0680 - Strafplanet der Eroberer
einzugreifen. Tekener vermutete, daß sie Zwischenfälle dieser Art sogar begrüßten, weil damit das langweilige Einerlei des Tages unterbrochen wurde. Er ging auf Erlin zu.
„Was wolltest du bei den Grünhäuten, Lebblin?" fragte der Weißblonde. Zwei Meter vor ihm blieb Tekener stehen.
„Geh mir aus dem Weg, Mac", sagte er ruhig. „Gern", entgegnete Erlin, „aber nur, Wenn du auf Knien an mir vorbeikriechst."
Tekener schritt auf Erlin zu. Dieser gab seinen Helfern einen kurzen Befehl. Sie wichen zu den Seiten aus und versuchten, Tekener in den Rücken zu kommen, doch jetzt näherten sich Geiswank und Honish Lop. Erlin griff äußerst geschickt an. Jeder andere wäre überrumpelt worden. Der Kosmospsychologe aber tänzelte zur Seite. Der Messerstich ging ins Leere. Erlin wirbelte herum und versuchte, seinen Gegner von der Seite zu erwischen, doch abermals vergeblich. In diesem Moment warf sich einer seiner Assistenten von hinten auf Lebblin, ohne dabei allerdings den Stand der Sonne zu berücksichtigen. Tekener sah, daß ein Schatten auf ihn zuglitt, sprang auf Erlin zu, packte ihn und brachte ihn mit einem schmerzhaften Dagorgriff zwischen sich und den Angreifer. Ganz knapp nur entging Erlin dem Messer seines Freundes. Der Galaktische Spieler stieß ihn von sich, so daß er mit seinem Assistenten zusammenprallte. Er sah, daß Geiswank und Lop mit den anderen beiden Helfern Erlins kämpften und schon so gut wie gewonnen hatten. Sie waren jetzt nur noch dabei, diesen beiden Männern buchstäblich einzuhämmern, wer künftig Herr im Lager sein würde. Erlin und sein Assistent verständigten sich durch einen knappen Zuruf, dann griffen sie Lebblin von beiden Seiten gleichzeitig an. Sie hatten bereits erkannt, daß er ein geschickter Kämpfer war, dennoch überraschte er sie mit einer Hamakathaktion, die so schnell verlief, daß sie keine Chance mehr hatten. Plötzlich lag er waagerecht in der Luft. Seine Hacken trafen Erlin an Kinn und Schulter. Zugleich krallten sich seine Hände in die Arme des „Assistenten". Er stürzte zu Boden und riß den Helfer mit, wobei er ihm mit einem Ruck das Messer aus der Hand drehte.
Er erhob sich gelassen und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Seine beiden Gegner blieben auf dem Boden liegen.
Mac Erlin war bewußtlos. Sein Kinn war so deutlich verformt, daß ein mehrfacher Kieferbruch deutlich zu erkennen war. Sein Freund umklammerte stöhnend seinen ausgekugelten Arm. „Sage Mac, daß ich auch das Messer hätte nehmen können", erklärte Tekener. Er bückte sich und nahm die Waffen der beiden Männer an sich. Er sah, daß Geiswank und Honish Lop sich in gleicher Weise ausgerüstet hatten.
Zusammen gingen die drei Männer zu der Gruppe zurück, die sie mit lebhaftem Beifall begrüßte. Tekener-Lebblin setzte sich und führte das Gespräch fort, wo er es unterbrochen hatte. „Wir werden für ein Arbeitsprogramm sorgen", sagte er. „Zunächst müssen Unterkünfte, Waschräume, Toiletten und dergleichen gebaut werden. Das Material werden wir uns von den Überschweren beschaffen." Eine lebhafte Diskussion über die notwendigsten Arbeiten begann. Sie dauerte nicht lange, denn aus den verschiedenen Abschnitten des Lagers kamen einige Männer zu Lebblin. Dieser war keineswegs überrascht. Er kannte diese Männer längst. Sie hatten Untergruppen gebildet, in denen sie unter der Oberherrschaft von Mac Erlin „regierten". Sie erschienen bei ihm, um ihm zu eröffnen, daß sie nun für ihn „arbeiten" würden.
„Seltsam", sagte Captain Roger Geiswank, als sie wieder allein waren. „In solchen Gruppen regiert immer die Gewalt. Intelligenz allein setzt sich nicht durch. Es gibt immer ein paar Schläger, die glauben, andere ausbeuten zu müssen."
„Ich hoffe, Sie meinen nicht mich mit dem Schläger."
„Keineswegs, Lebblin." Geiswank grinste. Er wußte, daß Tekener es nicht ernst gemeint hatte. Ihre Absicht war nicht, die Gefangenen auszuplündern und sich auf ihre Kosten ein angenehmes Leben zu machen. Tekener stand unter Zeitdruck. Seit vier Stunden pochte es in seinem Oberschenkel. Der unter die Haut eingepflanzte miniturisierte Sender-Empfänger gab deutlich spürbare Signale ab. Damit war klar, daß die Befreiungsaktion für Thelnbourg und Conschex in eine entscheidende Phase getreten war. Doch Tekener wußte noch immer nicht, wo sich diese beiden Männer aufhielten. Es war ihm nicht gelungen, die Informationen zu bekommen, die er dringend brauchte. Er hatte
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