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0684 - Wald der toten Geister

0684 - Wald der toten Geister

Titel: 0684 - Wald der toten Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich besitze eine Seele. Ich bin meinem Sohn innerlich verbunden.«
    Das konnte man glauben oder nicht. Suko entschied sich für die erste Möglichkeit. Er wusste, dass es so etwas gab, dass ein sehr starkes Band zwischen zwei Menschen existierte, besonders dann, wenn sie miteinander blutsverwandt waren.
    »Können Sie dann auch sagen, wer ihn tötete?«, hakte Suko nach. Er sprach sehr sanft, denn er wollte die Frau keinesfalls beunruhigen. Sie war aufgewühlt, der Schmerz musste für sie wie eine Folter sein.
    »Er hat es nicht geschafft…«
    »Was sollte er schaffen?«
    »Die Rache! Die Rache an denjenigen, die so viel zerstört haben. Er wollte zu ihm.«
    »Sagen Sie einen Namen!«
    »Watkins heißt der Mann. Er ist der Boss, ihm gehört die Firma Sanitation Service. Er hat den Müll einfach in die Natur gekippt, den Sondermüll. Er hat es angeordnet. Jetzt sollte er dafür büßen, und Mike war dazu ausersehen, der Rächer zu sein.«
    Jane und Suko begriffen. Mike hatte den Wald verlassen, um Rache zu üben. Deshalb waren ihm auch einige Vergünstigungen gewährt worden, nur um ihn auf diese Aufgabe vorzubereiten.
    Suko versuchte trotzdem, die Frau vom Gegenteil zu überzeugen. »Ein Gefühl ist noch kein Beweis«, sagte er. »Ich bitte Sie, Brenda, denken Sie nicht daran. Er…«
    »Ist tot!«, schrie sie in den Wald hinein. Ihre Stimme gellte zwischen den Stämmen der kahlen Bäume als schauriges Echo wider, als sollte sie noch besonders gequält werden.
    Besonders in Augenblicken wie diesen wurde Suko bewusst, wie hilflos er letztendlich war. Er saß hier fest, die Fesseln hielten ihn, er konnte nichts tun.
    Nur Mandragoro würde helfen können, der jedoch hatte das Spiel angeheizt und würde es bis zum bitteren Ende durchführen.
    Wenn Brendas Worte zutrafen, dann sah es schlecht aus für Jane und Suko, denn dann waren die Pläne der Rache durchkreuzt worden, und Mandragoro brauchte keine Rücksicht mehr zu nehmen.
    Suko wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihn anzusprechen. Wenn er reagierte, dann tat er es nach seinen eigenen Regeln.
    Dann passierte doch etwas.
    Es hatte weder etwas mit Mandragoro zu tun, noch mit den Verdammten der Nacht, geschweige denn mit Brenda, Jane oder Suko. Ein Geräusch hörte der Inspektor hinter seinem Rücken.
    Tritte…
    Jemand hatte den Wald betreten, und dieser Jemand gab sich keinerlei Mühe, sein Kommen zu verbergen. Vielleicht wollte er auch, dass man ihn sah.
    Bevor Suko sich umdrehte, warf er einen Blick auf seine Fesseln. Es hatte keinen Sinn, einen Versuch zu wagen. Sie saßen fest wie Metallklammern.
    Auch Jane hatte die Geräusche gehört und den Kopf zur Seite gedreht, um über die Schulter zu schauen.
    Ihr Gesicht wurde bleich. »Das darf doch nicht wahr sein.«
    Im selben Augenblick entdeckte auch Suko, was sie damit gemeint hatte.
    Der Mann sah zwischen den kahlen Stämmen und dem dünnen Unterholz aus wie ein Gespenst.
    Aber es war kein Geist, es war John Sinclair!
    ***
    Ich sah sie alle vor mir und bekam den Eindruck, als hätten sie sich zu einer Stellprobe auf einer Bühne zusammengefunden. Das stimmte natürlich nicht. Es musste schon einen Grund haben, weshalb sie so unbeweglich auf dem Fleck standen, während es mir gelang, ungehindert durch den abgestorbenen Wald zu gehen.
    Das Gelände sah in der Tat schlimm aus. Erst wer einen Wald wie diesen betrat, dem wurde vor Augen geführt, was giftige Abfälle alles anrichten konnten.
    Der Boden zeigte zwar eine leichte grüne Moosschicht, aber sie hatte ebenfalls einen Stich ins Bräunliche. Aus dem Untergrund drangen Dämpfe oder Gase hervor, die mich an Dünnsäure erinnerten, weil sie in meinem Hals kratzten und ich den Eindruck hatte, als würden sie sich bei jedem Atemzug tiefer in die Lungen fressen.
    Der Wald war tot, er starb, er siechte dahin. Ebenso wie der Tümpel, dessen Inhalt den Begriff Wasser nicht mehr verdiente, denn es war eine widerliche, schlammige Brühe, dick wie Sirup, auf deren Oberfläche zudem noch ein vom Rumpf abgetrennter Kopf schwamm, dessen blasse Augen gegen das Netzwerk aus kahlen Asten blickten.
    Ich konnte auch nicht frei gehen. Immer dann, wenn ich einen Fuß vorsetzte, drückte ich ein Hindernis zusammen, das auf dem Boden lag und sich aus abgestorbenen Asten oder vertrocknetem Laub gebildet hatte. Unter dem Druck meiner Schuhe brach es knisternd zusammen, und in den weichen Boden darunter zog ich Spuren.
    Eine tote, eine leere Welt. Nicht das Reich Mandragoros, und doch

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