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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte, erfuhr er nicht, aber es sah so aus, als könne sie aus diesen Bildern etwas lesen, das sie zufriedenstellte.
    Merlin hatte nicht gewollt, daß sie den Teppich bekam…
    Und sie bekam ihn.
    Sie rollte ihn zusammen. Ließ die tote Puppenspielerin beiseite rutschen, scherte sich nicht um das Blut. Sie warf sich den Teppich über die Schulter.
    »Gehen wir«, sagte sie und rieb den Mondstein zwischen den Fingern.
    ***
    Ende April 2000:
    Zamorra starrte Merlin an. Langsam ließ er die immer noch besinnungslose Nicole in einen der Sessel vor dem hufeisenförmig geschwungenen Arbeitspult sinken. Er fühlte sich immer noch erschöpft.
    Kaum zu glauben, daß sie ein paar Sekunden vorher noch im Jahr 1440 gewesen waren!
    Er hatte den Übergang nicht einmal richtig registriert. Er wußte nur, daß er und Nicole es seiner Todfeindin Yaga verdankten, wieder in der Gegenwart zu sein. Dort, woher sie gekommen waren. Woher Merlin sie in die Vergangenheit geschickt hatte.
    Merlin schwieg, aber sein Blick war eine einzige Frage.
    Sekundenlang überlegte Zamorra, was er dem Zauberer sagen sollte. Sollte er ihn belügen? Immerhin waren Nicole und er wieder hier. Für Merlin mußte das bedeuten, daß sie Erfolg gehabt hatten. Daß sie der Puppenspielerin auftragsgemäß den Teppich entreißen konnten, ehe Yaga…
    »Sie hat den Teppich«, sagte er.
    Merlin schwieg.
    Zamorra zuckte mit den Schultern und wandte sich dem Visofon zu, der internen Bildtelefonanlage. »Raf… -William, Mademoiselle Nicole ist verletzt. Bringen Sie bitte Erste-Hilfe-Material in mein Büro.« Er ärgerte sich, daß er im ersten Moment Raffael Bois' Namen angesprochen hatte. Der alte Diener war tot; er bewegte sich nur noch als Geist durch die Mauern des Châteaus. Seine Nachfolge hatte endgültig der schottische Butler William angetreten. Aber die Macht der Gewohnheit…
    »Ich bin sofort da, Monsieur«, versicherte William über die Anlage.
    »Es ist nicht gut«, sagte Merlin in diesem Moment. »Sie hätte den Teppich niemals bekommen, geschweige denn überhaupt nur sehen dürfen. Du hast versagt, mein Freund. Du hättest die Puppenspielerin notfalls töten und den Teppich mit hierher nehmen…«
    »Verschwinde«, erwiderte Zamorra eiskalt. »Verschwinde, aber ganz schnell. Oder ich prügele dich zur Tür hinaus. HAU AB!«
    »Ist es das, was du wirklich willst?«
    Zamorra ging zum Wandsafe. Ohne darauf zu achten, ob Merlin ihm dabei über die Schulter sah, tippte er den Code in die hinter der Tapete verborgene Tastatur. Die Safetür schwang auf und wieder zu; in den drei Sekunden dazwischen nahm Zamorra einen Dynastie-Blaster heraus, entsicherte ihn und stellte ihn in der gleichen Bewegung auf Laser-Modus.
    »Verschwinde, Merlin, oder du bist in weniger als einer Sekunde ein Ascheklumpen.«
    Der Zauberer runzelte die Stirn.
    »Du solltest dich nicht von deinem Zorn leiten lassen«, sagte er. »Es gibt Dinge, die größer sind als dein Verstand.«
    Zamorra krümmte langsam den Zeigefinger.
    Merlin verschwand.
    Und William kam mit dem Erste-Hilfe-Koffer.
    ***
    Im Jahre des Herrn 1440:
    Nicht einmal Yaga ahnte, was in jenem Moment geschah, in welchem sie mit Zamorra und seiner Gefährtin in die Gegenwart zurückkehrte.
    Aus der Blutlache entstand Bewegung.
    Die Spielerin erhob sich. Sie, die tot gewesen war, erschlagen von der Hexe Yaga und ihrer Magie, wurde wiedergeboren, und nichts an ihrem Körper deutete darauf hin, daß er zerschlagen und verstümmelt worden war. Sie war wieder, was sie immer war - die Inkarnation der ›Dunklen Madonna‹.
    Sie lachte auf. Sie ging zu dem kleinen Altar und stellte die umgestürzte Skulptur wieder auf. Zärtlich streichelte sie die Madonnenfigur. »Ich danke mir«, flüsterte sie der Darstellung ihrer selbst zu.
    Alles war nach Plan verlaufen -fast alles. Das Agieren Yagas, ihr eigener Tod - nur daß Yaga den Teppich mitgenommen hatte, nicht. In diesem Punkt hatte Yaga ebenso die Spielregeln ignoriert, wie der fremde Zauberer Zamorra sich kaum hatte manipulieren lassen.
    Aber all das war geschehen und vorbei.
    Das Leben ging weiter, Auch ihr Leben. Der Verlust des Teppichs war äußerst ärgerlich, aber nicht ungeschehen zu machen.
    Doch dies war nun nicht mehr ihr Problem, sondern das Merlins.
    ***
    Walpurgisnacht 2000:
    Während Zamorra und Nicole wieder dort landeten, von woher sie in die Vergangenheit gereist waren, ging Baba Yaga einen anderen Weg. Sie kehrte nicht in den zerstörten Zauberwald zurück, in das

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