0685 - Tod aus der Tiefe
Musik auf, gerade laut genug, die Fahrgeräusche der Yacht zu übertönen.
Die SEASTAR II lief weiter südwärts.
***
Das schwarze Skelett stellte fest, dass der Xull sich alles andere als ungeschickt verhielt. Aus verschiedenen Richtungen näherten sich gut zwei Dutzend Haie, ließen ihre bevorzugten Jagdgründe im Stich, um dem lautlosen Ruf des Dämons zu folgen, dem sie nicht widerstehen konnten.
Zwar ein recht einfaches, profanes Abwehrmittel - aber vielleicht sorgte der Xull ja auch dahingehend noch für Überraschungen. Das Skelett war gespannt darauf, was der Dämon sich einfallen lassen würde.
Unterdessen versuchte es, sich so weit wie möglich zu entfernen. Es wollte nicht in die direkte Auseinandersetzung einbezogen werden. Und es wollte nach wie vor dem Xull nicht wieder vor die Nesselfäden geraten. Aus einiger Entfernung konnte es sicherer beobachten, was geschah.
Es war gespannt darauf, wie weit der Xull seinem Einfluss unterlag.
Wie andere Dämonen früher - in jenen Zeiten, bevor das Drachenschwert Salonar zwischen die Rippen des Skeletts fuhr und es für eine lange Zeit lähmte, bis dann ausgerechnet dieser Zamorra es an sich brachte. Dabei hatte der Dämon Astaroth es in seinen Besitz bringen wollen.
Wie auch immer - Zamorras und Astaroths Rivalität hatte dafür gesorgt, dass das Skelett frei kam.
Was indessen nicht zu Dankbarkeit führte.
Emotionen dieser Art waren ihm schon immer fremd gewesen. Der Zweck heiligte die Mittel. Nur Fakten zählten.
Das Skelett hoffte, dass der Xull Zamorra umbrachte.
Oder dass sie sich beide gegenseitig töteten.
Wenn der Xull siegte, ließ er sich bestimmt auch für weitere Aktionen benutzen. Die Pläne des Skeletts waren noch vage, aber schon recht weit gespannt.
***
Die SEASTAR II umlief Key West. Von der Florida vorgelagerten Insel funkelten bunte Lichter herüber. Das Tempo der Yacht war beachtlich; in den letzten Stunden hatte es eine Strecke von weit über 300 Kilometern zurückgelegt. Kaum jemand an Bord hatte von diesem Tempo so recht etwas mitbekommen. Kaum jemand kümmerte sich auch wirklich darum. Außer Captain Munro und dem Rudergast, der Kurs und Geschwindigkeit hielt.
Die Stimmung an Bord war bestens. Es wurde getanzt, gelacht, geküßt, geliebt, geplaudert. Das Buffet schrumpfte ebenso zusammen wie die Getränke-Vorräte. Zamorra hielt sich vom Alkohol halbwegs zurück; er war an einem Rausch ebensowenig interessiert, wie Ty Seneca, der seinen.
»Schmollwinkel« verlassen und sich bei Einbruch der Abenddämmerung an Deck begeben hatte.
Immerhin zeigte er genügend Feingefühl, sich nicht in Ted Ewigks Nähe zu begeben. Vielleicht ahnte er, dass daraus Streit resultieren konnte, den er aber vermeiden wollte, um keinen Schatten auf die Geburtstagsparty fallen zu lassen. Immerhin unterhielt er sich zwischendurch einige Male mit April Hedgeson, die sich zwischenzeitlich »umgezogen« hatte und jetzt mit einem Blumenkranz »bekleidet« war.
Auch mit Zamorra wechselte Seneca einige belanglose Worte. Irgendwie stimmte die Chemie zwischen den beiden Männern an diesem Abend nicht. Vielleicht war Zamorra vorbelastet durch Ted Ewigks Worte und die der Peters-Zwillinge, vielleicht auch durch seine eigenen Eindrücke, die von Ty Seneca unmittelbar nach dessen Auftauchen in Miami vor einigen Wochen gewonnen hatte. Jedenfalls fanden es beide besser, sich an diesem Abend möglichst aus dem Weg zu gehen.
Zamorra beschloss, Seneca am kommenden Tag auf die Sache mit dem Möbius-Konzern anzusprechen. Wenn Seneca und Riker tatsächlich eine feindliche Übernahme des Konzerns beabsichtigten, saß Zamorra praktisch zwischen zwei Stühlen - er war mit dem einen wie mit dem anderen Konzernchef befreundet, aber zwischen den beiden konnte es dann nur Ärger geben. Denn Carsten Möbius würde es nicht einfach so hinnehmen, dass die Firma, die sein Vater groß gemacht hatte, nun geschluckt wurde. Zamorra wollte versuchen, Seneca die Aktion auszureden.
Die beiden Konzerne konnten durchaus nebeneinander existieren. Eine wirkliche Konkurrenz gab es nur in begrenzten Bereichen. Eine Übernahme war daher kaum eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern nur Machtzuwachs.
Später am Abend gesellte der Parapsychologe sich zu April und Nicole, die schon stundenlang beisammenhockten und miteinander plauderten. Natürlich widmete sich April auch ihren anderen Gästen, aber die beiden Studienfreundinnen fanden immer wieder zusammen und schafften es trotzdem,
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