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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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auch mehr. Wer auch immer ihn gefunden hatte, hatte sich wenigstens die Mühe gemacht, sie notdürftig mit ein paar Stofffetzen zu bandagieren. Schmerztabletten hatte er dem Regisseur jedoch nicht da gelassen.
    Geschweige denn was zu trinken, dachte Smith fast verzweifelt. Was ist das nur für ein Irrer, der einen Menschen zuerst rettet und ihn dann gefesselt zurücklässt?
    Der Durst quälte ihn fast noch mehr als die Schmerzen. Keine drei Meter entfernt stand eine Wasserkaraffe auf einem grob gezimmerten Holztisch und schien ihn verhöhnen zu wollen, denn was immer er auch versuchte, die Stricke, die ihn ans Bett fesselten, gaben nicht nach. Wenn ihm niemand half, würde er verdursten.
    Soll es so enden?, fragte eine kleine zynische Stimme in seinem Kopf. Ich sehe schon die Schlagzeilen: Brillanter Regisseur verdurstet in Zimmer voller Wasser. Aber nein, das würden sie ja nicht schreiben. Skandalschmierer bekommt, was er verdient, trifft es wohl eher. Den Ehren-Oscar kannst du dir abschminken. Deine Karriere endet hier, bei irgendeinem degenerierten Hillbilly. Passend, findest du nicht…
    »Sei still!«, schrie Smith sich selbst an. Die Fesseln schnitten tief in seine Handgelenke. »Hör auf damit! Lass mich in Ruhe!«
    »Ich hätte gedacht, du freust dich, jemanden zu sehen«, sagte eine dunkle Stimme im gleichen Moment.
    Der Regisseur sah auf. Das schweißnasse Haar hing ihm über die Augen, so dass er kaum erkennen konnte, wer zur Tür hereingekommen war.
    »Bitte gehen Sie nicht«, keuchte er atemlos. »Bitte. Lassen Sie mich nicht allein.«
    Durch seine Haarsträhnen beobachtete er, wie die Gestalt die Tür von innen schloss und eine große Tasche behutsam auf dem Tisch abstellte.
    Es ist ein alter Mann, erkannte Smith, als der sich umdrehte und seinen Hut ablegte. Er hatte dünnes, schlohweißes Haar, das bis auf seine Schultern hing. Hemd und Hose schlotterten um seinen hageren Körper. Sein Gesicht war so voller Falten, dass es wie eine Mondlandschaft aussah. Wässrigblaue Augen starrten Smith an.
    »Du hast bestimmt Durst«, sagte der Alte.
    Smith nickte. »Ja, Sir. Ich -«
    »Nenn mich nicht Sir«, wurde er scharf unterbrochen. »Mein Name ist Duane.«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen, Duane. Ich heiße Alan.«
    Smith verfolgte gespannt jedes Bewegung des alten Mannes, der ganz offensichtlich geistesgestört war. Gerade schenkte er bereits das vierte Glas Wasser ein, obwohl sich nur zwei Menschen in der Hütte befanden. Dann nahm er zwei der Gläser, schlurfte zum Bett und hielt eins davon Smith an die Lippen.
    Der Regisseur trank gierig.
    »Danke«, sagte er.
    Unwillkürlich glitt sein Blick zurück zu der Tasche und den zwei restlichen Gläsern auf dem Tisch. Dem alten Mann entging seine Reaktion nicht.
    »Willst du wissen, was sich in der Tasche befindet?«, fragte er.
    Smith hob die Schultern.
    »Nur, wenn du es mir sagen möchtest«, antwortete er vorsichtig. Schließlich sollte man Irren nicht widersprechen, auch wenn dieser spezielle Irre nicht aussah, als könne er viel ausrichten. Smith dachte daran, dass der Alte es immerhin geschafft hatte, ihn bis in seine Hütte zu schleppen. Vielleicht war er kräftiger, als er aussah.
    Duane schüttelte langsam den Kopf. »Nein, ich glaube, es ist noch zu früh. Du solltest zuerst etwas anderes sehen.«
    Er setzte die leeren Gläser auf dem Tisch ab und ging zu einer schmalen Kommode, die aussah, als habe er sie selbst gezimmert. Einen Moment lang kramte er in einer der offen stehenden Schubladen herum, wandte dem Regisseur den Rücken zu. Der begann wieder an seinen Fesseln zu zerren und spürte, wie sich die erste Schlaufe lockerte.
    Mach schon, dachte er angespannt. Wer weiß, was der Irre vorhat.
    »Ah«, murmelte der alte Mann und drehte sich um.
    Smith erstarrte.
    In einer Hand hielt Duane einen Revolver.
    »Ich habe ihn lange nicht mehr benutzt, aber er müsste noch funktionieren«, sagte er ohne jede Drohung in seiner Stimme. Er klang, als spräche er über einen Mixer und nicht über eine tödliche Waffe.
    Der Angstschweiß lief dem Regisseur von der Stirn in die Augen. Er räusperte sich.
    »Warum legst du den Revolver nicht wieder weg, Duane? Dann könnten wir uns unterhalten. Ich hab dir das noch nicht erzählt, aber ich bin beim Fernsehen… und du hast doch bestimmt eine tolle Geschichte, die unsere Zuschauer erfahren sollen. Ich kann dir das ermöglichen…«
    Smith wusste, dass er sinnloses Zeug redete, aber er konnte sich nicht

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