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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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starken Plattform eine Maschine, die nur der Fachmann verstehen konnte. Hier drängte sich ein Chaos von Kondensatoren, Leitungen, seltsamen Glasröhren zusammen, die ein Druck auf einen Taster rot und blau aufglühen ließ. Unter einem keilförmigen Zeiger, der durch schwere Drähte mit verschiedenen Teilen des Apparates verbunden war, befand sich ein Behälter aus schwarzem Achat mit einer kleinen, untertassenförmigen Ausbuchtung in der Mitte.
    Guelder zog einen Stuhl an die Bank, schaltete einige Hebel ein und zündete sich, während die Maschine brauste und pulste, gelassen eine Zigarette an. Dann drückte er die dicken Augengläser fester auf die Nase und wiederholte zum hundertstenmal das große Experiment. Über den Gegenstand, den er in den Achatbehälter legte, schoß ein Strom knisternder Funken. Er zog einen anderen Hebel. Ein bleiches, grünes Licht blitzte aus einem fast unsichtbaren Schlitz in einem Stahlwürfel und fiel quer über den Achat.
    Er rauchte und rauchte, bis das Zimmer wie in blauem Nebel lag. Dann und wann drehte er die Hebel ab, nahm den Gegenstand mit einer Pinzette hoch und prüfte ihn unter einem Mikroskop. Es war schon fast Mitternacht, als er sich reckte, aufstand und zwei grüne Augen aus dem Dunkel des Laboratoriums auf sich gerichtet sah. Er pfiff. Eine große, weiße Katze kam auf ihn zu, schmiegte sich buckelnd an sein Bein und ließ sich kraulen. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, lag die zweite schon auf seinem Stuhl.
    Er trank einen tüchtigen Schluck Wasser und ging schlafen. Die beiden weißen Katzen kauerten am Fußende seines Bettes und öffneten ihre leuchtenden, grünen Augen bei dem leisesten Geräusch und Geknister der verfaulenden Paneele des alten Zimmers.

6
    Anthony Braid saß bei seinem einsamen Mahl. Der Tisch war mit einer Sorgfalt gedeckt, als erwarte er die erlauchtesten Gäste. Er saß am Kopfende des Tisches in tadellosem Gesellschaftsanzug, obwohl er nicht beabsichtigte auszugehen. Es war halb zehn Uhr. Er hatte seinen Trainer zu Tisch geladen, doch der hatte in Newmarket den Anschluß verpaßt und telefoniert. Jetzt kam er und stammelte Entschuldigungen. Er war ein sehniger Mann mit gebräuntem Gesicht, wie es Leute haben, die den größten Teil ihres Lebens in freier Luft zubringen.
    »Ich habe den Zweijährigen gekauft«, begann er, während der Diener ihm den Stuhl zurechtrückte und ihm ein Glas Portwein eingoß. »Aber ich muß Ihnen sagen, Mr. Braid, daß ich nicht sonderlich begeistert bin. Er ist dreimal dieses Jahr gelaufen und, obwohl er in dem einen Rennen gezeigt hat, was er kann, schwört sein früherer Trainer, daß er ein Verbrecher ist.«
    Braid lächelte.
    »Alle Pferde sind Verbrecher, wenn man sie nicht versteht«, belehrte er. »Ich bin in meinem Leben nur zwei unverbesserlichen Sündern begegnet. Ich wette, was Sie wollen, ›Quintil‹ gehört nicht zu dieser Sorte.«
    Mr. Sanford trainierte Braids Pferde in Berkshire, einige Meilen hinter Newbury. Nachdem der Diener sich entfernt hatte - dieser teilnehmende junge Mann wäre viel lieber im Zimmer geblieben und hätte zugehört -, hatte Sanford eine Menge Neuigkeiten zu berichten. Braid hörte aufmerksam zu und sprach selbst nur wenig.
    »Übrigens, Mr. Braid, ist da so ein neuer Kiebitz bei unserem Training erschienen. Ich kenne mich nicht in ihm aus. Gewöhnlich taucht er Sonnabend und Sonntag früh auf. Es ist keiner von den Regelmäßigen — ich sehe ihn nur am Weekend — also kein echter Trainingskiebitz. Er hat ein Haus in der Nachbarschaft. Sie erinnern sich vielleicht an das alte, rote Gebäude — muß wohl schon hundertzwanzig Jahre alt sein — war in vorgeschichtlichen Zeiten eine Pfarre — dann kam es an einen Müller. Ist nicht größer als 'ne Scheune ... rechts von der Straße, wenn man von Newbury kommt.«
    Braid hatte kein sonderliches Interesse an Kiebitzen und alten Häusern, erklärte aber höflich, daß er sich an den Ort erinnere.
    »Ich hab' keine Ahnung, was dieser Mann dort treibt oder was er auskundschaften will. Ich glaube, es ist ein Deutscher.«
    Anthony Braid öffnete die Augen: »Ein Deutscher?«
    »Ich glaube. Genau weiß ich's nicht«, erklärte der vorsichtige Sanford. »Einige von den anderen Trainern verbaten sich das Bekiebitzen ihrer Pferde, aber ich denke eher, er kommt, um sich ein paar Augenblicke zu erholen, obwohl man natürlich nie wissen kann, was diese Kiebitze im Schilde führen. Ich erinnere mich, vor einigen Jahren ...«
    Tony Braid

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