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068 - Schreckensgondel der Schneehexe

068 - Schreckensgondel der Schneehexe

Titel: 068 - Schreckensgondel der Schneehexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hielt. Alle diese Überlegungen waren bis jetzt nur Vermutungen und
durch nichts bewiesen. Fest stand zu diesem Zeitpunkt nur eins: die bisher
bekanntgewordenen Phänomene trugen alle Kennzeichen des Ungewöhnlichen. Dazu
gehörte auch das goldene Körbchen mit der Perlenkette und dem Anhänger daran. Allein
dies war schon eine bemerkenswerte Konstellation. Wenn der Unbekannte von
letzter Nacht und der Unbekannte, dessen Haut zu Schnee geworden war, ein und
dieselbe Person waren, dann mußte man auch davon ausgehen, daß derjenige das
Körbchen oder zumindest das auffallende Schmuckstück bei sich trug. Aber in
seinen Taschen war nichts gewesen. Irgendwie paßte alles noch nicht so recht
zusammen… Diese Gedanken gingen Brent durch den Kopf, als er sich dem Caféhaus
näherte. Es war gut besucht, aber nicht voll. Der Boden war mit braunen
Keramikplatten ausgelegt, Wände und Decke mit rustikalen Holzbalken und
Fachwerk verziert. Auf den Balken standen bunte Teller und Töpfe, getrocknete
Strohblumen und kunstvoll dekorierte Gewürzsträuße, die angenehm dufteten. Den
intensivsten Duft aber verbreitete der Kaffee. Angelika Haas saß an einem
Ecktisch, von dem aus sie einen schönen Blick auf die Straße hatte und auch den
Eingang im Auge behalten konnte. Die Hamburgerin hatte ihre Mütze abgesetzt und
den Reißverschluß ihrer Ski-Kombination geöffnet. Groß und klein, alt und jung
hielten sich in dem gemütlichen Café auf, und in der Luft lag ein gleichmäßiges
Rumoren. Angelika Haas winkte Larry. »Nett, daß Sie doch noch kommen«, freute
sie sich, als er an ihrem Tisch Platz nahm. Er legte seine Handschuhe und die
gefütterte Felljacke ab, die er trug.
    »Für
ne Tasse Kaffee reicht’s allemal. Dann muß ich leider weiter.« Die Frau, an
deren Tisch er saß, schüttelte den Kopf. »Sind Sie hier in Urlaub, Larry, oder
haben Sie zu arbeiten?«
    Er
lächelte. »Wenn ich hier bin, treffe ich mich stets mit vielen Bekannten, die
in der gleichen Zeit ihren Urlaub verbringen. Zehn Tage sind nicht viel. Bis
man mit allen zusammengekommen ist, ist die Zeit meistens auch schon um…« Damit
sprach er nur die halbe Wahrheit, aber er konnte seiner Zufallsbekanntschaft
schließlich nicht erklären, daß er noch einen dringenden Besuch im Berggasthof
erledigen mußte, um einige Auskünfte einzuholen. Geschickt brachte er das
Gespräch auf etwas anderes.
    Während
er sich mit Angelika unterhielt, fiel ihm zwei Tische weiter ein Ehepaar mit
einem Kind auf, das genußvoll Sahnetorte verspeiste. Das Mädchen war schmal,
hatte blondes Haar, das sie in zwei dicken Zöpfen geflochten trug, und war
schätzungsweise zwölf Jahre alt. Vater und Mutter schauten zu, eine
geschmackvoll gekleidete, dunkelhaarige Frau und ein großer Mann in blauer Hose
und dickem Ski-Pullover. Larry wurde auf das Paar und das Mädchen nur
aufmerksam, weil er merkte, daß die Zwölfjährige immer wieder zu ihm herüberblickte
und dann lächelte. Ihre Lippen verzogen sich, sie legte den Kopf ein wenig
seitlich und zeigte lachend zwei Reihen makellos weißer Zähne. Dann verlor sie
scheinbar wieder das Interesse an ihm, konzentrierte sich auf ihre Torte und
trank langsam die heiße Schokolade. Gleich darauf ertappte Larry sie wieder
dabei, wie sie herüberblickte. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
Sie wirkte ernst und nachdenklich, als sie ihn ansah. X-RAY-3 hatte das Gefühl,
als würde sie durch ihn hindurchsehen, und es wurde ihm mulmig in der
Magengegend. Zwei Minuten lang schien sie nur ihn anzusehen und doch nicht
wahrzunehmen.
    Auch
den Eltern am Tisch fiel die Blickrichtung ihrer Tochter auf, und sie wandten
den Kopf und sahen kurz herüber. Als sie erkannten, daß dem PSA-Agenten das
Starren ebenfalls nicht entgangen war, drehten sie sich wieder um und taten so,
als hätten sie nichts bemerkt. Sie unterhielten sich scheinbar interessiert.
Aber Larry fühlte: Das war nicht echt, nur vorgetäuscht… In Wirklichkeit ging
vom Tisch dort drüben eine Spannung aus, die er sich nicht erklären konnte,
aber fast körperlich zu spüren meinte. Das Mädchen löste sich aus seiner
Starre, wirkte plötzlich sehr aufgekratzt und steckte mit den beiden
Erwachsenen am Tisch die Köpfe zusammen. Leises Lachen war zu hören. X-RAY-3
blickte immer wieder zu der kleinen Fremden hinüber, die indessen weiteres
Interesse an ihm verloren zu haben schien. Sie erhob sich von ihrem Platz, und
zwängte sich zwischen den dicht stehenden Tischen hindurch.

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