069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
vorbereitete.
●
Larry Brent
saß hinter dem Steuer des Chevrolet.
Der Wagen
wurde vom Fahrzeug Dr. Henry Kellers abgeschleppt.
Larry war
allein und überdachte die Ereignisse der letzten halben Stunde.
Er hatte die
nähere Umgebung der Stelle abgesucht, an der Sandy Jovlin den Chevrolet geparkt
hatte. Nur in unmittelbarer Nähe waren Fußspuren zu finden gewesen, die nicht
von Sandy stammten. Auf dem harten, steppenartigen Boden abseits des
Straßenrandes hatte er keine Spuren registriert.
Das Ganze war
mehr als mysteriös. Aber es paßte in das Gesamtbild, das Henry Keller von Sandy
entworfen hatte.
Es gab keinen
pathologischen Befund, daß Sandy Jovlin irgendwie krankhaft veranlagt, daß sie
schizophren oder geisteskrank war. Henry Keller tat mehr als seine Pflicht. Es
war Larry nicht entgangen, daß sich der junge Psychoanalytiker in das rassige
Mädchen mit den Kirschaugen verliebt hatte.
Irritiert war
Larry von der Tatsache, daß der Türknopf neben dem Beifahrersitz des Chevrolets
geöffnet war, obwohl Sandy behauptet hatte, den Wagen auf jeder Seite gesichert
zu haben.
Einen Beweis
für ihre Behauptung gab es allerdings nicht. Dennoch ließ sich Brent auch diese
rätselhafte Sache durch den Kopf gehen.
War es möglich,
daß jemand einen Zweitschlüssel zu dem Chevrolet besaß? Annehmen konnte man
das. Aber dann war noch immer nicht die Frage beantwortet, wieso sich dieser
Unbekannte ausgerechnet da aufhielt, wo durch einen Zufall Sandy Jovlins Wagen
stehengeblieben war.
Einiges
stimmte nicht.
Larry lenkte
den Chevy aufmerksam und paßte sich dem Fahrmanöver Kellers genau an. Die Fahrt
dauerte fast zwei Stunden, ehe eine kleine Tankstelle mit angebautem Rasthaus
im Schein einer einzelnen Laterne auftauchte.
Der Flachbau
neben dem einstöckigen Wohnhaus diente als Gästehaus. Doch meistens standen die
Zimmer leer. Nur selten verirrte sich ein Gast hierher.
Auf dem Weg
zu dem abseits gelegenen Haus war ihnen in den letzten zwei Stunden nicht ein
einziges Auto begegnet. Sandy Jovlin hätte also nicht damit rechnen können, von
einem zufällig vorbeifahrenden Fahrzeug mitgenommen zu werden.
Als die
beiden Wagen unmittelbar vor der Tankstelle hielten, wurde im ersten Stock des
einfachen, renovierungsbedürftigen Wohnhauses Licht gemacht. Ein Fenster
öffnete sich.
Dunkel wie
ein Scherenschnitt zeichnete sich eine männliche Gestalt vom hellerleuchteten
Hintergrund ab.
Larry stieg
aus dem Auto. Der Tankstelleninhaber rief von oben herunter: »Einen Moment,
Mister! Ich komme sofort!«
In diesem
Augenblick verließ auch Sandy Jovlin Kellers Wagen.
»Schon gut,
Daddy!« rief sie nach oben und winkte. »Du brauchst dich nicht zu beeilen.« Sie
versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen, ausgeglichenen Klang zu verleihen. Doch
die Anspannung, unter der sie noch immer stand, ließ sich nicht ganz so einfach
verbergen.
Die Gestalt
am Fenster, die schon im Zurückweichen begriffen war, verhielt in der Bewegung,
kam wieder nach vorn und beugte sich aus dem Fenster. »Sandy! Ist was passiert?«
hallte die kräftige Stimme des Mannes durch die Nacht.
»Alles okay,
Daddy! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen!«
Die Gestalt
verschwand vom Fenster.
Drei Minuten
später tauchte Sandys Vater unten am Hauseingang auf. Er war noch dabei, sein
Hemd in die Hose zu stecken. Offenbar hatte man ihn beim Zubettgehen gestört.
Sandy stellte
ihren Vater vor, der sie für einige Sekunden in die Arme schloß, als hätte er
sie eine ganze Woche lang nicht mehr gesehen. Sie erzählte ihm von der Panne,
von dem Aufenthalt und von dem Zufall, der Dr. Keller in die Gegend geführt
hatte. Von der mysteriösen Gestalt, die sie gesehen hatte, sagte sie jedoch
keinen Ton.
»Ich kümmere
mich morgen drum«, meinte Andrew Jovlin, während er wie eine Raubkatze um den
dunklen Chevrolet schlich. »Wir schieben ihn auf die Seite, dann ist er aus dem
Weg.«
Mit vereinten
Kräften wurde der große Wagen in die offene Garage neben dem Haus geschoben.
Andrew
Jovlin, ein gutmütiger Endfünfziger, lud die beiden Männer zu sich ein. In der
Zwischenzeit war auch seine bessere Ehehälfte, Sally Jovlin, in der Türfüllung
aufgetaucht.
Sie trug
einen großkarierten Kittel. Die Frau war dick und rundlich und liebte
offensichtlich gutes Essen.
In ihren
Adern floß Indianerblut. In ihrer Jugend mußte sie einmal sehr schön gewesen
sein.
Larry Brent
versuchte vergeblich herauszufinden, ob Sandy nun mehr auf ihren Vater oder
ihre
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