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0689 - Die Irrfahrt des Mutanten

Titel: 0689 - Die Irrfahrt des Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beruhigte er sich selbst und redete sich ein, daß ihm keinerlei Gefahr drohe. Er blickte auf die Uhr und stellte überrascht fest, daß er sich schon seit fast einer Stunde in seinem Quartier befand.
    Die TALLAHASSEE hatte sich noch nicht gerührt. Sie lag noch immer in der Felsspalte an der Oberfläche des Felsklotzes, und auf dem kleinen Bildschirm, der zur Ausstattung von Kantenbergs Kabine gehörte, zeigte sich über der rechten Schluchtkante die gewölbte Oberfläche der Riesensonne Wild Man, die soeben über diesem Teil des Asteroiden aufging.
    Warum war das Schiff noch nicht gestartet? Ebenezer Krohl hatte es so eilig gehabt! Was war geschehen? Kantenberg sprang auf, überlegte, ob er sich nach dem Grund der Verzögerung erkundigen solle. Und da geschah das Unglaubliche!
    Er hörte eine leise, aber eindringliche Stimme. Verwirrt sah er sich um, aber außer ihm befand sich niemand in dem kleinen Kabinenraum, und der Interkom war abgeschaltet. Er horchte.
    Die Stimme kam wieder, und er bemerkte mit Entsetzen, daß es sich nicht wirklich um eine Stimme handelte, sondern um einen Strom von Gedankenimpulsen, der sich in seinem Bewußtsein manifestierte.
    „Thomas Kantenberg! Du bist ein Verräter!"
    Das war der Mutant! Sein Bewußtsein sprach zu ihm. Thomas Kantenberg war so verwirrt, daß er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    „Diese Angst wird dich nicht mehr verlassen!" drohte Kakutas Bewußtsein. „Von jetzt an wirst du deines Lebens keine Sekunde lang sicher sein. Aber tröste dich. Die Qual wird nicht lange dauern."
    „Warum?" fragte Kantenberg entsetzt. „Wie meinst du das ...?"
    In seiner Hilflosigkeit sprach er die Fragen laut aus. Aber das störte die Verständigung nicht. Um die Fragen aussprechen zu können, mußte er sie zuerst in Gedanken formulieren, und dabei verstand ihn der Mutant.
    „Ich werde die Kontrolle über deinen Körper übernehmen", antwortete Kakuta. „Dein Plan darf nicht in die Wirklichkeit umgesetzt werden."
    Trotz regte sich in Thomas Kantenberg.
    „Du kannst mich nicht übernehmen! Du bist ein schwaches Sekundärbewußtsein, das froh sein muß, wenn es in irgendeinem Winkel meines Gehirns nisten darf. Ich bin der Herr über alle Kontrollen."
    „Noch", klang Kakutas Gedanke. „Aber es wird eine Zeit kommen, da du die Kontrolle nicht mehr ausüben kannst. Und auf diesen Augenblick warte ich!"
    „Warte nur!" spottete Kantenberg. „Er wird nie kommen!"
    „Doch", erwiderte der Mutant. „Er wird kommen, denn jeder Mensch muß schlafen...!"
    „Verstehen Sie mich recht, Oberst", sagte Paratü Hoplong, „ich verdächtige den Mann nicht. Er kommt mir nur merkwürdig vor.
    Besonders jetzt, da Sie mir erklären, wie er sich bei der Aufnahme des Mutanten verhalten hat."
    Ebenezer Krohl starrte nachdenklich vor sich hin. Nebenan, im Kommandoraum, liefen die Vorbereitungen zum Start der TALLAHAS-SEE. In spätestens einer Viertelstunde würde das schnittige Raumschiff Wabe 1000 den Rücken kehren. Vor wenigen Augenblicken war in Krohls Privatquartier der Summer ertönt, und der Bordarzt hatte um eine Aussprache gebeten.
    „Was genau fiel Ihnen eigentlich an ihm auf?" erkundigte sich der Oberst.
    „Der Unterschied zwischen seiner augenblicklichen Gemütsverfassung und seiner normalen seelischen Konstitution", antwortete Paratü Hoplong, ohne zu zögern. „Ich habe Kantenberg vor der Abreise in meiner Funktion als Arzt zu sehen bekommen. Ich mußte ihn untersuchen und das Untersuchungsergebnis des Kollegen von Quinto-Center bestätigen.
    Damals fiel mir auf, daß ich noch selten einem Mann von so stabiler Mentalität begegnet war wie Thomas Kantenberg. Und jetzt? Er ist so nervös, so unruhig, daß er am liebsten aus der Haut fahren möchte. Warum, frage ich Sie?"
    Krohl hob die Schultern.
    „Ich weiß es nicht. Glauben Sie, daß er eine Gefahr für den Mutanten bedeutet, den er aufgenommen hat?"
    „Kakuta wird es in Kantenbergs Bewußtsein ein bißchen weniger bequem haben als die anderen Mutanten in ihren Gastkörpern. Aber das ist auch alles. Es gibt wirklich keine ernsthafte Gefahr. Gerade deswegen wundere ich mich so über Kantenbergs Aufregung."
    Krohl wollte darauf etwas erwidern, wurde jedoch unterbrochen.
    Der Bildschirm leuchtete auf. Eine Ordonnanz meldete: „Dringende geheime Dienstsache vom Hauptquartier an Oberst Krohl, Sir!"
    Der Oberst zog erstaunt die Brauen in die Höhe. Wenn man ihn auf Wabe 1000 von Quinto-Center aus anrief, dann mußte etwas Wichtiges

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