0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern

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ließ ihn befürchten, dass er den Sprung aus dem Flugzeug nicht unbeschadet überstanden hatte.
    Zamorra öffnete die Augen.
    Der Raum, in dem er sich befand, lag im Halbdunkel. Gegenüber seinem Bett drang ein wenig Licht durch die zugezogenen Vorhänge eines kleinen Fensters.
    Das ist kein Krankenhaus, erkannte der Dämonenjäger überrascht. Zumindest konnte er sich nicht vorstellen, dass in einem amerikanischen Krankenhaus Wände und Decken aus dunklen Holzbalken bestanden. Auch hätte man dort wohl kaum eine tote Krähe an den Fensterrahmen eines Patientenzimmers genagelt.
    Wb bin ich?, fragte sich Zamorra irritiert.
    »Oh, du bist wach«, sagte eine Stimme plötzlich. »Wie fühlst du dich?«
    Der Parapsychologe zuckte zusammen. Er hatte geglaubt, allein in dem kleinen Zimmer zu sein. Ruckhaft drehte er den Kopf zur Seite und verzog das Gesicht, als hämmernder Kopfschmerz hinter seinen Schläfen einsetzte.
    Neben ihm saß eine junge Frau auf einem niedrigen Holzschemel. Sie trug ein hochgeschlossenes braunes Kleid. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten, der bis zu ihren Hüften reichte.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, entschuldigte sie sich, als sie Zamorras Reaktion bemerkte.
    »Schon gut.«
    Seine Stimme klang heiser. Er räusperte sich und fragte deutlicher: »Bin ich in Sumatra?«
    Das war naheliegend, denn wenn Zamorra sich nicht täuschte, waren sie in der Nähe ihres Ziels abgestürzt. Und eine andere Stadt gab es im weiteren Umkreis nicht.
    Dennoch runzelte die Frau die Stirn.
    »Nein«, entgegnete sie, »du bist in Amerika. Vereinigte Staaten…«
    »Ich weiß, in welchem Land ich bin. Es ist -«
    »Wieso fragst du dann, ob du in Sumatra bist?«
    Zamorra konnte sehen, dass sie sich Sorgen um seinen Geisteszustand machte. Er seufzte leise, während ein Teil seines Verstandes sich fragte, wieso die unbekannte Frau noch nie von einer Stadt gehört hatte, die nicht mehr als fünfzig Kilometer entfernt lag. Allein der ungewöhnliche Name hätte sich ihr einprägen müssen.
    »Vergiss die Frage«, sagte er in einem nicht sonderlich eleganten Versuch, das Thema zu wechseln. »Sag mir einfach, wo ich bin.«
    »In Paradise Lost.«
    Das verlorene Paradies, übersetzte Zamorra in Gedanken. Kuriose Ortsnamen schienen eine Spezialität des Staates Montana zu sein. Er konnte sich allerdings nicht erinnern, ein verlorenes Paradies auf der Karte entdeckt zu haben. Vielleicht handelte es sich nur um ein Dorf, das zu klein für eine Erwähnung war.
    »Wie heißt denn die nächst größere Stadt? Billings?«
    Die Frau blinzelte nervös und stand auf. »Ich habe Kleidung für dich bereitgelegt.«
    Ihr ausgestreckter Finger zeigte auf eine hölzerne Truhe, auf der ein Hemd und eine Hose lagen.
    »Deine eigenen Sachen waren zerrissen. Wenn du dich kräftig genug fühlst, solltest du dir etwas anziehen. Der Sheriff möchte dich später sprechen.«
    Ohne Zamorras Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und verließ beinahe überstürzt das Zimmer.
    »Habe ich was falsches gesagt?«, murmelte der Dämonenjäger verwirrt. Er setzte sich in Erwartung kommender Unannehmlichkeiten vorsichtig auf und schlug die Bettdecke zurück. Wenigstens hatte er nicht so viele Blessuren davongetragen, wie er befürchtet hatte. Ein paar Prellungen, Schürfwunden und ein breiter Verband an seinem linken Oberschenkel, wo ihn vermutlich ein Trümmerstück getroffen hatte, waren die einzigen Überbleibsel des waghalsigen Sprungs aus dem Flugzeug.
    Es hätte schlimmer kommen können , dachte er erleichtert.
    Erst jetzt kam er dazu, sich in dem kleinen Raum genauer umzusehen. Die Einrichtung war einfach, fast schon spartanisch. Ein Bett, ein Hocker, eine hölzerne Truhe und ein schmaler Nachttisch, auf dem eine halb abgebrannte Kerze stand, waren - abgesehen von der toten Krähe - die Gegenstände, die sich darin befanden.
    Zamorra sah hinauf zur Decke. Es gab keine Lampe. Anscheinend war die Kerze die einzige Lichtquelle nach Einbruch der Dunkelheit. Er stutzte, während seine Blicke weiter nach Spuren der modernen Zivilisation suchten.
    Vergeblich.
    Ein Verdacht keimte in Zamorra auf. Ächzend erhob er sich aus dem niedrigen Bett, ignorierte die verärgerten Reaktionen seines Körpers und hinkte zum Fenster.
    Er schob den schweren Vorhang zur Seite - und erstarrte.
    Das Zimmer, in dem er stand, befand sich im ersten Stock eines Holzhauses. Davor breitete sich ein kleines Dorf aus zumeist zweistöckigen Gebäuden aus, die