068 - Das Schädelgrab
durchhalten mußten.
In der Ebene kreisten eine Zeitlang Geier über ihnen, und Atax bemerkte in der Ferne einen riesigen Saurier, von dem sie jedoch nichts zu befürchten hatten. Unangefochten erreichten sie das Ende der Ebene. Am Rand eines stillen düsteren Waldes schlugen sie schließlich ihr Lager auf.
Die Coor-Banditen teilten mit Atax und Cuca das getrocknete Fleisch, das sie bei sich hatten, Arma aß Wurzeln, und es herrschte eine verlogene freundschaftliche Atmosphäre am Lagerfeuer.
Sie spielten einander etwas vor. Die Coor-Banditen waren brav und anständig. Atax und seine Begleiterinnen waren harmlos und schutzbedürftig.
Xercand meinte, es wäre ein echter Glücksfall, daß sie aufeinander gestoßen wären, und das meinte er wirklich so.
Wakalla und Lobbon waren ganz seiner Meinung. Er sah sie breit grinsen und hoffte, daß Atax das nicht richtig verstand. Aber Atax schien ihnen nicht zu mißtrauen. Atax war in Xercands Augen ein Einfaltspinsel, den man jederzeit spielend hintergehen konnte.
Wie hatte es Atax nur geschafft, so lange ungeschoren zu bleiben? Er war naiv, war dumm wie ein Schaf, hatte keinen blassen Schimmer, daß er mit Wölfen zusammen war.
Diese Wölfe würden ihm bald ihre Zähne zeigen.
Es gab einen kleinen Fluß, der sich in der Nähe ihres Lagerplatzes vorbeikrümmte. Arma begab sich an dessen Ufer. Sie wollte allein sein und von der Zukunft träumen.
Von ihrer Wiedergeburt, zu der es beim Todessee kommen würde.
Xercand und seine Begleiter hatten bisher noch nicht danach gefragt, was sie beim Todessee wollten, und er hätte darauf auch keine ehrliche Antwort bekommen.
Arma setzte sich, griff nach Kieselsteinen und warf einen nach dem anderen ins Wasser.
Der Platz war idyllisch und angenehm still.
Arma dachte an Metal, mit dem sie so lange zusammen gewesen war. Sie hatten so vieles gemeinsam getan. Würde es jemals wieder so wie früher sein können? Sie standen jetzt in verschiedenen Lagern. Arma auf Atax' Seite. Metal auf Magos Seite.
Feinde…
Vielleicht konnte sie Metal zu einem Fronten Wechsel bewegen. Man mußte auf das bessere Pferd setzen, und das war nicht Mago, sondern Atax. Wenn Metal das einsah, würde er sich vom Schwarzmagier trennen, dann hatte sie ihn wieder.
Aber das alles lag noch in weiter Ferne für sie.
Es konnte noch vieles dazwischenkommen, und das beunruhigte sie. Arma hätte das Bad im Todessee schon gern hinter sich gehabt.
Wieder warf sie einen Stein in den still und träge vorbeifließenden Fluß. Ein leises Plumpsen war zu hören, und dann bildeten sich Kreise auf der Wasseroberfläche, die langsam davonschwammen.
Wenn sie bereits ganz Arma gewesen wäre, wären ihre Sinne schärfer gewesen, und sie hätte gemerkt, daß sie nicht allein war. So aber hatte sie keine Ahnung.
***
Xercand wurde unruhig. Roxane Arma hatte sich entfernt. Die Gelegenheit, sich mit ihr in der Abgeschiedenheit zu vergnügen, war günstig. Er wäre ein Idiot gewesen, wenn er sie nicht wahrgenommen hätte.
Aber er wollte keinen Ärger haben. Alles sollte ohne Aufsehen ablaufen.
Atax erzählte, woher sie kamen. Es stimmte nicht.
Das wußte Xercand zwar nicht, aber es interessierte ihn auch nicht. In seinem Kopf und in seinem Körper kreiste nur noch das Verlangen nach diesem schönen schwarzhaarigen Mädchen, das sich vielleicht sogar von den anderen entfernt hatte, weil sie hoffte, einer der Männer würde ihr folgen.
Xercand wollte ihr gern diese Freude machen. Es war nicht richtig, daß Atax zwei Mädchen hatte, und sie gingen leer aus. Atax hatte lange genug das Vergnügen gehabt. Jetzt kamen die anderen an die Reihe.
Xercand warf Wakalla einen bedeutungsvollen Blick zu.
Dieser verstand und nickte. Ein kleines, gemeines Lächeln huschte über sein Gesicht. Atax sah es nicht. Er sprach soeben mit Lobbon.
Xercand erhob sich. »Ganz steif bin ich«, brummte er. »Wenn man den ganzen Tag auf dem Pferd sitzt, verkrampfen sich alle Muskeln. Ich muß mir ein wenig die Beine vertreten.«
Da man auf Coor besser keinen Schritt ohne sein Schwert machte, nahm er es mit. Aber er war sicher, daß er es bei Roxane Arma nicht brauchen würde.
Vielleicht würde sie sich zuerst ein bißchen zieren oder gar wehren, aber schließlich würde er doch erreichen, was er wollte. Er war schließlich ein Mann und wesentlich kräftiger als das verführerische, begehrenswerte Mädchen.
Wakalla richtete nun das Wort an Atax, um ihn abzulenken, während sich Xercand
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