0681 - In Satans Zeichen
Scharnieren.
Per Klimmzug nach oben zu kommen, kostete Kraft, und nach den ersten Versuchen mit dem Deckel fehlte sie Nicole. Sie musste sich langsam hochziehen - ein schneller Ruck, wie sie es zuerst versucht hatte, ließ sie die Kopfverletzung wieder ganz entschieden spüren.
Sie musste also erst einmal abwarten, bis sie sich von der ersten Anstrengung erholt hatte.
Die beiden nächsten Versuche schlugen ebenfalls fehl - sehr zu ihrem Ärger.
Der nächste klappte. Sie schaffte es, sich nach oben zu ziehen.
Und das alles in tiefster Dunkelheit!
Schwer atmend lag sie dann neben der Luke, die wieder zugefallen war. Ihr war klar, dass sie nicht lange hier liegen bleiben durfte. Sie wusste nicht, wie lange sie ohne Besinnung gewesen war; sie kannte die aktuelle Uhrzeit nicht. Deshalb musste sie damit rechnen, dass jederzeit jemand auftauchen konnte, um nach ihr zu sehen.
Dennoch brauchte sie eine Pause.
Sie verstand sich selbst nicht. Sie war zwar nicht gerade ein Muskelpaket, aber sie absolvierte im Fitness-Center von Château Montagne ständig Kampf- und Krafttraining. Eigentlich hätte sie nicht so erschöpft sein dürfen, wie sie sich fühlte.
Es konnte doch auch nicht an dem Schlag auf den Hinterkopf liegen. Solche Blessuren machten sich anders bemerkbar.
Wenn sie etwas hätte sehen können, hätte sie ihren Körper, soweit möglich, nach Einstichen abgesucht. Vielleicht hatte man ihr eine Injektion verabreicht und sie unter den Einfluss einer Droge gesetzt.
Sie ließ wieder ein paar Minuten verstreichen. Dann richtete sie sich auf und tastete sich wieder Fuß vor Fuß vorwärts.
Bis sie abermals eine Wand erreichte.
Und nur eine halbe Minute später eine Fackel.
Die steckte in einer Halterung und nützte ihr herzlich wenig, solange sie nicht brannte. Aber wie sollte Nicole ohne jegliches Hilfsmittel für Feuer sorgen? Mit dem Dhyarra-Kristall wäre das kein Problem gewesen, mit dem Amulett vielleicht auch nicht. Aber so?
Sie wusste, dass es Menschen mit entsprechenden Para-Kräften gab. Die konnten das - nicht immer bewusst, sondern meistens unkontrolliert, und oft genug resultierte das dann in dem Phänomen, das die Parapsychologie als »spontane Selbstverbrennung« kannte, ohne es exakt erklären zu können.
Sie selbst konnte es nicht.
Aber dann roch sie kalten Rauch. Es konnte noch nicht sehr lange her sein, dass diese Fackel gelöscht worden war. Und dann sah sie einen winzigen Funken.
Ganz vorsichtig näherte sie sich ihm und blies ihm einen Lufthauch entgegen.
Wenn der zu stark war, verlosch der Funken. War er zu schwach, entfachte er ihn nicht neu. Nicole wusste, dass sie im Zweifelsfall nur diesen einen Versuch hatte.
Sie pustete noch einmal. Und noch einmal. Ganz behutsam. Und der Funke wurde heller!
Da verstärkte sie ihre Bemühungen!
Wenig später loderte die Fackel wieder.
Erst jetzt wurde der Französin klar, dass sie tatsächlich nicht erblindet war, sondern nur ringsum absolute Finsternis geherrscht hatte. In diesem unterirdischen Raum gab es keine Fenster oder Lichtschächte.
Sie steckte die Fackel nicht wieder in die Halterung zurück. Sie nahm die Fackel mit, die bedauerlicherweise schon vorher etwa zur Hälfte abgebrannt war, und suchte eine zweite, die sie ebenfalls in Brand setzte, was nun kein Problem mehr war.
Mit beiden Fackeln kehrte erst einmal zu der Luke zurück, die in ihr Verlies hinabführte. Sie leuchtete hinein, ließ dann die Fackel, die am weitesten abgebrannt war, nach unten fallen. Der flackernde Schein erhellte den kleinen Raum, aber Nicole fand nicht, wonach sie suchte - ihre Kleidung. Die hatte man nicht mit nach unten geworfen.
Sie hatte auch nicht wirklich damit gerechnet. Es war nur eine vage Hoffnung gewesen.
Ihre Sachen mussten also woanders gelagert sein.
Aber wo?
In der Steinhöhle selbst fand sie sie nicht, dafür aber eine Art Altar. Jetzt war sie überzeugt, dass sie sich in den Fängen einer Mördersekte befand. Hier fanden vermutlich die Blutrituale statt.
Und dass man Nicole hierher entführt hatte, ließ nur einen Schluss zu: Sie war als nächstes Opfer vorgesehen!
»Zuviel der Ehre«, murmelte sie. »Wo ist die verdammte Tür?«
Eben weil sie nicht genau wusste, wieviel Zeit verstrichen war, seit sie niedergeschlagen worden war, war es wichtiger, von hier zu verschwinden als nach ihren Sachen zu suchen. Kleidung, Ausweis, Kreditkarten, Waffen - das alles hatte Zeit. Sobald sie draußen war, konnte Ted ihr aushelfen. Und sie
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