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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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durch sein unordentliches graues Haar und stand über den Neffen gebeugt. Es sah aus wie eine Drohung. Julian Reef wußte, daß der alte Mann sich selbst, seiner Doppelzüngigkeit, seiner Schwäche, seinem Verrat an der so geliebten Tochter zürnte.
    »Ja«, sagte Frensham langsam, »es bleibt nichts anderes übrig. Braid ist unmöglich. Ich kann mich nicht der Blamage einer Ablehnung aussetzen. Nein, der andere Weg ist schon der bessere. Die Kurse steigen. Ich werde ein Paket Lulanga abstoßen können, dann werde ich etwas Luft haben. Schick die Aktien an — nein, nicht an meine Bank. In mein Büro. Wenn ich sie morgen früh habe, genügt es.«
    Mit kurzem Gruß verließ er das Zimmer.
    Julian saß lange regungslos, dann streckte er langsam die Hand aus und drückte auf einen Klingelknopf. Rex Guelder steckte den Kopf zur Tür herein und glitt ins Büro.
    »Hier ist etwas faul - ich rieche es«, sagte er. »Was ist los?«
    »Er wollte Ursulas Aktien haben - weiter nichts.«
    Des Holländers Gesicht erheiterte sich zusehends.
    »So 'ne Bagatelle!« rief er sarkastisch. »Und wie hast du es dem guten Onkel beigebracht? Gar nicht natürlich; denn sonst hätte er sich nicht so sanftmütig fortgerollt. Die herrliche Ursula!«
    Er leckte sich mit einer Grimasse die dicken Lippen. Doch Julian merkte Guelders Begeisterung nicht, er saß da, biß sich die Nägel und stierte düster vor sich nieder.
    »Wenn dein Plan nicht bald Wirklichkeit wird, sitzen wir fest! Dann werden nicht nur mein wackerer Onkel Frensham und die liebe Kusine Ursula, sondern auch noch einige andere vertrauensvolle Herrschaften einen höllischen Lärm schlagen, wenn sich herausstellt, daß die famosen Aktien, die wir verwalten, längst futsch sind. Mensch, das wird ein glücklicher Tag, an dem deine verflixte Maschine endlich arbeitet!«
    »Allerdings«, lachte Guelder und rieb sich die Hände.
    »Sei unbesorgt, mein Freund. Ich habe einen erstklassigen Sachverständigen hiergehabt, einen Deutschen aus Dresden. Nur diese Z-Strahlen machen mir noch Kummer. Wenn ich die mal ausgeschieden habe - dann Glückauf!«
    Er schnippte gewohnheitsmäßig ekstatisch mit den Fingern.
    »Greenwich wird mir ein Denkmal errichten - mir, dem größten Mann seiner Zeit!«
    Aber der Freund teilte nicht seinen Enthusiasmus.
    »Schon gut, schon gut«, winkte er ab, »jetzt kannst du mich mal ein bißchen allein lassen.«
    Er saß lange, den Kopf in die Hand gestützt, und malte sinnlose Figuren auf das Löschpapier. Er war selbst für seinen Sekretär nicht zu sprechen. Um fünf Uhr setzte er den Hut auf und ging in Guelders muffiges, kleines Büro hinüber. Der Holländer beobachtete etwas unter einem starken Vergrößerungsglas. Er blickte nur kurz auf.
    »Sieh dir das an, mein Freund, gibt es etwas Schöneres?«
    Julian betrachtete neugierig den ovalen Opal, der auf einem Wattebausch lag, ein feuriges Etwas, das unter jeder Bewegung seiner Hand die Farbe wechselte: jetzt grün wie die Tiefsee, dann ein flammendes Orange, gleich darauf purpurn, tief- und zartblau; und durch all diese Nuancen hindurch schimmerte ein reines Gold.
    Julian legte den Stein nieder.
    »Nur ein 15-Karäter«, erläuterte Guelder. »Etwas für den Künstler! Etwas für einen Sammler!«
    »Nichts für mich«, lehnte Julian rauh ab. »Ich muß jetzt zu meinem Onkel und ihm alles bekennen.«
    Guelder glotzte ihn aus seinen hervorquellenden Augen an. »Du willst ihm sagen ..., daß das Geld verloren ist? Bist du verrückt?«
    Julian zuckte die Achseln. »Was bleibt mir übrig? Morgen muß er es ja doch erfahren. Ich kann es ihm ebensogut heute abend beibringen.«
    »Er wird dich umbringen, nein, schlimmer, er wird dich ins Gefängnis bringen!«
    »Dann zeige mir gefälligst einen anderen Ausweg!« verlangte Reef.
    Des Holländers Gesicht war bei dem Gedanken erbleicht, daß vielleicht alle seine Arbeit und Mühe vergeblich gewesen wären und sein geniales Experiment niemals bis zu seinem logischen Ende durchgeführt werden könnte. Er war entsetzt.
    »Alles besser als das«, flüsterte er. »Pump dir Geld, such Braid auf. Er ist reich.«
    Aber Julian hörte ihn nicht mehr. Vielleicht würde der Onkel in seiner eigenen Not ihn verstehen. Er würde ihm von dem großen Coup erzählen und von den Millionen, die er ihm bringen mußte. Er ging langsam aus dem Kontor und war so tief in Gedanken, daß er die Queen Victoria Street schon weit hinabgeschritten war, ehe er überhaupt merkte, daß er sein Büro

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