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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Anscheinend hatte die Raubkatze während des Kampfes einen Nervenknoten lahm gelegt, der sich jetzt erholte.
    Der Tiger fauchte. »Ich sprach nicht mit dir, Mensch, sondern mit der schwarzmagischen Kreatur. Mit Wesen wie dir spricht man nicht, man tötet sie.«
    Er sah Fu Long an. »Sag dem Menschen, dass mein Name Kooranovian Sint Martor ist, Offizier der Streitkräfte von Cairs Ablarn. In der Stunde seines Todes soll er an diesen Namen denken und wissen, dass ich es war, der ihn getötet hat.«
    »Man nennt mich Fu Long, ehrenwerter Kooranovian Sint Martor«, antwortete der Vampir und deutete eine Verbeugung an. »Der Mensch trägt den Namen Zamorra. Er stammt nicht von deiner Welt und weiß nichts über den Krieg, den ihr führt. Behandle ihn mit dem Respekt, den ein Magier verdient, oder er wird vielleicht dich töten.«
    Kooranovian schnaubte abfällig, schwieg aber.
    Zamorra räusperte sich. »So, nachdem wir uns jetzt gegenseitig bedroht hätten, würde ich gerne zu dem Punkt kommen, wo mir jemand erklärt, was hier vorgeht.«
    »Diese Erklärung hatte ich mir von dir erhofft, Zamorra«, sagte Fu Long schulterzuckend. »Ich geriet an diesen Ort, als ich einem Wesen begegnete, das wie ein Neandertaler aussah. Etwas zog an meinem Körper und brachte mich hierher.«
    Der Parapsychologe nickte. »So ähnlich war es auch bei mir. Kooranovian?«
    Der Tiger betrachtete einen Moment die blutigen Krallen seiner Klaue und richtete dann den Blick auf den Vampir.
    »Ja«, bestätigte er kurz.
    Wenigstens antwortet er überhaupt , dachte Zamorra mit einem Anflug von Optimismus. Er sah sich suchend in dem großen Raum um. Es gab keine Fenster, dafür entdeckte er aber eine breite, reich verzierte Holztür in einer der Wände.
    Der Vampir trat neben ihn. Er schien Zamorras Gedanken erraten zu haben, denn er sagte: »In diesem Raum gibt es keine Antworten.«
    Der Dämonenjäger nickte und ging auf die Tür zu.
    Kooranovian sah auf und erkannte, was seine beiden Mitgefangenen vorhatten.
    »Wartet«, mahnte er. »Wir sollten zuerst -«
    Im gleichen Moment wurde die Tür aufgerissen.
    Zamorra wich zurück, als sechs mit Schwertern bewaffnete Neandertaler in den Raum stürmten.
    Mit siegessicheren Schreien griffen sie an!
    ***
    Jemand berührte sie.
    Das war das erste Gefühl, das Nicole wahrnahm, als sie das Bewusstsein wiedererlangte. Der dumpfe Schmerz in ihrem Hinterkopf brachte die Erinnerung an den Schlag zurück - und an die Opferung, die ihr bevorstand.
    Nicole hörte Stoff rascheln und öffnete die Augen. Über ihr spannte sich die Decke eines Zeltes. Es roch nach Leder und Holz. Zwei Männer mit Schwertern standen am Eingang. Nicole hob den Kopf und stöhnte, als der Schmerz bis zur Stirn vordrang.
    Eine rasche Bewegung ließ sie zur Seite blicken. Neben ihr hockte eine junge Frau, die erschrocken zusammenfuhr, als sie Nicoles Blick bemerkte. Sie hielt immer noch die Hand ausgestreckt, mit der sie das Abendkleid berührt hatte. Einen so fein gewebten Stoff hatte sie vermutlich noch nie in ihrem Leben gesehen.
    Die beiden Wächter hatten ebenfalls bemerkt, dass Nicole wieder zu sich gekommen war. Einer von ihnen verließ das Zelt, während der Zweite etwas zu der jungen Frau sagte. Sie nickte und tauchte ihren Zeigefinger in eine Schale, die vor ihr stand.
    Nicole wollte sich aufsetzen, aber der Wachposten machte einen schnellen Schritt nach vorne und drückte ihr die Schwertspitze gegen den Hals.
    Beschwichtigend hob die Dämonenjägerin die Hände.
    »Schon gut«, murmelte sie.
    Der Mann grinste kurz. Auch wenn er ihre Worte nicht verstanden hatte, so war die Geste doch unmissverständlich. Er zog das Schwert zurück, blieb aber neben Nicole stehen.
    Die junge Frau setzte zu einem leisen Singsang an. Sie hob den Zeigefinger aus der Schale. Rote Farbe tropfte zu Boden, als sie Striche über Nicoles Stirn und Wangen zog.
    Nach einigen Minuten brach sie ab, stellte die fast leere Schale weg und nickte dem Wachposten zu. Der schlug die Tierhaut, die den Eingang bedeckte, zur Seite.
    Nicole spannte sich an. Im Zelt war es zu eng für eine ernsthafte Gegenwehr, aber wenn sie nach draußen kam, hatte sie eine reelle Chance, einen der Männer zu entwaffnen. Und mit einem Schwert in der Hand sah ihre Lage schon ganz anders aus.
    Der Wachposten drehte sich um und winkte Nicole auffordernd zu. Sie stand auf, duckte sich unter den Tierhäuten hinweg und stand in der kühlen Nacht.
    »Merde«, fluchte Nicole leise.
    Das ganze Dorf

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