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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Nicole, als sie um eine Ecke bogen und den Uniformierten sahen, der mit versteinertem Gesichtsausdruck den Eingang zum Autopsieraum bewachte.
    Robin nickte dem Mann kurz zu und stieß die Tür auf. »Er hält meine allzu neugierigen Kollegen vom Gaffen ab.«
    Henri Renoir sah auf, als sie den Raum betraten. Sein überraschter Blick verriet, dass er die ungewöhnliche Kleidung seiner Besucher bemerkt hatte, aber er ging nicht darauf ein.
    »Ich war dagegen, dass Robin Sie konsultiert«, sagte der Pathologe stattdessen.
    Zamorra nickte. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Renoir glaubte nicht an das Übersinnliche und hielt auch nichts von den Methoden des Parapsychologen.
    Zamorra schloss die Tür hinter sich. Obwohl das Summen der Klimaanlage verriet, dass laufend frische Luft in den Raum gepumpt wurde, biss der Formaldehydgeruch in den Augen und engte die Kehle ein.
    Der Dämonenjäger bemerkte es kaum, denn das, was in der Mitte des Raums auf einem Metalltisch lag, nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
    »Wo habt ihr ihn gefunden?«, fragte er, während er langsam um den Tisch herumging.
    »Er ist heute Nacht auf der Autobahn aufgetaucht und hat einen Schwertkampf mit den Fahrzeugen angezettelt«, antwortete Renoir. »Wie Sie unschwer erkennen können, hat er verloren.«
    »Vorher hat er allerdings noch eine Massenkarambolage verursacht«, ergänzte Robin. »Ich habe die Autobahn noch nicht wieder freigeben lassen. Vielleicht findet ihr dort etwas, was die Spurensicherung übersehen hat.«
    Zamorra hörte ihm kaum zu. Den Toten zu betrachten war wie ein Blick in eine unendlich ferne Vergangenheit. Der Mann war nicht groß, vielleicht einen Meter fünfzig. Sein Körper wirkte irgendwie zusammengeschoben und kompakt. Arme und Beine waren ungeheuer muskulös. Seine ganze Figur erinnerte an die eines Gewichthebers.
    Zamorra ließ seinen Blick zum Gesicht des Toten gleiten. Der Unfall hatte seine Spuren hinterlassen, aber die charakteristischen Merkmale seiner Art waren trotzdem klar erkennbar.
    Die flache Stirn, die wulstigen Augenbrauen, die über den tief in den Höhlen liegenden Augen hingen, als müssten sie diese beschützen, dazu der vorgeschobene Oberkiefer und das fliehende Kinn.
    Es gab keinen Zweifel, zu welcher Spezies der Unbekannte gehörte.
    Nicole sprach aus, was sie alle dachten.
    »Wie zur Hölle kommt ein Neandertaler auf die Autobahn?«
    ***
    Cylas nahm es dem Stamm nicht übel, dass sie ihn auslachten. Gelassen hockte er in der warmen Morgensonne und rieb die Radachse mit Moxpufett ein. Er war fast fertig mit seiner Arbeit.
    In den letzten Tagen hatte er zwei Räder gebaut und eine Achse. Wie so oft eilten seine Gedanken dabei seinen Händen voraus und beschäftigten sich mit dem nächsten Problem, das er zu lösen gedachte.
    Um die Wagen besser lenken zu können, wollte er eine bewegliche Vorrichtung konstruieren, mit der man die Moxpus in eine andere Richtung als den Wagen bewegte. Theoretisch hatte er diese Lenkachse, wie er sie nannte, bereits gebaut, aber in der Praxis stieß er noch auf einige Schwierigkeiten.
    Doch auch die würde er lösen, da war sich Cylas sicher.
    Er sah auf, als ein Schatten über ihn fiel.
    »Wrishta«, sagte Cylas erfreut. »Es ist schön, dich zu sehen.«
    Die junge Frau lächelte unsicher und ging neben ihm in die Hocke.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Ich reibe ein Stück Holz mit Moxpufett ein«, erklärte er wahrheitsgemäß.
    Wrishta runzelte nachdenklich die Stirn. Eine Weile blieb sie so sitzen, dann schüttelte sie den Kopf. »Die anderen denken, dass die Sonne dir den Verstand verbrannt hat, aber ich weiß, dass vieles in deinem Kopf vorgeht, was keiner von uns begreift.«
    »Du begreifst es.«
    »Dieses Mal nicht, deshalb kann ich auch meinem Vater nicht erklären, weshalb du gutes Moxpufett an ein Stück Holz verschwendest.«
    Cylas unterbrach seine Arbeit. Iyokul steckte also hinter Wrishtas Besuch. Anscheinend hatte er Angst, dass er seine Tochter einem Wahnsinnigen versprochen hatte.
    »Es ist ganz einfach«, sagte Cylas. Geduldig erklärte er ihr, dass er mit dem Fett eine Schicht zwischen den beweglichen Holzstangen bilden wollte, um zu verhindern, dass durch die Reibung zuerst Hitze und schließlich Feuer entstand.
    »Verstehst du jetzt? Wenn du Feuer machst, reibst du auch nur zwei Hölzer gegeneinander. Genau diesen Effekt will ich vermeiden. Deshalb brauche ich das Fett.«
    Cylas lehnte sich zurück. Er konnte sehen, dass Wrishta die

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