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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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war auf den Beinen. Die Bewohner hatten eine schmale Gasse gebildet, die geradewegs auf einen kniehohen Holzblock zuführte, neben dem der Wortführer des Ältestenrats stand.
    In der Hand hielt er eine schartige Axt.
    Die beiden Wachposten packten Nicole an den Armen und zogen sie vorwärts. Selbst wenn sie einen von beiden entwaffnete, waren da immer noch fünfzig mehr, die an dessen Stelle treten würden.
    Nicole fühlte sich in einen Albtraum versetzt.
    Es gab nichts, was sie hätte tun können, um ihrem Schicksal zu entgehen. Schritt für Schritt kam sie dem Opferblock näher.
    Die rußigen Fackeln, die daneben standen, erhellten die Kerben an der Oberfläche und das braune getrocknete Blut, das aus den Hälsen früherer Opfer gespritzt war.
    Und dann hatte sie den Block erreicht.
    Nicoles Gedanken suchten immer noch wie rasend nach einem Ausweg, als kräftige Hände sie in die Knie zwangen und ihren Kopf nach vorne beugten.
    Kleine Holzsplitter stachen ihr in die Wange. Die Dorfbewohner murmelten ein Gebet.
    Das kann nicht wirklich sein, dachte Nicole verzweifelt. Mein Leben darf nicht so enden…
    Das Gebet verstummte.
    Der alte Mann hob die Axt.
    ***
    Zamorra sah sofort, dass die Neandertaler keine ausgebildeten Kämpfer waren. Sie schwangen die Schwerter wie wild von einer Seite zur anderen, hofften wohl, ihre unbewaffneten Gegner zufällig zu treffen.
    In ihren Augen leuchtete die Angst!
    Der Dämonenjäger trat einen Schritt zur Seite und ließ seinen Angreifer über sein ausgestrecktes Bein stolpern. Der Mann schrie überrascht auf und fiel zu Boden. Das Schwert rutschte über den Stein.
    Zamorra hörte den Tiger brüllen, als er die Waffe mit dem Fuß stoppte, aufnahm, in der gleichen Bewegung drehte und dem Neandertaler den Knauf gegen die Schläfe schlug. Der Mann sackte zusammen.
    Ein wütender Schrei ließ den Dämonenjäger herumfahren. Ein zweiter Neandertaler stürzte auf ihn zu, das Schwert hoch erhoben in beiden Händen.
    Zamorra duckte sich unter dem Angriff. Mit dem Schwert parierte er den wuchtig geführten Schlag. Funken sprühten, als die Klingen aufeinander trafen und dem Neandertaler das Schwert aus der Hand geprellt wurde.
    Er taumelte zurück und prallte gegen Kooranovian. Ohne zu zögern packte der Tiger den Kopf des Mannes und brach ihm das Genick. Dann ließ er ihn achtlos zu Boden fallen.
    Stille senkte sich über den Raum.
    Zamorra senkte das Schwert und sah sich um. Von den sechs Männern, die in den Raum gestürmt waren, lagen fünf tot und einer bewusstlos auf den Steinen. Die Schnauze des Tigers war rot vom Blut seiner Opfer.
    »Fünf zu eins«, sagte Kooranovian stolz. »Und deiner ist noch nicht einmal tot, Mensch.«
    Zamorra nickte. »Ich wollte keinen von ihnen töten, und ich weiß auch, dass du das nicht verstehst.«
    Der Tiger wischte sich die Schnauze am Ärmel seiner Uniform ab und sah zu Fu Long herüber, der den Kampf ungerührt beobachtet hatte.
    »Und was ist mit dir, Vampir? Warum hast du nicht gekämpft? Wolltest du auch niemanden töten?«
    Fu Long neigte den Kopf. »Ich wollte dir nicht im Weg stehen, Kooranovian.«
    Zamorra glaubte Ironie in seinen Worten zu hören, aber das plötzliche Stöhnen des Bewusstlosen zu seinen Füßen lenkte ihn von dem Gedanken ab.
    Der Mann kam zu sich.
    Mit einem warnenden Blick in Kooranovians Richtung beugte sich Zamorra zu dem Neandertaler und zog ihn auf die Füße.
    »Hab keine Angst«, sagte er beruhigend. »Dir wird nichts geschehen, wenn du einige Fragen beantwortest.«
    Er wusste, dass seine Worte im Angesicht von fünf Leichen wie ein Hohn wirken mussten. Im nächsten Moment erkannte er, dass der Mann ihn ohnehin nicht verstanden hatte, denn er fiel vor Zamorra auf die Knie und begann, ihn in einer gutturalen Sprache anzuflehen.
    »Er hat keinen Nutzen für uns«, kommentierte der Tiger die Szene. »Ich werde ihn töten, und dann verschwinden wir von hier.«
    Zamorra kämpfte seinen Ärger nieder. »Hier wird niemand getötet, hast du das verstanden? Du lässt den Mann in Ruhe.«
    Kooranovian schob die Lefzen zurück und zeigte eine beeindruckend spitze Zahnreihe. »Und wenn nicht?«, fragte er lauernd.
    »Er hat große Angst vor uns, aber noch mehr fürchtet er etwas, das er das hohe Volk nennt und dem er dient.« Fu Long sah zuerst zu Zamorra und dann zu Kooranovian.
    »Möchtet ihr noch mehr wissen?«
    »Wieso sprichst du seine Sprache?«, entgegnete der Tiger misstrauisch.
    Zamorra nannte sich hingegen in Gedanken

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