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0683 - Monster aus dem Schlaf

0683 - Monster aus dem Schlaf

Titel: 0683 - Monster aus dem Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Schritte.
    »Chris?«, rief er. »Ich will nur mit dir reden.«
    Er bekam keine Antwort.
    »Scheiße«, murmelte Zamorra und folgte ihm. Ihm lag nichts daran, einen Zwölfjährigen zu hetzen, aber Chris schien der Schlüssel zu diesem Fall zu sein. Wenn er nur ein paar Minuten mit ihm reden könnte…
    Der Dämonenjäger lief zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinunter. Es war wie ein Hindernislauf, bei dem er volle Müllsäcke, leere Bierdosen und Hundekot umschiffen musste. Im vom flackernden Neonlicht ins Halbdunkel getauchte Treppenhaus konnte er sich keinen Fehltritt erlauben, ohne einen bösen Sturz zu riskieren.
    Zamorra hielt die Augen auf den Boden gerichtet. An den Schritten des Junge hörte er, dass er stetig aufholte. Noch ein oder zwei Stockwerke, dann hatte er ihn erreicht.
    Plötzlich war da etwas Grünes vor ihm.
    Ein zerrissenes Hemd.
    Ein Berg von Muskeln.
    Eine Faust, die auf ihn zuschoss.
    Dunkelheit.
    ***
    »Das hast du sehr gut gemacht«, lobte der Geist den Jungen.
    »Danke.«
    Der Geist bemerkte, dass sein Medium seit einigen Tagen nicht mehr versuchte, sich seiner Kontrolle zu entziehen. Der Widerstand, den er am Anfang gezeigt hatte, war verschwunden. Nur gegen diese Ausbrüche, bei denen Gegenstände durch die Luft flogen und Scheiben zerbarsten, konnte er nichts tun.
    Es war das Unterbewusstsein des Jungen, das auf diese Weise um Hilfe schrie. Der Geist hatte versucht, es davon abzuhalten, aber die Macht des Kindes war zu groß.
    Er zuckte zusammen, als er den Bruch eines Siegels spürte. Überall in seinem Gebiet hatte er solche magischen ›Alarmanlagen‹ angebracht. Sie sollten ihm sagen, wenn sich jemand an einem Punkt befand, der ihm gefährlich werden konnte.
    Anscheinend war das jetzt geschehen.
    Widerwillig löste sich der Geist von seinem Medium. Nur ein kleiner Teil blieb zurück. Der Rest jagte unsichtbar durch die Straßen, durchdrang mühelos die feste Materie der Häuser und raste einen Gang entlang, bis er in einer Halle voller Papier stand.
    Und Nicole entdeckte.
    Oh nein, dachte der Geist mit beinahe menschlicher Verzweiflung.
    Er sah sofort, dass die Frau auf der richtigen Spur war und wusste, dass er eingreifen musste. Den Jungen und seine Monster konnte er nicht benutzen, denn das Haus, in dem er sich befand, lag fast auf der Grenze seines Gebiets. Es war zu weit entfernt für den Jungen. Er hätte ihn körperlich in die Nähe bringen müssen, aber dafür war keine Zeit mehr.
    Er musste jetzt eingreifen.
    Der Geist sammelte seine Kräfte.
    Er hasste es, selbst aktiv zu werden. Zum einen waren seine Macht ohne den Jungen nicht sonderlich groß. Gravierender war jedoch, dass er riskierte, entdeckt zu werden, denn im Gegensatz zu den Monstern bestand er aus reiner Schwarzer Magie.
    Er bemerkte, dass Nicole plötzlich aufsah und in ihre Tasche griff.
    Hatte sie ihn etwa entdeckt?
    Der Geist zögerte keine Sekunde länger.
    Er griff an!
    ***
    Es gibt tatsächlich ein System, erkannte Nicole nach einer Weile erstaunt.
    Smith hatte Artikel, Karten, Fotos und Essays nach Straßenzügen sortiert und nach Jahren katalogisiert. Es gab Querverweise, Anmerkungen und sogar Anmerkungen zu Querverweisen, In einer Ecke lagen aktuellere Zeitungen und Magazine, die darauf warteten, einsortiert zu werden. Die Arbeit von Jahrzehnten steckte in diesem Archiv.
    Dennoch war es für Nicole natürlich immer noch umständlicher und bereits ungewohnt, auf diese Weise zu recherchieren - mit dem Computer-System im Château Montagne ging so etwas wesentlich schneller. Aber darin steckte auch jahrelange Arbeit, und es würde noch viele weitere Jahre kosten, bis das gesamte zamorra'sche Archiv durchgehend digitalisiert war, Eine Sisyphus-Arbeit, die hier in diesem Museum niemand jemals würde bezahlen können…
    Immerhin, die Art, wie Smith’s Archiv geordnet war, erwies sich schon als enorm hilfreich.
    Nicole nahm sich das Hochhaus im Daling Way als Ausgangspunkt, entdeckte aber schon bald, dass es in den achtundzwanzig Jahren seit seiner Erbauung nur selten in den Medien aufgetaucht war. Wenn, dann nur wegen irgendwelcher Gang- und Drogengeschichten.
    Es gab keine geheimnisvollen Todesfälle oder Berichte über unheimliche Vorgänge, die auf einen Geist hingedeutet hätten; also verlagerte Nicole ihr Interesse auf das Grundstück und die nähere Umgebung.
    Bis zum Zweiten Weltkrieg, so stellte sie fest, hatte in den Straßen rund um den Daling Way das Leben pulsiert. Bars, Kneipen, kleine

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