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0681 - In Satans Zeichen

0681 - In Satans Zeichen

Titel: 0681 - In Satans Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es dem telepathischen Ruf folgen und in ihrer Hand landen müssen. Das funktionierte bei Zamorra ebenso wie bei ihr. Und selbst wenn massive Wände, ganze Häuser oder Bergmassive im Weg standen - es flog einfach widerstandslos hindurch. Und es vergingen zwischen dem Ruf und der Ankunft höchstens ein, zwei Sekunden!
    In diesem Fall aber verstrich die Zeit, und auch als Nicole den Ruf wiederholte, tauchte das Amulett nicht auf!
    Tief atmete sie durch.
    Es konnte sicher nicht daran liegen, dass Zamorra es gerade in diesem Augenblick selbst benötigte. Denn dann hätte es trotzdem in ihrer Hand auftauchen müssen. Und Zamorra wäre möglicherweise in die Verlegenheit gekommen, für ein paar Sekunden ungeschützt zu sein und es zu sich zurück rufen zu müssen.
    Das war aber in der Vergangenheit selten ein Problem gewesen.
    Hier aber war es anders; es erschien erst gar nicht.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder war die Entfernung zu groß, oder - das Amulett war irgendwie beschädigt oder sogar abgeschaltet.
    Letzteres Phänomen hatte es hin und wieder gegeben, als der unselige Leonardo deMontagne sein zweites Leben geführt hatte. Der Dämon hatte Merlins Stern lange genug selbst -unrechtmäßig - besessen, um Einfluss auf diese magische Waffe nehmen zu können. Und hin und wieder, wenn es ihm eingefallen war, hatte er von irgendwoher aus das Amulett mit einem Gedankenbefehl einfach ausgeschaltet und Zamorra dadurch in prekäre Situationen gebracht.
    Aber das lag lange zurück.
    Der Dämon existierte schon lange nicht mehr.
    Es musste also etwas anderes sein.
    Nicole sah sich nach einer Telefonzelle um. Natürlich gab es in der Nähe einer Polizeistation nichts Derartiges. Wer hier überfallen wurde, konnte ja laut genug um Hilfe rufen…
    Wenn Nicole ihr eigenes Auto oder Zamorras BMW vor Ort gehabt hätte, hätte sie den Transfunk benutzen können oder die Bildtelefonanlage via Internet. Aber die Autos mit dieser Technik standen in Frankreich im Château Montagne. Hier musste sie sich mit dem zufrieden geben, was sie zur Verfügung hatte, und zum ersten Mal bedauerte sie, dass sie beide grundsätzlich Handys ablehnten, weil die immer im grundsätzlich falschesten aller möglichen Momente zu klingeln pflegten und man als stolzer Besitzer eines solchen Gerätes keine freie Minute mehr hatte - nicht mal mehr auf dem Klo. Weil eben überall ständige Erreichbarkeit vorausgesetzt wurde…
    Sie erlebte es bei anderen immer wieder und fragte sich oft genug, wie die Menschheit Jahrzehntausende ohne diese nervtötende Technik hatte überleben können. Heute schien das fast undenkbar, und bekennende Handy-Verweigerer wie Zamorra, Nicole, Ted Ewigk oder Robert Lamont zählten fast schon zu den Fossilien der Weltgeschichte.
    In einer Nebenstraße entdeckte Nicole schließlich einen öffentlichen Fernsprecher. Die moderne Technik hatte sich inzwischen auch bis Pescara herumgesprochen, denn sie konnte ihre Kreditkarte als Telefonkarte benutzen; der Chip wurde erkannt. Vor Jahren war das alles noch ganz anders gewesen; da mussten noch spezielle Telefonmünzen, die gettoni, eingeworfen werden, die man im Tabakgeschäft kaufen konnte bzw. musste… Irgendwann Ende der 80er Jahre wurden dann mehr und mehr Telefone auf die Lire-Münzen umgestellt, und inzwischen gab es auch funktionierende Geldautomaten und Kartentelefone.
    Nicole wählte - und hatte Glück: die Technik war auch dahingehend fortgeschritten genug, dass sie das Auslandsgespräch nicht mehr zur Vermittlung beim Fernamt anmelden musste, sondern direkt durchwählen konnte.
    Sie schüttelte den Kopf und wunderte sich über sich selbst; natürlich war ihr klar, dass die Technik vor einem zivilisierten europäischen Land nicht innehielt und weinend umkehrte, aber sie hatte es in den letzten zehn Jahren bei ihren Aufenthalten in bella italia kaum jemals nötig gehabt, einen öffentlichen Fernsprecher zu benutzen.
    Sie rief Tendyke's Home in Florida an. Sie wollte wissen, ob etwas mit Zamorra oder dem Amulett passiert war. Nach ein paar Minuten, in denen der Gebührenzähler fleißig tickte und eine Menge Geld von ihrem Kartenchip saugte, bekam sie Zamorra an den Hörer. Er hatte, wie er erklärte, keine Probleme mit dem Amulett; er selbst konnte es jederzeit zu sich rufen.
    »Ich melde mich dann später wieder«, verabschiedete Nicole sich, ehe er fragen konnte, worum es ihr eigentlich ging. Aber sie wollte die Gesprächskosten hier nicht ins Uferlose anwachsen

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