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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und stand mit ausgebreiteten Schwingen vor seinem alten Gegner. Die blutige Speerspitze ragte aus seiner Brust und blitzte im Sternenlicht.
    Hanhepi bemerkte die Gefahr im gleichen Moment. Ein Sterblicher hatte den Speer mit mörderischer Absicht gegen einen Unsterblichen benutzt. Der Speer war auch für Hanhepi tödlich.
    Und er war nur einen Flügelschlag entfernt.
    Wakinyan machte diesen Flügelschlag.
    Zamorra wurde zurückgeschleudert, als der Körper des Priesters gegen Hanhepi prallte. Er stolperte, konnte sich grade noch auf den Beinen halten.
    Vor ihm lagen die beiden Indianer. Die Speerspitze ragte aus Hanhepis Rücken heraus. Keiner der beiden sagte etwas. Keiner schrie. Sie sahen sich nur stumm an, während ihre Körper vor Zamorras Augen zu altern begannen.
    Nach einer Minute war alles vorbei.
    Die skelettierten Körper zerfielen zu Staub.
    Erst jetzt bemerkte der Dämonenjäger, dass einige Menschen aus ihren Häusern getreten waren und wie Schlafwandler auf der Straße standen. Er wollte auf sie zugehen, um ihnen zu erklären, was geschehen war, aber seine Beine knickten unter ihm ein.
    Er verlor das Bewusstsein.
    Am nächsten Morgen wurde er in einer verlassenen Stadt, die auf keiner Landkarte stand, von einer anonym alarmierten Polizeistreife des Crow-Indianerreservats gefunden.
    ***
    Drei Tage später
    Billings, Montana
    Zamorra hatte geschlafen.
    Soviel wusste er zumindest noch, als er in einem Krankenhauszimmer zu sich kam. In seinen Gedanken fanden sich einige wirre Erinnerungen an Nicole, die neben seinem Bett stand und an zwei Polizisten, die ihn befragten. Er hoffte, er hatte die Geistesgegenwart besessen, sie zu belügen.
    Er setzte sich auf und bemerkte, dass Nicoles Jacke über einem Stuhl hing. Daneben lag ein aufgeschlagenes Buch. Anscheinend hatte sie das Zimmer nur kurz verlassen.
    Zamorra lehnte sich wieder zurück. Ihm war klar, wie viel Glück er gehabt hatte. Er hatte sich an den Rand der totalen Erschöpfung und darüber hinaus gebracht. Von kalkulierbarem Risiko konnte da kaum die Rede sein.
    Etwas klopfte an das Fenster.
    Er drehte den Kopf und blinzelte in die helle Morgensonne. Ein leichter Wind strich durch die Bäume und wehte die ersten Herbstblätter in den stahlblauen Himmel. Sonst war nichts zu sehen.
    Er wandte den Blick ab - und erstarrte.
    Am Fußende seines Bettes saß eine Krähe.
    Ihre dunklen Augen sahen ihn an.
    Zamorra erwiderte ihren Blick, hielt ihn so lange, bis er glaubte, sich darin zu verlieren. Er war vollkommen ruhig, spürte keine Angst, noch nicht einmal Verwirrung über ihre Anwesenheit.
    Irgendwann holte die Müdigkeit ihn wieder ein, und er schloss die Augen.
    Der Blick der Krähe folgte ihm in seine Träume.
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 350 »Wo der Teufel lacht«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 679 »Der Schrecken von Botany Bay«, Professor Zamorra Nr. 680 »Der verratene Traum«

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