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0684 - Wald der toten Geister

0684 - Wald der toten Geister

Titel: 0684 - Wald der toten Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zerrissene Bärte. Noch einmal drehte sie einen Kreis, als wollte sie den Eindruck dieses Landes in sich aufsaugen. Danach änderte sie ein wenig ihre Flugrichtung und segelte von vorn direkt auf Jane Collins zu, die bewegungslos stand und dabei versuchte, im Gesicht der Brenda Evans zu lesen.
    Dort zeichnete sich jetzt ein Ausdruck ab, der mit einem Wort zu umschreiben war: Glück…
    Diese mutierte Person hatte ein Erlebnis hinter sich, das ihr das Glücksgefühl überhaupt eingebracht hatte. Sie war jetzt zu einer Verdammten der Nacht geworden, aber sie fühlte sich nicht verdammt.
    Ihre Gefühlswelt bewegte sich auf der gegenteiligen Schiene.
    Brenda landete wie ein Drachenflieger. Berührte den Boden, lief einige sichere Schritte, kam zum Stehen und nickte Jane lächelnd zu. »Es war super, meine Liebe.«
    »Ja, das habe ich gesehen.«
    Brenda senkte die Arme und drückte sie nach vorn. Gleichzeitig klappten die Flügel zusammen.
    »Jetzt weiß ich erst, was Mike gefühlt haben muss. Er - er muss sich ja vorgekommen sein, als wäre er in den Himmel geflogen. Es ist unbeschreiblich…«
    Jane kam zur Sache. »Aber Mike ist nicht mehr da, Brenda. Daran solltest du denken.«
    »Ich weiß.«
    »Kannst du dir denn vorstellen, wohin er gegangen ist? Oder hast du ihn aus größerer Höhe sichten können?«
    »Überhaupt nicht. Er wird seine Gründe gehabt haben. Er wird sich wieder so zeigen, wie man ihn vor seinem Tod gekannt hat. Aber das soll uns nicht mehr kümmern.« Sie nickte und streckte ihren Körper, als wollte sie noch einmal in die Höhe steigen.
    Jane schaute die Person skeptisch an. Sie war von Brenda in diese Welt geführt worden, war eigentlich nur aus reiner Neugierde bei ihr geblieben. Nun aber hatte sie genug gesehen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, so hätte sie die Welt wieder verlassen, und darauf sprach sie Brenda Evans an.
    Die drehte sich hart herum. »Was willst du? Wieder weggehen?«
    »Ja.«
    »Warum denn das?«
    »Es ist eben…«
    »Nein, Jane.« Sie schnitt ihr das Wort ab. »Das ist unmöglich. Du kommst hier so einfach nicht weg. Wer diese Welt verlassen kann, der muss privilegiert sein, verstehst du?«
    »Noch nicht.«
    »Ich habe beschlossen, dass du zu uns gehörst. Du bist einfach unser Gast…« Brenda stockte und schaute ins Leere. »Nein, dich kann man nicht mehr als Gast ansehen.«
    »Dann bin ich eine Gefangene, Brenda, genau wie du!«
    »Ich?« Sie tat erstaunt.
    »Ja, du kannst doch nicht selbst entscheiden, ob du bleiben willst, oder nicht?«
    Sie hob die Schultern. »Das darfst du nicht so sehen. Nein, das ist anders. Schau dir die Verdammten der Nacht an. Sie müssen hier in dieser Welt bleiben. Sie haben eine Schuld abzutragen, eine schwere Schuld. Sie haben in ihrem Leben etwasverkehrt gemacht. Ich wusste das auch nicht, nun hat man mich aufgeklärt.«
    »Und was machten sie so verkehrt?«
    »Das werde ich dir nicht sagen. Vielleicht später einmal. Jetzt bist du noch nicht reif genug.«
    »Aber Mike kann diese Welt verlassen.«
    »Stimmt.«
    »Die anderen auch?«
    Brenda schüttelte sehr langsam den Kopf, als würde es ihr Leid tun. »Nein, sie nicht. Sie müssen bleiben, bis er ihnen einen Hinweis gibt. Alles liegt bei ihm.«
    »Wer ist er?«
    »Du wirst ihn noch sehen«, sagte Brenda. Sie schaute zum Wald hin, wo der Dunst als dünne Fahne das Unterholz bedeckte. Dann strich sie über ihren nackten Körper. »Ich fühle mich wohl, ich bin wieder bei meinem Sohn.«
    »Kannst du die Welt denn verlassen?«
    Brenda senkte den Kopf. »Noch nicht. Später. Ich muss erst bereuen, ich habe mich mitschuldig gemacht!«
    Jane begriff kaum etwas. »Mitschuldig?« wiederholte sie. »Gegen wen denn, zum Henker?«
    Brenda sah aus, als wollte sie antworten. Dazu kam es nicht mehr, denn einer der Verdammten löste sich von seinem Platz und kam auf die beiden Frauen zu.
    Er zog die rothaarige Frau zur Seite, nachdem er Jane einen knappen Blick zugeworfen hatte. Sie wusste genau, was gemeint war. Sie stand außen, und sie war froh darüber, sich nicht verwandelt zu haben.
    Der Verdammte der Nacht redete flüsternd auf Brenda ein. Manchmal deutete er auf den Wald, sprach wieder schneller, nickte dabei, und Brenda runzelte die Stirn.
    Sie gab auch eine Antwort. Leise, zischend. Jane hatte trotzdem den leicht ängstlichen Unterton herausgehört. Es braute sich etwas zusammen. Nur wusste sie nicht, was es war.
    Der Mann hatte bisher Brendas Arm festgehalten. Er ließ ihn los, und sie kam

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