0677 - Yaga, die Hexe
Inferno, aus dem sie hinausgeschleudert worden war - sondern sie erreichte einen Ort, an welchem ihresgleichen sich in dieser Zeit trafen.
Den Blocksberg im Harz.
Den Teppich ließ sie fallen, weil er schwer war, und vor ihr rollte er sich aus und zeigte abermals die schemenhaften Skizzen, die unverständlich blieben; sie zu deuten und zu manipulieren, hätte es der Fähigkeiten der ›Puppenspielerin‹ bedurft.
Dennoch wußte Yaga, daß sie sich mit diesem Teppich intensiv befassen mußte. Denn der Mondstein, der sie in die Gegenwart zurückgetragen hatte, verriet ihr dabei, daß in diesem Teppich ein weiterer Hinweis auf ihre Tochter versteckt war. Der Teppich war das Wichtige gewesen, weniger die Spielerin selbst, und jetzt erst begriff Yaga, daß nur ihr Unterbewußtsein ihr geholfen hatte. Denn sie hatte die Spielerin getötet und den Teppich entwendet - ohne daß ihr klargeworden war, warum sie das tat. Irgend etwas, vielleicht eine ganz besondere Art von Magie, hatte ihr Interesse auf diesen Teppich gelenkt.
Vielleicht war es auch der Mondstein gewesen, den sie von Zamorra zurückgewonnen hatte?
Sie hob die Hand.
Die war leer.
Der Stein war wieder das geworden, was er ganz zu Anfang gewesen war: ein Lichtstrahl des Mondes; und als solcher war er nun erloschen und vergangen.
Und Yaga hatte den zweiten der gesuchten Hinweise. Merlin, der ihr diese Hinweise verweigern wollte, hatte das Nachsehen!
Yaga lachte spöttisch.
Und gab sich dem Treiben auf dem Blocksberg hin.
Ein alljährliches, wildes Fest, bei dem die Hexen ihrem Herrn, dem Teufel, huldigten, wie die Menschen glaubten. Doch alles war noch ganz anders. Welch Menschenverstand vermochte zu begreifen, was magische Wesen wirklich taten?
Yaga war überrascht, als sie Asmodis sah.
Lange hatte er sich nicht mehr in dieser Gesellschaft gezeigt; nicht mehr, seit er der Hölle den Rücken gekehrt hatte und andere sich auf seinem Thron des Fürsten der Finsternis abwechselten. Derzeit war es Stygia, und obgleich Yaga sie irgendwie als artverwandt sah, hätte sie doch lieber eine der Thessalischen Hexen auf dem Thron gesehen als ausgerechnet Stygia. Doch dies alles entzog sich Yagas Einfluß.
In dieser Nacht ging sie Asmodis aus dem Weg, der sich unter den Sterblichen derzeit Sid Amos nannte, aber einmal war sie ihm nahe genug, sein Gespräch mit einem anderen Dämon zu belauschen.
In diesem Gespräch äußerte Asmodis sich abfällig über Frauen im allgemeinen und Hexen im besonderen. Er, der die wirkliche Schuld daran trug, daß Merlins Zauberwald vernichtet worden war.
Er, der einst Fürst der Finsternis gewesen war, der sich hier zu Walpurgis von den Hexen den Hintern küssen ließ - er äußerte sich so herablassend und verächtlich?
Es war an der Zeit, ihm eine Lektion zu erteilen.
Und Yaga wußte auch schon, was sie ihm antun würde.
Diese Geschichte war noch nicht zu Ende…
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 639 »Merlins Zauberwald«, Professor Zamorra Nr. 640 »Hexentränen«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 666 »666 - Die Zahl des Tiers«, und folgende
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 620 »Teris Jagd«
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