0678 - Zeus Anno 3460
nervös war. Schließlich erwartete er keinen Fremden. Immer stärker beschäftigte ihn die Frage, was während der vergangenen Stunden im Hauptlabor geschehen sein mochte.
Bull warf Fontain einen Seitenblick zu. Der Cyborg schien zu wissen, was im Labor geschehen war. Die Tatsache, daß er nicht eingegriffen hatte, schien darauf hinzuweisen, daß er keine Gefahr fürchtete.
„Da kommt er!" rief Ras Tschubai.
Im Gang tauchte jetzt der musko-löse Wissenschaftler auf.
Er wurde von einem Matten-Willy und einem Posbi begleitet.
„Wir haben etwas Schreckliches herausgefunden!" sagte Goshmo-Khan. „Wir sind alle nur Teil einer Illusion."
Bull sah ihn verständnislos an, dann wurde seine Aufmerksamkeit von dem Posbi in Anspruch genommen, der einen Schritt auf den Wissenschaftler zu machte und scheinbar wütend mit den Tentakeln wedelte.
„Du hast es gesagt! Du weißt, was das bedeutet."
Bull hatte das Gefühl, daß irgend etwas Entscheidendes geschah. Er mußte sehr schnell etwas tun, aber er ahnte nicht einmal, was Goshmo-Khan von ihm erwartete.
„Ich mußte es ihnen sagen!" erwiderte Goshmo-Khan heftig.
„Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren."
Er deutete auf Fontain und lachte.
„Warum fürchten wir ihn, Bull? Auch er ist nur eine Illusion!"
„Das ist doch sinnlos", sagte Fontain. „Ich weiß zwar nicht genau, was sie vorhaben, aber es wird nicht funktionieren."
„Du siehst, daß man uns nicht glaubt", schaltete sich der Posbi ein. „Wenn wir nicht schweigen, werden sie uns ausschließen.
Das ist der Sicherheitsfaktor, den man in die Illusion eingebaut hat."
„Ich frage mich, wie Sie es geschafft haben, daß der Posbi daran glaubt", sagte Fontain bewundernd. „Ich durchschaue Ihren Plan, Erdenmensch."
„Er hält uns für einen Plan", sagte der Posbi. „Auch das gehört zu den Sicherheitsfaktoren."
Goshmo-Khan preßte die Hände vors Gesicht und schluchzte.
„Wir können nichts tun!" schrie er. „Unsere Existenz ist sinnlos.
Wir können nichts dagegen tun."
„Die Illusion ist in sich geschlossen", stellte der Posbi fest und explodierte.
Bull riß die Hände hoch, um seine geblendeten Augen zu schützen. Der heiße Atem der Stichflamme versengte seine Gesichtshaut. Dann drang der Donner der Explosion in seine Ohren. Die Druckwelle riß ihn von den Beinen und warf ihn zu Boden.
Auch die anderen waren gestürzt. Nur Fontain stand noch da, unmittelbar neben der Explosionswolke, die sich langsam auflöste. Drei Löschroboter kamen den Gang entlang gerast, aber Goshmo-Khan schrie ihnen zu, daß sie verschwinden sollten.
Bully sah, daß Fontain sich umdrehte und langsam davonging.
Er richtete sich auf und warf dem Wissenschaftler einen fragenden Blick zu.
„Was bedeutet das?"
Goshmo-Khan sah Fontain nach.
„Wenn er das ist, wofür ich ihn halte, fängt er jetzt an, darüber nachzudenken, ob er wirklich existiert."
„Und was versprechen Sie sich davon?"
„Er könnte enden, wie dieser arrne Posbi", sagte Goshmo-Khan hoffnungsvoll. „Es wäre ein bedeutender Sieg über Zeus."
7. Der Mutant
Wenn man länger als eintausendfünfhundert Jahre gelebt hat, verschieben sich die Wertbegriffe, und man gewinnt Abstand von vielen Dingen, die man früher für bedeutend gehalten hatte.
Manchmal erinnere ich mich an einen Artikel, den ich 1967 in der Zeitung gelesen habe. Das menschliche Gehirn, so stand darin, ist nicht dafür geschaffen, wesentlich länger als einhundertfünfzig Jahre zu funktionieren.
Mein Gehirn funktioniert seit zehnmal soviel Jahren-und es funktioniert - dank meines Zellaktivators - ausgezeichnet.
Glücklicherweise ist das menschliche Gehirn fähig, Daten auszutauschen. Unwichtiges wird gelöscht, neue Informationen werden aufgenommen.
Ein Bekannter Wissenschaftler sagte einmal: „Die psychische Krise der Aktivatorträger muß kommen. So gesehen, sind die Zellaktivatoren Zeitzünder. Die Lunte glimmt bereits und wird irgendwann in der Zukunft abgebrannt sein. Was dann passiert, kann niemand vorhersagen, aber es wird mit Sicherheit schrecklich werden."
Es wurden viele Theorien entwickelt, was mit uns einst geschehen wird.
Bisher ist keine Prophezeiung eingetroffen. Die Krise läßt weiter auf sich warten.
Wenn ich in mein Inneres lausche, kann ich keine Alarmzeichen feststellen. Aber vielleicht sind sie schon da.
Im Augenblick habe ich keine Zeit, darüber nachzudenken.
Wir haben mit einer Krise zu leben, die sicher nicht leichter zu
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