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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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John.«
    »Breit, schmal?«
    »Mittel.«
    »Das läßt alles offen.«
    Tanner beugte sich vor. Mit dem Ellbogen rutschte er dabei über den Schreibtisch, was dem Stoff nichts weiter ausmachte, der war sowieso schon verschlissen. »Es hat einen Toten gegeben, einen dreißigjährigen Javaner namens Fahran Kulani.«
    »Und weiter.«
    »Man hat ihm seine Hände abgeschlagen und ihn danach mit einem Stich durch den Hals getötet.«
    Ich ließ mir mit der Antwort Zeit. »Deutet das deiner Meinung nach auf einen Ritualmord hin?«
    Tanner hob die Schultern. »Das ist nicht das Problem, John. Unsere Experten haben etwas anderes herausgefunden. Im Prinzip geht es um die Mordwaffe.«
    »Ein Schwert?«
    »Kann sein. Wenn ja, dann muß es aus einem besonderen Material bestanden haben.«
    »Gold? Silber?«
    Tanner grinste impertinent und schüttelte dabei seinen Kopf. Fast wäre der Filz noch verrutscht.
    Ich schaute Suko an. Auch er grinste. Die beiden wußten etwas, nur mich ließen sie dumm.
    »Sag schon.«
    »Die Waffe bestand aus Ziegenhaut!«
    Patsch! Das hatte gesessen. Die Sitzfläche des Stuhls war plötzlich glühend geworden. Am liebsten wäre ich in die Höhe geschossen, aber ich blieb sitzen, holte zweieinhalb mal tief Luft und sagte dann mit leiser Stimme: »Wenn das einer deiner Scherze sein soll, Tanner, dann finde ich ihn nicht einmal gut.«
    »Sorry. John, aber in diesem Fall ist mir das Scherzen vergangen. Es ist so, wie ich es dir gesagt habe. Unsere Experten fanden an den Wundrändern Spuren von Ziegenhaut.«
    Das war ein Hammer. Ich schluckte und schaute Suko an, der die Schultern hob.
    Den Triumph gönnte sich Tanner selbst. »Ich habe dir doch gesagt, John, daß ihr bald am Zug sein werdet. Und so ist es auch gekommen. Diese Tat ist nicht normal, da steckt mehr dahinter. Ein Hausbewohner, der Geld von Kulani zurückhaben wollte, fand ihn und hat uns alarmiert. So weit, so gut, jetzt seid ihr an der Reihe.«
    Ich mußte die Nachricht zuerst verdauen, rauchte dabei eine Zigarette und wollte wissen, ob die Kollegen schon den Hintergrund des Toten erforscht hatten.
    »Wir haben uns bemüht. Viel ist dabei nicht herausgekommen. Er lebte in einer schlimmen Bude, getrennt von seiner Familie, die angeblich sehr groß sein soll.«
    »Du kennst keinen aus dem Clan?«
    »Wir haben noch keinen gefunden. Es hieß, daß Kulani ziemlich kontaktarm war. Ich habe trotzdem die Fahndung laufen lassen. Einige Kulanis sind im Raster hängengeblieben. Einwanderer aus Java, weißt du? Die haben wir registriert. Suko hat die Liste mit den Namen bereits von mir bekommen. Ihr könnt euch auf die Socken machen.«
    Ich räusperte sich. »Was sagt dir denn, daß dieser Fall in unseren Bereich fällt?«
    »Ich weiß es eben.« Manchmal stellte sich Tanner stur. Bisher hatte er eigentlich immer recht damit gehabt. »John, glaub mir. Da steckt mehr dahinter, als wir bisher gesehen haben. Der Vorhang ist nur ein winziges Stück zur Seite gezogen worden und nicht weiter. Da muß eine große Sache laufen.«
    »Eine Mordwaffe aus Ziegenhaut«, murmelte ich, »das ist einfach nicht zu fassen.«
    »Vielleicht ist auch eine aus der Haut der Schafe hergestellt worden«, vermutete Suko.
    Wir stritten es nicht ab.
    »Jedenfalls kann ich euch keine normale Erklärung geben«, resümierte Tanner und streckte sich.
    »Außerdem haben sich unsere Leute nicht geirrt, solltet ihr darauf spekulieren.«
    »Das hat keiner behauptet.«
    Tanner fuhr fort. »Auch wenn die Haut einer Ziege getrocknet und behandelt wird, glaube ich nicht, daß sie so hart wie ein Schwert ist. Meiner Ansicht nach müssen dabei andere Mächte ihre Hände mit im Spiel gehabt haben.«
    Ich blies meine eigene Luft unter die Nase. »Andere Mächte. Wenn das stimmt, könnten wir uns mit der javanischen Mythologie auseinandersetzen, Suko.«
    »Wäre mal was Neues. Abgesehen von dem Uraltfall mit der Hexe aus Java.«
    »Macht, was ihr wollt«, sagte Tanner, »aber bringt mir den Killer.«
    »Und dann?« fragte ich.
    »Gebe ich einen aus.«
    Suko und ich grinsten synchron. Wir kannten Tanners Sparsamkeit. Seine Frau hielt beide Hände auf dem Geld. »Das wird aber teuer«, meinte mein Freund.
    »Vielleicht sollte dein Ehegespenst die Rechnung zahlen«, schlug ich vor. »Holt erst den Killer.«
    Ich stand auf. »Abgemacht, wenn du schon mal damit anfängst, für die Feier zu sparen…«
    ***
    Die Hände des Mannes sahen aus wie altes, dürres Gestrüpp, als er in die Falten des Vorhangs

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