0683 - Monster aus dem Schlaf
Zamorra fort, »dass Ihr Sohn mir das geschickt hat.«
Er zog die zerknitterte E-Mail-Hardcopy aus seiner Jackentasche und hielt sie vor den Spion. Es kam keine Antwort von der anderen Seite. Nach einer Weile faltete Zamorra das Blatt wieder zusammen. Anscheinend hatte die E-Mail Mrs. Hale nicht überzeugen können. Er konnte sie aber auch nicht zwingen, mit ihm zu reden.
Der Parapsychologe ging langsam zurück zum Fahrstuhl. Es war ärgerlich, dass die Frau so misstrauisch war, denn Zamorra war sich sicher, dass sie Informationen hatte, die er benötigte.
Hinter ihm wurde ein Riegel zurückgeschoben. Ein Schloss sprang klackend auf.
Zamorra drehte sich um.
Mrs. Hale stand in der geöffneten Tür und sah ihn müde an. Ihre Augen waren gerötet, so als habe sie vor kurzem noch geweint.
»Kommen Sie 'rein«, sagte sie schlicht.
Na also, dachte der Parapsychologe zufrieden und trat ein.
Die Wohnung, das sah er auf den ersten Blick, war viel zu klein für drei Personen und daher entsprechend unordentlich. Überall lag Spielzeug herum. Die schmale Diele endete in einer offen stehenden Tür, durch die Catherine Hale in die Küche ging. Zamorra folgte ihr und warf einen Blick in das Zimmer, das rechts davon lag. Er sah ein zweistöckiges Etagenbett, mehr Spielzeug, Kleidungsstücke, die rund um einen Schreibtisch verteilt auf dem Boden lagen, Comics und bemalte Blätter. Anscheinend teilten die beiden Kinder sich ein Zimmer.
Catherine goss Tee in zwei Tassen und setzte sich an den Küchentisch. Sie stellte Milch und Zucker vor den Parapsychologen und betrachtete ihn misstrauisch.
»Kann ich den Zettel noch mal sehen?«
Zamorra nickte und reichte ihr den E-Mail-Außdruck.
Catherine verzog das Gesicht, als sie die schlechte Rechtschreibung bemerkte. »Das sieht wirklich so aus, als ob entweder Chris oder David die Nachricht geschrieben hätten. Englisch ist nicht gerade ihre Stärke.«
»Ist Chris der Ältere von beiden?«
»Ja, er ist zwölf. David ist neun.«
Sie legte das Blatt zur Seite. »Also, wer sind Sie?«
Zamorra stellte sich vor und erklärte ihr in groben Zügen, was man unter Parapsychologie verstand und welche Forschungen er auf diesem Gebiet bereits betrieben hatte. Dabei ließ er allerdings einige Kleinigkeiten wie die Jagd auf Dämonen oder den Kampf gegen außerirdische Invasoren weg - das hatte nichts mit Catherines Problem zu tun und hätte ihn in ihren Augen vermutlich als Irren abgestempelt.
Auch so hatte er den Eindruck, dass Catherine ihm anfangs nur zuhörte, weil er die Vorgänge, die sich in den letzten Monaten in der Wohnung abgespielt hatten, so treffsicher beschreiben konnte. Erst nachdem er einige Minuten geredet hatte, taute sie auf und schilderte von sich aus die Ereignisse. Jetzt schien sie sogar froh zu sein, endlich mit jemandem darüber reden zu können.
»Jetzt wissen Sie, was hier los ist«, sagte sie schließlich. »Können Sie uns helfen?«
Zamorra lehnte sich nachdenklich zurück. Sie hatte keine Monster erwähnt oder unheimliche Gestalten, die durch Wände gehen konnten. Hatte die Riesenechse, die ihn angegriffen hatte, etwa wirklich nichts mit dem Poltergeist zu tun?
»Catherine, ich glaube, dass ich es kann. Meine Partnerin untersucht noch einen anderen Aspekt dieses Falles, aber bis morgen müssten wir eigentlich wissen, was zu tun ist…«
Er unterbrach sich, als ein Schlüssel in der Wohnungstür gedreht wurde.
»Mom«, rief Chris durch den Flur. »Mr. Perkins ist schon wieder krank. Ich geh' für zwei Stunden 'rüber zu Rahid, okay?«
Der Junge kam in die Küche und blieb überrascht stehen, als er Zamorra sah. Der Dämonenjäger bemerkte, dass Chris wieder seine Schuluniform trug.
»Was ist los, Mom?«, fragte der Junge nervös.
Seine Mutter hob beschwichtigend die Hände. »Er weiß alles, Chris. Du…«
Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Junge um und rannte zurück zur Wohnungstür.
»Warten Sie hier«, sagte Zamorra und sprang auf, während Catherine hinter ihrem Sohn herschrie. Mit einem lauten Knall fiel die Wohnungstür ins Schloss.
Nur Sekunden später hatte Zamorra die Tür erreicht. Er riss sie auf und wäre beinahe gegen das Gitter gelaufen, stieß es aber im letzten Moment zur Seite. Aus den Augenwinkeln sah er, wie es gegen die Wand prallte und eine hässliche Schramme in den Graffiti hinterließ.
Vor ihm schlug die Tür zum Treppenhaus zu.
Zamorra öffnete sie und blieb lauschend stehen. Unter ihm entfernten sich hastige
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