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0684 - Wald der toten Geister

0684 - Wald der toten Geister

Titel: 0684 - Wald der toten Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herrschte er hier. Er war aus seinen Verstecken in der Tiefe oder in den anderen Dimensionen herausgekommen, um sich an den Menschen zu rächen, die dafür die Verantwortung trugen.
    Ich schaufelte quer wachsende Gestrüpparme zur Seite, trat Hindernisse aus dem Weg und blieb nicht weit von Suko entfernt stehen, der seinen Blick senkte und mir somit ein Zeichen gab.
    Auch ich schaute nach unten.
    Da sah ich, was passiert war.
    Suko hing fest. Blasse Wurzelarme waren aus dem Boden hervorgekrochen und hatten sich um seine Beine gedreht, als wollten sie ihm das Blut abschnüren.
    »Mandragoro«, sagte er.
    »Und Jane?«
    »Auch.«
    Was mit Brenda Evans geschehen war, konnte ich selbst erkennen, und ich fragte mich, was Mandragoro damit bezweckte.
    »Ist er da?«
    Suko wusste sofort, wen ich damit meinte. »Ja, schau nach links, da siehst du ihn!«
    Ich musste als Fremder sehr genau hinsehen, um ihn erkennen zu können. Sein Gesicht und ein Teil seiner Gestalt zeichneten sich tatsächlich am Boden ab. Ein Netzwerk aus Wurzeln und alten Blättern. Denn so kannte ich ihn. »Stumm?«
    »Nein, John!«
    »Steht er auf der anderen Seite?«
    »Im Prinzip schon. Er beherrscht diesen Wald. Er hat seine Rache gewollt, aber anscheinend ist alles anders gekommen. Brenda spürte, dass Mike nicht mehr lebte. Ich weiß nicht…«
    Er unterbrach sich selbst, denn er hatte mein Nicken gesehen. Mehr brauchte und wollte ich nicht sagen.
    »Ist schon gut«, flüsterte mein Freund.
    Ich ging an ihm vorbei, winkte Jane mit einer Hand zu und näherte mich dem Gesicht.
    Es lebte.
    Die einzelnen Wurzelstränge, ob sie nun längs, quer oder diagonal liefen, zuckten plötzlich, ohne sich dabei allerdings zu verändern. Das Gesicht blieb im Ganzen, es war mit dem Erdboden verwachsen, dem eigentlichen Reich Mandragoros. Den Hüter der Natur kannte ich aus einigen Abenteuern und hatte ihn eigentlich nie direkt als einen Feind betrachtet. Dazu waren seine Motive einfach zu edel. Nur mit der Ausführung konnte ich mich als Polizist nicht einverstanden erklären.
    Ich wollte nicht warten, bis er etwas sagte, sondern sprach ihn direkt an. »Du siehst, Mandragoro, auch ich bin da. Ob du mir antworten willst, weiß ich nicht, aber ich bin gekommen, um dir etwas zu sagen. Danach kannst du dich entscheiden.«
    Er reagierte nicht. Ich hielt den Boden unter Kontrolle, denn ich wollte nicht unbedingt ein Gefangener der Wurzeln werden wie die anderen. Erst in den letzten Sekunden war mir die Idee gekommen, wie ich ihn möglicherweise aus der Reserve locken konnte. »Du hast dein Ziel erreicht, Mandragoro - gratuliere.«
    Mehr sagte ich nicht. Ich hoffte, dass er anbiss.
    Plötzlich erklang ein geheimnisvolles Rascheln. Dass es eine Stimme war, die eine Antwort formulieren wollte, begriff ich erst später, als sich meine Ohren an die Geräusche gewöhnt hatten.
    »Was habe ich erreicht, John Sinclair?«
    »Danke, dass du noch meinen Namen behalten hast. Watkins lebt nicht mehr. Er ist tot.«
    Dessen war ich mir zwar nicht sicher, aber hier musste ich den Bluff einfach ausspielen.
    »Woher weißt du?«
    »Ich wäre fast dabei gewesen.«
    Plötzlich schrie Brenda. »Und mein Sohn? Ich weiß, dass er tot ist. Gib mir die Bestätigung.«
    »Ja, Mrs. Evans.«
    Sie blieb stumm, sie weinte nicht, sie schrie auch nicht. Die Frau nickte nur, als wollte sie sich damit selbst bestätigen.
    »Wie kam der Mann um?«, raschelte mir die Frage entgegen.
    »Mike tötete ihn mit einer großen Schere. Ich weiß nicht, ob er die Aufgabe hatte, aber…«
    »Ja, ich schickte ihn los, denn er gehörte zu mir. Er ist ein Verdammter der Nacht.«
    »Dann ist wohl dieser Fall erledigt, nicht wahr? Ich schlage vor, dass wir gehen. Du lässt uns frei, und du kannst es mit gutem Gewissen tun, denn du weißt selbst sehr genau, auf welcher Seite wir stehen. Dass wir keine Umweltsünder sind und wem unser Kampf gilt.«
    Mandragoro schwieg. Dann - nach einer angespannten Pause - flüsterte er: »Geht, aber geht sehr schnell, denn ich werde dies alles hier vernichten. Lauft weg!«
    Ich blieb trotzdem noch stehen. »Was ist mit Brenda Evans? Kann sie mit uns?«
    »Nein!«, schrie die rothaarige Frau. »Ich will es nicht. Ich will bleiben! Ich gehöre zu ihm!«
    »Du hast es gehört, John Sinclair. Und nun weg mit euch!« Er hatte den Satz kaum gesprochen, als die Fesseln bei allen fielen. Suko und Jane liefen zurück, die Verdammten der Nacht aber eilten in die andere Richtung.
    Ich schaute auf

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