0679 - Im Bannkreis der Pyramide
Takvorian.
Rhodan nickte und sah die Umstehenden ernst an.
„Dann müssen wir das Schlimmste annehmen und davon ausgehen, daß wir es mit den wahren Beherrschern dieser Raumzone zu tun haben."
„Damit könntest du schon recht haben", sagte da Gucky, der sich der Versammlung unter der Bodenschleuse der MARCO POLO näherte und Rhodans letzte Worte gehört hatte.
„Hast du etwas herausgefunden, was unsere Vermutungen bestätigt?" fragte Rhodan den Mausbiber.
„Ich habe mich in den Gedanken der Feuerflieger herumgehört, die uns in achtungsvollem Abstand umschwärmen", berichtete Gucky. „Sie glauben, daß mit der MARCO POLO und dem Pyramidenberg ein neuer Gott, ähnlich mächtig wie Zeus, auf ihre Welt gekommen ist. Ihre Angst ist aber in der Tatsache begründet, daß sie plötzlich in einem Bannkreis gefangen sind, den sie nicht mehr verlassen können. Aus den Gedanken eines Feuerfliegers hörte ich heraus, daß der Bannkreis geradewegs durch eine Felsenburg führt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine energetische Barriere, die zumindest von organischer Materie nicht zu durchdringen ist. Im Mittelpunkt des Bannkreises steht die Felsenpyramide mit der MARCO POLO auf dem Dach. Daraus läßt sich einiges auf unsere Lage schließen."
„Ja", stimmte Rhodan zu, „zum Beispiel, daß innerhalb dieses Bannkreises keine energetischen Geräte funktionieren. Wir sind wie die Mucierer darin gefangen, doch sind wir um vieles schlimmer dran. Es dürfte wohl mit ziemlicher Sicherheit feststehen, daß die Pyramide für diesen Zustand verantwortlich ist oder zumindest eine entscheidende Rolle spielt. Von dieser Seite müssen wir an das Problem herangehen."
„Dabei sind wir gegenüber unserem Gegner aber arg im Nachteil", warf Waringer ein. „Welche Kräfte auch immer für unsere Energiekrise verantwortlich sind, unseren Gegner, der sie handhabt, betreffen sie nur bedingt. Während der Gegner seine Technik einsetzen kann, müssen wir uns mit Primitivwaffen begnügen. Der Vergleich von dem Wilden, der dem Energiestrahler des Raumfahrers mit der Keule gegenübertritt, trifft haarscharf auf uns zu."
Rhodan lächelte säuerlich.
„Wilde haben bereits mehr als einmal über die Technik triumphiert. Und immerhin haben wir eine Notausrüstung an Bord, die sich sehen lassen kann. Aber bevor wir sie einsetzen und zum Gegenangriff übergehen, sollten wir zuerst Kontakt mit den Mucierern aufnehmen. Sie würden für uns starke Verbündete abgeben."
„Es wird nicht leicht sein, den Kontakt zu ihnen herzustellen", gab ein Xenopsychologe aus dem Waringer-Team zu bedenken.
„Ohne die Unterstützung der Translatoren sehe ich fast unüberbrückbare Verständigungsschwierigkeiten. Die moderne Fremdpsychologie kennt zwar viele Tricks und Kniffe, um mit Fremdintelligenzen in Kontakt zu treten. Aber bei der geringen Intelligenz wird das sehr zeitraubend sein."
„Mit Hilfe der Telepathen, die sich in das Verhalten der Eingeborenen hineindenken können, wird sich dieser Vorgang erheblich verkürzen lassen", versicherte Rhodan. „Außerdem spricht es für uns, daß wir die Mythologie der Mucierer kennen, die sich Zeus von den alten Griechen abgeschaut hat. Das können wir uns ebenfalls zunutze machen. Ich könnte mir gut vorstellen, daß es auf die Mucierer großen Eindruck macht, wenn plötzlich Diana, die altgriechische Göttin der Jagd, auftaucht..."
Bei diesen Worten blickte Rhodan zu seiner Frau Orana und zwinkerte ihr zu.
6.
Rantho war ein Glückspilz, ein Kind der Götter. Da er auch selbst einiges wie Klugheit, List, Mut und Kraft ins Leben mitbrachte, hatte er es bis zu seinem achtzehnten Lebensabschnitt schon weit gebracht.
Er wurde im Berg Moraur geboren - und das allein war schon mehr Glück als ein Mucierer erwarten durfte. Denn Moraur war der größte Felsen in weitem Umkreis, er besaß die größte Hochebene mit den saftigsten Weiden und den fruchtbarsten Äckern und den meisten Felsvorsprüngen, auf denen ebenfalls Weidegründe, Fruchtbäume und sträucher und andere Nährpflanzen gediehen. Nie fiel der Schatten einer anderen Felsenburg auf Moraur, denn es war auch der höchste Berg der Welt.
Dabei schien Ranthos Geburt unter einem bösen Vorzeichen zu stehen. Denn an diesem Tag wurde vom Ältestenrat verfügt, daß jedes zweite Neugeborene zu töten sei - nur alle „ungeraden" Neugeborenen durften am Leben bleiben. Zu dieser Maßnahme sah sich der Ältestenrat gezwungen, weil das friedliche Leben
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