich allerdings jetzt auf Elena konzentrierte, auch Jane nicht mehr ansah und den anderen entgegenschritt.
»Darauf habe ich gewartet«, sagte sie mit einer Stimme, die auch wir verstehen können. »Ich wußte es, daß du nicht tot bist. Ich habe es gespürt. Ich will, daß du deine schreckliche Welt verläßt und dich endlich wieder unter die Menschen wagst, so wie du es auch früher gewesen bist. Wir beide können die Macht aufbauen. Ich habe viele Menschen gesammelt, die uns folgen werden. Dir, mir und den Geistern, die uns die Wege zu den anderen Ebenen zeigen. Alles wird sich verändern. Was bisher noch Theorie gewesen ist, wird bald zur Praxis werden. Ich… ich freue mich auf dich, Elena.«
Sie hielt nichts an ihrem Platz. Mir war klar, daß die Entscheidung dicht bevorstand.
Jane Collins dachte ebenso, denn sie sprach mich an. »John, du mußt etwas tun. Ich habe keine Waffe. Du bist es, der…«
»Halt den Mund!« schrie die Joy. Sie zitterte plötzlich. Es sah zudem so aus, als wollte sie sich drehen, um Jane Collins ihre Stärke zu beweisen, aber sie blieb
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