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068 - Schreckensgondel der Schneehexe

068 - Schreckensgondel der Schneehexe

Titel: 068 - Schreckensgondel der Schneehexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Aber die Zeit reichte
nicht. Er hatte die Decken gerade vom Kopf herunter gezogen, als auch schon der
zweite Angriff erfolgte. X-RAY-7 glaubte, von einem Pferdehuf getroffen zu
werden. Er war verwundert über die Kraft und die Wucht, mit der der zweite
Schlag ausgeführt wurde. Doch es war nicht nur der Schlag. Da spielte noch
etwas anderes eine Rolle: eine Kraft, die wie eine elektrische Entladung war
und ihm die Füße vom Boden riß. Kunaritschew, ein Mann wie ein Bär, flog durch
die offenstehende Tür und landete in hohem Bogen im weichen Schnee neben dem
Fahrbahnrand. Rechts neben der Straße lag der Schnee etwa zwei Meter hoch.
Kunaritschew verschwand darin bis zur Hüfte.
    Der
Wagenlenker hatte von alledem nichts bemerkt. Er kriegte es erst mit, als die
nächste Kurve kam, und die kleine quadratische Trennscheibe, die die
Fahrerkabine mit dem Transportraum verband, mit hellem Klang
zersprang. Zwei lange Knochenhände stießen blitzartig durch das entstandene
Loch. Die beiden Männer in der Fahrerkabine wußten nicht, wie ihnen geschah.
    Die
Knochenfinger legten sich wie stählerne Klammern um den Hals des Fahrers und
drückten zu. Der Mann verriß das Steuer nach rechts. Die ruckartige
Richtungsänderung wirkte sich auf dem festgefahrenen Schnee verheerend aus. Der
Wagen rutschte über den Fahrbahnrand und konnte trotz einer mechanischen
Reaktion des Fahrers, der das Auto gegensteuerte, nicht mehr auf die Straße
zurückgezwungen werden. Der Krankentransporter des Roten Kreuzes kippte
seitlich weg und überschlug sich. Die Insassen schrieen auf und wurden
durcheinandergewirbelt, als der Wagen den Abhang hinunterstürzte…
     
    ●
     
    Da
war nichts mehr zu machen. Larry Brent starrte auf das, was von den vier
Fingern übrig geblieben war. Er rief sich noch mal genau den Augenblick zurück,
als er den makabren Fund machte. Er hätte schwören können, daß die Finger
wirklich echt waren. Aber Fleisch wurde nicht zu Schnee. Und das war hier bei
dem identitätslosen Skifahrer eindeutig der Fall. Er hoffte, daß die
Untersuchung des abtransportierten Skeletts und Iwans Recherchen in dieser
Richtung schnellstens ein Ergebnis brachten. Wenn sie erst wußten, wer da auf
so merkwürdige Weise nachts auftauchte, einsame Autofahrerinnen zum Anhalten
bewog und dann noch zu Schnee wurde, wenn man ihm auf den Pelz rückte, waren
sie schon ein gehöriges Stück weiter. Man hatte es hier eindeutig mit einem echten
Spukfall zu tun. Aber jeder Spuk, gleich in welcher Form er sich zeigte, hatte
einen Grund. Über die Person des Knochenmannes war es vielleicht möglich, an
diesen Grund heranzukommen. Nachdenklich verließ Larry Brent erneut das Revier
und ging mechanisch auf die Hauptstraße zurück. Die Kabinenbahn, die auf den
Berg und nach Oberlech führte, verließ gerade die Station. Auf halbem Weg nach
oben traf sie die Gegenkabine, und Larry fragte sich, ob er ihre Ankunft
abwarten solle. In fünf Minuten würde sie eintreffen. Dann entschloß er sich,
doch erst später zum Gasthof Alpblick zu fahren, um Näheres über das
Verschwinden der dortigen Angestellten zu erfahren. Einzelheiten waren der PSA
bisher nicht bekannt. Vorsorglich jedoch hatte X-RAY-1 auch gleich auf eine
ältere Vermißtenanzeige verwiesen, die nie aufgeklärt werden konnte. Das lag
gut fünf Jahre zurück und betraf einen Mann namens Horst Seibel. Die Polizei
nahm an, daß Seibel seinerzeit von der normalen Ski-Route abwich. Ob
absichtlich oder irrtümlich hatte verständlicherweise nicht geklärt werden
können. Ungesicherte Tourenabfahrten. Im hochalpinen Gelände konnten sie zu
Todesfallen werden. Auch für geübte Skiläufer. Das Wetter konnte plötzlich
umschlagen. Schneestürme, Lawinen, Einfall von Nebel konnten einen vom Weg
Abgekommenen in tödliche Gefahr bringen. Bei Seibel mußte man davon ausgehen,
daß ein solcher Fall mit großer Wahrscheinlichkeit eingetreten war.
    PSA-Agenten
dachten jedoch immer etwas anders als Angehörige anderer Organisationen, denn
sie hatten ständig mit Ereignissen und Vorfällen zu tun, die vom Herkömmlichen
beträchtlich abwichen. Von einem PSA-Agenten erwartete man unkonventionelle
Überlegungen und dementsprechendes Handeln. Als X-RAY-1 sich entschloß, in
seinem Bericht an Larry Brent auch auf den damaligen Vermißtenfall hinzuweisen,
hatte er sich sicher etwas dabei gedacht. Vielleicht war damals schon etwas
anderes im Spiel gewesen, aber niemand hatte es erkannt, weil es sich geschickt
verborgen

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