0688 - Der Einmann Krieg
umzubringen, würde er es erfahren, bevor du die Waffe auf ihn richten kannst."
Jacintho hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
„Das ist ja toll", erwiderte er mit schwankender Stimme.
„Nicht wahr?" fragte Soughentouer. „Aber damit noch nicht genug. Leticron ist auch noch Überzeugungsinjektor. Er kann jeden zu seinem Bewunderer machen, wer auch immer das sei.
Er kann jeden mit der Überzeugung prägen, daß er, Leticron, das am höchsten stehende Geschöpf des Universums ist. Der Überschwere Hepprok glaubt, daß der Erste Hetran damit nicht nur die ganze Milchstraße im Sturm erobern, sondern auch das Konzil der Sieben' zu einem „Werkzeug seines Willens umfunktionieren wird."
„Du meinst, er will sich zum Herren über das Konzil machen?"
„Aber klar. Glaubst du, ein Mann wie Leticron ist mit der Hälfte zufrieden, wenn er das Ganze haben kann?"
„Wahrscheinlich hast du recht. Was kann er noch?"
„Hepprok sagt, daß er darüber hinaus auch noch Hirnoffensor ist."
„Was bedeutet das?"
„Leticron kann alle Intelligenzen zum Umdenken zwingen. Falls also jemand auf ihn zutreten sollte, um ihn zu erschießen, kann er ihn dazu bringen, sein Vorhaben zu vergessen und statt dessen mit Bausteinen herumzuspielen wie ein Kind."
Soughentouer blickte auf sein Chronometer, erschrak und sprang auf.
„Entschuldige, Wazzer, ich muß zu dem Überschweren Trekcon."
„Beeile dich. Und vielen Dank für deine Informationen."
Jacintho ließ sich wieder aufs Bett sinken. Er fühlte sich so flau wie selten zuvor in seinem Leben. Wenn Leticron wirklich kam, war alles verloren. Der Hetran konnte ihn dazu bringen, sämtliche Bombenverstecke zu verraten. Ihm gegenüber war er machtlos.
Er wußte jetzt, wie vermessen sein Plan gewesen war, Leticron zu erschießen.
Kurzfristig überlegte er, ob es sinnvoll sein könne, sich selbst zu töten. Oll Werres oder Anne Ephon konnten dann den Plan zu Ende bringen. Dann erkannte er, daß auch diese beiden keine Chance gegen Leticron hatten, falls er sich auf sie konzentrieren sollte.
Aber woher sollte der Hetran wissen, welche Absichten sie verfolgten? Konnte er die Gedanken eines einzelnen Menschen aus einer Riesenmenge herausfinden?
Jacintho richtete sich ruckartig auf.
Er mußte handeln, bevor Leticron nach Czugmoth kam. Er mußte die Gefangenen sofort befreien. Die weiteren Aktionen mußten dann Schlag auf Schlag abrollen, so daß der Erste Hetran bereits das Chaos vorfand, wenn er hier erschien.
Jacintho wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser ab, als sich General Merrithis, der höchste Polit-Offizier des Camps meldete. Er teilte mit, daß sämtliche Polit-Offiziere in einer Stunde zum Überzeugungsparadies „Galaktische Freiheit" überwechseln sollten, um dort Leticron, den Ersten Hetran der Milchstraße, zu empfangen.
7.
Jacintho strebte gemächlich seinem Gleiter zu. Er beobachtete die anderen Polit-Offiziere, die mit ihren Maschinen starteten und in schneller Fahrt verschwanden. Das Camp leerte sich. Über die Hälfte der Überzeugungsoffiziere war bereits abgezogen.
Jacintho aber ließ sich Zeit. Er setzte sich in die Kabine und wartete noch einige Minuten. Dann ließ er den Gleiter sanft aufsteigen und zum Energiezaun hinübertreiben. Als er glaubte, daß niemand ihn beachtete, ließ er ihn wieder absinken und landete hinter Haus C. Einige Farngewächse boten ihm ausreichende Deckung.
Der ehemalige SolAb-Agent bezwang seine Ungeduld. Er nahm einige Arbeitspapiere hervor und blätterte sie durch. Darüber verstrichen abermals einige Minuten, in denen sich zeigte, daß niemand aufmerksam geworden war. Die anderen Offiziere waren mit ihren Gedanken bei Leticron. Sie achteten nicht mehr auf das, was im Camp geschah.
Jacintho stieg aus und eilte zu der fensterlosen Mauer hinüber, hinter der die beiden Zellen lagen, in die man Miriam Tautz und den anderen Gefangenen eingesperrt hatte. Er heftete einige handtellergroße Geräte an die Mauer aus Isoplastik und sofort leuchteten rötliche Linien an dem Haus auf. Sie zeigten dem Terraner, wo die eingegossenen Unterbrecherkreise lagen. Er verschob zwei der Geräte. Die Linien folgten ihnen, bis sich zwei Kreise gebildet hatten, die groß genug waren, einen Menschen durchzulassen.
Das genügte Jacintho jedoch noch nicht. Er wußte, daß sich an der Decke der beiden Zellen Fernsehaugen befanden. Mit ihrer Hilfe wurden die Gefangenen ständig bewacht. Der SolAb-Agent befestigte
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