068 - Schreckensgondel der Schneehexe
nach einem Unfall nur noch
als Skelett geborgen wurde. Larry und Iwan hatten vor, den Transport zu
begleiten, um bei der sofort angestrengten Untersuchung mehr über den
rätselhaften Tod des Mannes zu erfahren. Larry hatte sich außerdem vorgenommen,
einen Abstecher ins Polizeirevier zu machen, in dem sie letzte Nacht die vier
abgetrennten Finger ablieferten. Die beiden Freunde machten sich Gedanken über
das rätselhafte Vorkommnis. Was war im Spiel bei dem Tod des Fremden, dessen
Identität bisher nicht feststellbar gewesen war? Er trug keinerlei Papiere bei
sich. Larry und Iwan hatten sich bemüht, auf der Piste so wenig Aufsehen wie
möglich zu erzeugen, um die anderen Abfahrtsläufer nicht mit dem unheimlichen
Erlebnis zu konfrontieren. Es war ihnen auch gelungen, die Wahrheit
geheimzuhalten. Als sie beide erkannten, daß hier kein Arzt mehr helfen konnte,
hatten sie den Mann, dessen Haut zu Schnee geworden war, kurzerhand mit nach
unten genommen. Hier hatten sie sich dann entschieden, aufgrund dieser
besonderen Vorfälle, ihr Inkognito in gewissem Sinn zu lüften und mit einer
staatlichen Behörde in Verbindung zu treten. Die war aktiv geworden und hatte
den Wagen nach Lech gebracht, um das Skelett näher untersuchen zu lassen.
Gleichzeitig war von Larry die PSA-Zentrale in New York verständigt worden. Und
X-RAY-1 reagierte nach Auswertung aller vorhandenen Daten prompt. Er meldete
sich. »X-RAY-1«, erklang die leise, sympathische Stimme des geheimnisvollen Leiters
der PSA aus dem winzigen Lautsprecher seines Ringes. »Hallo, X-RAY-3, können
Sie mich hören?« Brent ging zwei Schritte zurück von dem Krankenwagen, in den
die Bahre mit dem angeblich Verletzten geschoben wurde. Der blonde Mann
mit dem sonnengebräunten Gesicht führte die Hand mit dem Ring kaum merklich in
Mundhöhe. Für einen uneingeweihten Beobachter sah es so aus, als würde er ein
Gähnen unterdrücken oder hüsteln. »Hier X-RAY-3, Sir«, meldete er sich mit
leiser Stimme, die klar und deutlich Tausende von Meilen weiter westlich, auf
der anderen Seite des Atlantik, empfangen wurde. »Bleiben Sie am Ball, X-RAY-3!
Da stimmt einiges nicht…« X-RAY-1, der Mann, dessen Identität keiner von ihnen
kannte, teilte ihm das Verschwinden von Christel Burger mit, das sich in der
gleichen Nacht ereignet hatte. »Haken Sie dort nach, versuchen Sie nähere
Einzelheiten herauszufinden… Ihr Kollege, X-RAY-7, soll den Transport
begleiten. Die Sache mit dem Skelett ist mir nicht
ganz geheuer. Wer weiß, vielleicht ist das erst eine Einleitung, und der
Knalleffekt kommt hinterher. Vielleicht ist der Mann ein Widergänger oder so
etwas wie ein Zombie. Ich möchte sichergehen, daß dort, wo Sie sich zur Zeit
aufhalten, so wenig Wirbel wie möglich entsteht. Wenn X-RAY-7 den Transport begleitet,
soll er auf jede noch so kleine Veränderung achten.«
»Verstanden,
Sir. Wir tun unser Möglichstes. Außerdem schaue ich mir noch mal die
abgetrennten Finger an und lasse überprüfen, ob sie wirklich zu der Person
gehören, über die wir gestolpert sind.«
Larry
und Iwan sprachen danach kurz miteinander, und X-RAY-3 gab die erhaltenen
Informationen weiter. »Ich hab’s gewußt, Towarischtsch«, knurrte der Russe.
»Von wegen ungetrübte Winterferien, gemütliche Abende am Kamin bei Glühwein und
netten Gesprächen, von wegen Yahtzee-Spielen mit Marlies, Jim und Roy… die
Gespensterjagd hat begonnen, und mit dem Knochenmann dort drinnen wurde uns die
Arbeit praktisch frei Haus geliefert.«
»Oh,
hallo, Ihr beiden!« hörten sie da plötzlich eine silberhelle Stimme in der Nähe.
Zwischen den skifahrenden Urlaubern, die die Hauptstraße von Lech bevölkerten,
befand sich eine aschblonde Schönheit in feuerrotem Winterdreß. Angelika Haas.
Sie hatte ihren ersten Spaziergang auf den Brettern hinter sich und freute
sich, unerwartet auf die beiden Männer zu treffen, die sie unter so
merkwürdigen Umständen in der letzten Nacht kennengelernt hatte. Sie erkundigte
sich, was geschehen wäre, und Larry ließ sie wissen, daß sie einen Verletzten
auf der Piste geborgen hätten, der nun abtransportiert würde.
»Hoffentlich
ist es nicht so schlimm?«
»Etwas
stimmt mit seinen Knochen nicht, Towarischtschka«, warf der bärtige Russe ein.
»Hat er sich viele gebrochen?«
»So
ziemlich alle, die er hatte!«
»Lieber
Himmel!«
Sie
hätte bestimmt noch weiter gefragt, wenn der Fahrer nicht das Zeichen zum
Aufbruch gegeben hätte. X-RAY-7 stieg ins Wageninnere zu
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