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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sprach. Er konnte nur eine Stimme hören, aber sie klang, als würde sie mit einer zweiten sprechen.
    Sein Bewusstsein erwachte langsam.
    »Was ist mit dem anderen?«
    »Das ist nicht schlimm.«
    »Vielleicht sollten wir ihn einfach… ihr wisst schon…«
    »Hm, ich weiß, dass er das nicht gutheißen würde, obwohl es das einfachste wäre.«
    »Er muss es ja nicht erfahren.«
    »Ja, er würde es merken. Aber ich bin so müde, viel zu müde.«
    Will er mich umbringen, fragte sich Smiths träges Bewusstsein. Warum? Was habe ich ihm getan ? Und was mache ich hier überhaupt?
    Zumindest die letzte Frage beantwortete sich von selbst, als die Erinnerungen auf Smith einstürmten. Für einen Moment war er wieder in der abstürzenden Maschine, hielt sich krampfhaft fest und blickte in das Gesicht seines toten, winkenden Kameramanns.
    Mit einem Schrei riss Smith die Augen auf.
    Die plötzliche Helligkeit blendete ihn und löste ein heftiges Pochen in seinen Schläfen aus. Er stöhnte. Blinzelnd erkannte er eine verschwommene Gestalt, die sich über ihn beugte.
    »Was…«, flüsterte er.
    Smith sah den Schlag nicht, der ihn traf und zurück in die Dunkelheit schickte. Er hörte nur noch die leiser werdende Stimme.
    »Ihr habt recht«, sagte sie. »Soll er entscheiden, was geschieht…«
    ***
    Es war heiß in dem kleinen Zelt. Ein Feuer brannte in der Mitte auf dem sandigen Boden und warf bizarre Schatten an die Wände. Weißer Rauch zog träge dem Abzug entgegen, der an der höchsten Stelle der spitz zjulaufenden Konstruktion aus Holz und Leder angebracht war. Dabei streifte er mumifizierte Vogelleichen, deren leichte Körper in der Wärme zu schwingen begannen.
    Rund um die Feuerstelle lagen Büffelfelle, zwischen denen kleine Schalen aufgestellt waren, in denen Kräuter schwelten. Die Luft war schwer vom Geruch nach Leder und Tabak.
    Trotzdem sang der nackte Mann, der im Schneidersitz auf einem der Felle saß. In der linken Hand hielt er einige dunkle Vogelfedern, mit denen er immer wieder über den Rauch strich, der aus den Schalen aufstieg. Seine rechte Hand hatte sich um einen Holzstab geschlossen, den er ins Feuer hielt.
    Nach einer Weile nahm er den Stab aus den Flammen. Die Spitze war verkohlt und glühte leicht. Ohne den Gesang abzubrechen, zog der Mann den Stab über seine Brust, bis aus der schwarzen Asche ein kompliziertes Muster auf seiner bronzefarbenen Haut entstanden war.
    Wenn er den Schmerz spürte, zeigte er es nicht.
    Rhythmisch bewegte er seinen Oberkörper vor und zurück. Er ließ den Holzstab wieder ins Feuer fallen. Mit geschlossenen Augen streckte er die Vogelfedern in seiner linken Hand der Decke entgegen, zog zwei daraus hervor und ließ sie zu Boden fallen.
    Sein Gesang stoppte.
    Er öffnete die Augen. Ruhig betrachtete er Form und Lage der Federn, die er in Trance gewählt hatte. Ihr Rat bestätigte seine eigenen Gedanken.
    »Der Krähengott hat gesprochen«, sagte er zu der weißen Frau, die ihm gegenübersaß. »Das soll mit dem Fremden geschehen…«
    Ich lebe noch.
    Das war Zamorras erster bewusster Gedanke, als er langsam zu sich kam. Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte ihn, nahm ihm für einen Moment beinahe den Atem.
    Er hatte überlebt.
    Einige Minuten blieb er einfach mit geschlossenen Augen liegen und versuchte die Bilder des Absturzes zu verarbeiten, die an seinem Geist vorbeizogen. Er dachte an das Filmteam, den Piloten und die plötzliche Explosion, als das Flugzeug gegen die Felsen prallte. Wahrscheinlich waren die sechs Menschen bei dem Unglück gestorben. Das machte ihn zum einzigen Überlebenden.
    Zamorra wusste, dass die Überlebenden solcher Katastrophen häufig unter Schuldgefühlen litten. Er spürte die Fragen, die in ihm aufstiegen, während sich der Absturz in seinen Gedanken wiederholte. Gab es etwas, das er hätte tun können? Aber da war nichts. Selbst, wenn er den Dhyarra-Kristall, der sicher verschlossenen in einem Safe in seinem Arbeitszimmer lag, bei sich gehabt hätte, wäre das Flugzeug abgestürzt. Es war einfach viel zu schnell passiert. Zamorra schätzte, dass der gesamte Absturz rund eine Minute gedauert hatte.
    Sein eigenes Überleben war nicht mehr als unwahrscheinliches Glück.
    Der Parapsychologe schob die Gedanken an den Absturz beiseite. Es war wichtiger, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Vor allem musste er Nicole anrufen und ihr sagen, dass es ihm gut ging - wenn es ihm gut ging, denn der dumpfe Schmerz an zahlreichen Körperstellen

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