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0684 - Wald der toten Geister

0684 - Wald der toten Geister

Titel: 0684 - Wald der toten Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und wartete darauf, dass der Kerl taumeln würde. Er tat mir den Gefallen und lief in meinen Konter.
    Ich erwischte ihn mit der Handkante und beim Abrutschen noch mit dem Ellbogen. Das schüttelte den Trucker durch. So hart war er nicht im Nehmen.
    Schwer fiel er auf die Knie. Ich ärgerte mich, dass ich Zeit verlor, aber ich musste jetzt bei ihm bleiben. Am Kragen der Jacke, die er sich noch übergestreift hatte, zog ich ihn hoch. Er stand auf ziemlich wackligen Knien, aber er musste mich verstehen können, als ich ihn anfuhr. »Sind Sie verrückt geworden? Ich will Ihrem Sohn nichts tun. Ich will nur mit ihm reden, das ist alles!«
    »Lassen Sie ihn in Ruhe!«, keuchte er. »Mike hat Ihnen nichts getan. Er ist genug bestraft.«
    »Den Grund dafür will ich herausfinden.«
    »Nein, das begreifen Sie nicht.«
    »Doch, ich werde es begreifen. Nur keine Sorge. Und fallen Sie mich nicht noch einmal an!«
    Er schwieg verbissen, betastete sein Gesicht, wo bald blaue Flecken schimmern würden. Die aber hatte er sich selbst zuzuschreiben. Ich ließ ihn stehen und lief an der langen Fensterfront entlang.
    Einige Gäste sahen mich und reckten die Köpfe, um meinen Lauf verfolgen zu können. Ich kümmerte mich nicht um sie und hatte endlich das Fenster erreicht, hinter dem Mike erschienen war.
    Die letzte Scheibe in der langen Reihe, gegen die der dünne Regen sprühte.
    Es donnerte nicht mehr, es gab auch keine Blitze mehr, dennoch war der Himmel bedeckt. Die grauen Wolken sahen aus wie mächtige Steine, die nach unten drückten.
    Seine Spuren entdeckte ich noch. Sie hatten sich vor dem Fenster tief ins Erdreich eingedrückt. Er selbst war verschwunden. Ich konnte noch an den Abdrücken sehen, wo er hingelaufen war, dann aber hatte er die nassen Steine erreicht, wo das Wasser alles fortschwemmte, auch jetzt noch, wo es nicht mehr so stark regnete.
    Ich hörte das Keuchen in meiner unmittelbaren Nähe. Phil Evans lief herbei. Er schwankte. Die Wirkung der Schläge machten ihm noch zu schaffen. Noch immer hielt er sich das Gesicht.
    Zornig fuhr ich ihn an: »Verdammt, ihr Sohn ist verschwunden! Daran tragen Sie die Schuld!«
    »Nein, ich…«
    »Sie hätten mich nicht aufhalten sollen. Ich wäre schneller gewesen als er.«
    »Ich will es nicht!«
    Ich löste mich von der Scheibe und ging auf ihn zu. Als ich stehen blieb, standen meine Füße in einer Pfütze. Das war mir jetzt auch egal. Der Wind blies kalt gegen unsere nasse Kleidung. »Wo kann er sein, Evans? Reden Sie endlich!«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Die Antwort war mir zu schnell erfolgt. Meine nächste Frage traf ins Schwarze, denn ich sah es an seiner Reaktion, wie er zur Seite schaute. »Wo steht Ihr Wagen?«
    »Da - da - ist er nicht.«
    »Wo?« Ich schüttelte ihn durch, weil ich ihn zwingen wollte, mir die Frage zu beantworten.
    »Kommen Sie mit!«
    »Das hört sich schon anders an!« Ich stieß ihn vor. Er ging breitbeinig. Mir war er zu langsam, deshalb trieb ich ihn zur Eile an, was ihm nicht gefiel, denn ab und zu blieb er stehen, als müsste er sich erst orientieren.
    »Verdammt, Sie wissen, wo Ihr Wagen steht! Versuchen Sie nicht, Zeit zu gewinnen!«
    Er ging weiter, auch in die richtige Richtung, denn ich sah im Licht der Laternen die kantigen Fahrzeuge.
    Als ich eingetroffen war, hatte das Rasthaus und deren unmittelbare Umgebung wie tot unter den Regenschleiern gelegen. Jetzt herrschte Betrieb. Zahlreiche Fahrer starteten wieder, nur keine Trucker, sondern die in den Pkws.
    Dort liefen die Scheinwerferbahnen ineinander und erhellten den nassen, glänzenden Untergrund.
    Ruhig standen die Reihen der Trucks vor uns. Letzte Regentropfen fielen in die Pfützen und pitschten das Wasser hoch.
    »Wo?«, fragte ich nur.
    »Der Zweitletzte.«
    Ich ging schneller und überholte ihn. Evans folgte mir langsamer. Ich hörte seine Schritte durch das Wasser klatschen. Einige Male drehte ich mich um, da ich ihm nicht traute.
    Dann stand ich vor dem Truck.
    Ein Wagen mit gewaltigen Ausmaßen. Ich kam mir direkt klein vor. Der Aufbau bestand aus rot angestrichenem Metall. Die Türen waren mehrfach gesichert worden. Auf dem Dach des Fahrerhauses befand sich eine Warnanlage.
    Wenn ich daran dachte, was hier transportiert wurde, konnte mir schon anders werden.
    Ich schaute den Trucker an. »Was haben Sie geladen?«
    »Nichts.«
    »Wieso?«
    »Ich bin auf der Rückreise.«
    »Ach ja?«
    Er hob die Schultern. Dann kam er wieder zum Thema. »Ich sehe Mike nicht.

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