0684 - Wald der toten Geister
Sie?«
»Nein, noch nicht.«
»Er ist auch nicht hier.«
»Das steht noch nicht fest.« Ich fing damit an, um den Wagen herumzugehen. Die Trucks parkten dicht an dicht, dennoch gab es Zwischenräume, wo sich jemand hätte verstecken können, um dann blitzschnell zuzuschlagen.
Mike blieb verschwunden.
An den rechten Kotflügel gelehnt, erwartete mich sein Vater. Auf seinem Gesicht sah ich ein Grinsen. Es war mir eine Spur zu triumphierend. Der Kerl wusste mehr, als er zugab.
»Haben Sie ihn gefunden?«
»Sehen Sie ihn?«, fragte ich zurück.
»Nein. Und ich werde ihn auch nicht mehr sehen. Er hat den Parkplatz verlassen. Wahrscheinlich mochte er nicht, dass Sie bei mir sind. Kann doch sein - oder?«
»Ja, kann sein, muss aber nicht.«
»Was wollen Sie tun?«
»Vielleicht suche ich weiter. Schließen Sie das Fahrerhaus auf, Mr. Evans.«
Er lachte glucksend. »Glauben Sie denn, dass sich Mike dort versteckt hält?«
Ich wollte nicht lange diskutieren. »Öffnen Sie endlich!«
»Wie Sie meinen, Mister.« Er hob die Schultern und holte den Schlüssel aus der Hosentasche.
Zweimal wirbelte er ihn zwischen seinen Fingern, dann schloss er die Fahrertür auf.
Feuchte, warme Luft schlug uns entgegen. »Klettern Sie hinein, Mr. Evans.«
»Wieso ich?«
Er schaute mich noch einmal an, hob die Schultern und tat, wie ihm geheißen worden war.
Im Führerhaus wollte er sich setzen, ich aber scheuchte ihn hoch, weil ich einen Blick in die kleine Schlafkabine werfen wollte, die durch einen Vorhang abgedeckt war.
Ich kletterte auf eines der Trittbretter, leuchtete mit der Halogenlampe schräg nach oben und gegen das provisorische Pritschenbrett, auf dem eine Matratze lag. Es war sogar noch Platz für ein kleines Regal, auf dem die persönlichen Gegenstände des Truckers standen.
Eine Thermoskanne, Rasierzeug, frische Unterwäsche, ein paar Handtücher.
»Zufrieden?«
Das war ich nicht. Ich hatte mir etwas anderes vorgestellt. Ich wusste, dass dieser Mike noch irgendwo lauerte, und verlangte von seinem Vater, dass er gegen die Rückwand der Pritsche schlug.
»Was soll das denn?«
»Ich will wissen, ob dahinter noch ein Versteck ist!«
Es klang nicht hohl, als er dagegen schlug. »Das kann gar nicht sein, es würde den Sicherheitsvorkehrungen widersprechen.«
»Sorry, ich bin kein Fachmann.«
Er ließ sich schwer auf den Sitz fallen und legte seine Hände auf das Lenkrad. »Und jetzt, Sinclair? Was haben Sie jetzt vor? Wollen Sie Mike noch immer finden?«
»Ja.«
»Gut, suchen Sie. Ich bleibe hier sitzen.«
Ich streckte die Hand aus. »Wenn Sie mir den Wagenschlüssel geben.«
Er beugte sich mir entgegen. »Keine Angst, Sinclair, ich fahre nicht weg.«
Ich vertraute ihm, zog mich vom Fahrerhaus zurück und leuchtete unter das Fahrzeug, wo nur der Boden silbrig schimmerte, ich aber von Mike nichts sah.
Wo steckte er?
Neben einer schmalen Leiter blieb ich stehen. Sie führte dicht hinter dem Fahrerhaus an der Außenseite des Trucks hoch. Über sie konnte ich bequem auf das Dach gelangen.
Auch dort lag er nicht.
Ich kletterte langsam wieder nach unten. Eigentlich wäre es jetzt Zeit für mich gewesen, zu verschwinden, weil ich erfolglos geblieben war. Das allerdings stellte ich hinten an. Ich wurde einfach den Verdacht nicht los, dass Mike Evans die Nähe seines Vaters aus bestimmten Gründen gesucht hatte.
Phil und sein Sohn hatten noch etwas vor. Sie mussten eine Aufgabe erledigen, davon ging ich einfach aus.
Der Trucker stieg wieder aus. In seinem Mund klemmte ein dünnes Zigarillo. »Na, was gefunden?«
»Nichts.«
Er hob die Schultern und zwinkerte mit den Augen, weil ihm Rauch hineingeraten war. »Dann haben Sie hier ja wohl nichts mehr verloren, denke ich.«
»Meinen Sie?«
»Klar doch.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Mike ist nicht grundlos erschienen. Er wollte zu Ihnen, ich kann mir vorstellen, dass Sie beide noch einige Pläne verfolgen.«
»Welche denn?«
»Die sollten Sie preisgeben, bevor es zu spät ist, Mr. Evans. Sie begehen einen großen Fehler, wenn Sie sich auf Dinge einlassen, die einfach nicht gut gehen können. Überlegen Sie gut, noch haben Sie Zeit.«
Er paffte einige Wolken, die der Wind mir entgegenblies. »Keine Sorge, ich habe mich schon entschieden. Ich arbeite nicht mehr für die Firma Sanitation Service.«
»Das meine ich nicht.«
»Dann muss ich passen.«
»Bestimmt nicht, Mr. Evans. Sie wissen sehr gut, worauf es mir ankommt. Ich will Ihnen etwas
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