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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mondstein bei sich. Aber sie fand ihn nicht.
    Dafür fand man sie, über den Toten gebeugt, in seiner Kleidung wühlend.
    ***
    Zamorra und Nicole hielten den Atem an, als die Gestalt sich ihnen immer mehr näherte - und dann an ihnen vorbeischritt, um in der Ferne zu verschwinden. Sie bewegte sich völlig sicher in der Dunkelheit, gerade so, als könne sie perfekt sehen.
    »Eine Frau«, flüsterte Zamorra, als die Schritte kaum noch zu hören waren.
    »Die Frau des Herzogs!« kommentierte Nicole.
    »Bist du sicher?«
    »Absolut«, erwiderte Nicole. »Ich weiß, wie sie sich bewegt, wie sie riecht. Sie war es. Was zum Teufel hat sie hier unten zu suchen? Und so, wie sie drauflosmarschiert, ist sie nicht zum ersten Mal hier. Sie kennt sich bestens aus!«
    »Wir werden es herausfinden«, sagte Zamorra. »Komm, hinterher, ehe wir ihre Schritte verlieren! Und leise, damit sie uns nicht hört!«
    »Und wenn wir später den Weg zurück nicht mehr finden?«
    »Dann wird uns schon etwas einfallen«, erwiderte der Dämonenjäger. Und auf leisen Sohlen folgten sie der Frau, die zielsicher und schnell durch die Dunkelheit davonschritt.
    ***
    Yaga sprang auf. Sie wehrte sich. Schlug um sich. Sie war von der ganzen fatalen Situation, in die sie geraten war, so überrascht und überrollt worden, daß sie kaum daran dachte, ihre Zauberkraft einzusetzen. Zumal sie ohne ihre entsprechenden Hilfsmittel, die sie in Haus und Ofen fand, ohnehin nicht ganz so stark war wie sonst.
    Aber es reichte, ihre körperliche Abwehr zu verstärken. Sie tötete die Männer, die sie festhalten und gefangennehmen wollten, weil sie sie völlig zu Recht als Mörderin des Herzogs ansahen. Aber der Kampf ging alles andere als lautlos vonstatten. In der Nähe wurden bereits Stimmen laut; jeden Moment konnten andere Menschen hier auftauchen und würden Yaga sehen -umringt von noch mehr Toten!
    Sie mußte von hier verschwinden.
    Sie konnte nicht mehr nach dem Mondstein suchen - nicht jetzt. Sie mußte ihr Leben retten, denn auch Hexen sind nicht unbesiegbar. Wenn sie wenigstens den Ofen in der Nähe gehabt hätte! Aber das war nicht der Fall, sie war nur auf sich allein gestellt.
    Also von hier verschwinden.
    Sich danach etwas einfallen lassen - vielleicht ihr Aussehen ändern und so zurückkehren, um nach dem Mondstein zu suchen. Was auch immer; jetzt ging es erst einmal darum, zu entkommen. Sie rannte davon. Wurde gesehen, floh noch schneller. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie nach einem Ausweg suchte. Durch das Burgtor konnte sie sicher nicht; die Nachricht von der Ermordung des Herzogs verbreitete sich schneller, als sie laufen konnte, und man würde sie ganz bestimmt nicht hinaus lassen. Selbst wenn sie am Tor Magie anwandte, würde es jemanden geben, der ihr einen Pfeil oder einen Armbrustbolzen in den Rücken schoß. Oder sie mit Lanze oder Wurfaxt tötete.
    Sie hatte nur eine Chance - sich in den unergründlichen Kellerräumen zu verstecken. Sie wußte nicht, wie weiträumig die unterirdischen Anlagen sich dehnten, sie konnte nur hoffen, dort zu entkommen, ihre Spur zu verwischen.
    Sie hetzte eine Treppe hinunter in die Tiefe, sah eine Tür mit einem Schloß, das ihr recht merkwürdig vorkam.
    Hinter ihr Stimmen und Geschrei. Sie wurde verfolgt.
    Das Schloß… es war beschädigt!
    Und als sie es berührte, fühlte sie einen ganz schwachen Hauch von Magie. Er war noch nicht verweht. Jemand hatte diese Tür erst vor kurzer Zeit durch Zauberei geöffnet.
    Zamorra! durchzuckte es sie. Höchstwahrscheinlich war er es gewesen. Wer sonst wandte hier Magie an?
    Vielleicht noch die Puppenspielerin, aber die lebte in dieser Burg und hatte es sicher nicht nötig, Türen mit Gewalt zu öffnen. Sie hatte die Möglichkeit, sich einen Schlüssel zu beschaffen.
    Yaga verschwand in dem dunklen Korridor hinter der Tür. Und sie setzte ihre Magie ein, wob einen Zauber, der das Schloß wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzte. Damit war die Tür sicher verriegelt.
    Gerade noch rechtzeitig. Denn schon im nächsten Moment rüttelte jemand an der Tür, ertönten draußen Rufe. Unwillkürlich hielt Yaga den Atem an. Wieder wurde gerüttelt. Dann behauptete jemand: »Abgeschlossen. Hier kann sie nicht sein.«
    Die Hexe hörte, wie auch an anderen Türen gerüttelt wurde. Langsam entfernte sie sich in die Dunkelheit hinein. Sie dachte an Zamorra. Er mußte irgendwo hier unten sein. Was versprach er sich davon?
    Sie tastete die Wände ab.

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