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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verlassen hatte.
    Rex Guelder verließ das Haus erst eine Stunde nach seinem Chef. Er ließ sich vorher die Abendzeitungen kommen und las sie in aller Ruhe, machte sich Notizen in ein schwarzes Heft, das er der inneren Westentasche entnahm. Von der Existenz dieses Notizbuchs hatte Julian keine Ahnung. Nachdem er seine Aufzeichnungen und Berechnungen beendet hatte, verließ er mit einem Lächeln der Befriedigung das Zimmer. Das Orakel war ihm günstig gewesen. Obwohl er nach Hause gehen wollte, verließ er West End, wohin er zunächst seine Schritte lenkte, doch erst zwei Stunden später.
    Er wohnte aus irgendeinem geheimnisvollen Grund weit draußen in Greenwich in einer Seitenstraße am Fluß. Eingekeilt zwischen zwei alte Fabriken, von denen eine nur noch eine Ruine war, stand das verwitterte Haus mit seiner hohen, kahlen Mauer, aus der drei kleine Fenster wie böse Augen auf die elende Straße hinausblickten. Das Erdgeschoß hatte einst als Laden gedient und wurde jetzt nur noch als Garage und Bootshaus benutzt. Guelder selbst hatte es dazu umgebaut. Hier stellte er einen ziemlich scheußlichen Sportwagen unter, auf dem der Schmutz und der Staub von den Fahrten eines ganzen Monats lagen.
    Alle vier Wochen wurde der Wagen gewaschen. Doch fast jeden Abend überholte Guelder den Motor mit liebevoller Sorgfalt. Diese Maschine brachte ihn an jedem Wochenende nach Newbury, einem Ort, für den er ein ganz besonderes Interesse hatte.
    Es war keine ideale Garage. Von den Wänden rann die Feuchtigkeit. In manchen Nächten kamen die Ratten in Legionen vom Fluß herauf. Einmal hatte er den Ledersitz seines Wagens in Fetzen vorgefunden. Da kaufte er drei weiße Katzen und richtete sie darauf ab, daß immer eine in dem Wagen schlief - ein weißes Gespenst mit großen, grünen Augen, dessen leisester Schrei sofort die beiden anderen herbeilockte.
    Im obersten Stock waren die Wohnräume, drei große, öde Zimmer, schlicht möbliert, die auf der Stromseite lagen. Wenn man das große Fenster im Eßzimmer öffnete, blickte man auf das Wrack einer Werft hinab, die von tanggrünen Pfählen getragen wurde. Sie standen schief und winkelig, diese Bohlen, verbogen von dem Gewicht, das früher auf ihnen lastete. Unter dem faulenden und zersplitterten Bodenbelag der Werft lag bei Ebbe der Themseschlamm bloß, bei Flut quirlte dort das braune Wasser des Stroms. Dem Fenster gegenüber wiegten sich für gewöhnlich große deutsche Frachtdampfer vor Anker. Weiter unten, stromabwärts, lagen die großen, hochmastigen Segelschiffe mit ihren gerefften, braunen Segeln und flatternden Wimpeln. Rex Guelder meinte, daß es kaum einen schöneren Anblick geben könnte für einen, der die See und die Seefahrt so liebte wie er.
    Er hielt eine Magd, eine vierschrötige Holländerin, eine sehr alte Person. Seit Jahren lebten sie unter dem gleichen Dach und sprachen nur das Allernotwendigste. Den Gutenmorgengruß hatten sie sich längst abgewöhnt. Jeden Ersten zahlte Guelder der alten Frau den Lohn aus, und am selben Tag watschelte sie hinunter zur Post und schickte ihn, bis auf einige Pence, ihrem Enkel nach Utrecht.
    Das Wohnzimmer, zugleich Studierstube und Bibliothek, war ein langer Raum, der den hinteren Teil des Hauses einnahm und ein düsteres Fenster hatte, das auf die Straße hinausging. Es war hellgelb gestrichen, nur die Türen, auch die Stahltür, die ins Laboratorium führte, leuchteten purpurn. Der lichte Teppich in der Mitte des Zimmers, die Paneele aus polierter Eiche und einige Rembrandtstiche an der Wand verliehen dem Raum einen Hauch von Wohnlichkeit. Auf dem Tisch stand eine blaue China-Schale voller Rosen und in einem halben Dutzend niedriger Vasen aus Papiermache blühten üppige Tulpen. Sie blühten jahraus, jahrein. Denn es waren künstliche. Doch sie waren so täuschend nachgemacht, daß man erst, wenn man sie anfaßte, merkte, daß die Kelche aus Glas waren.
    Auf dem Teppich stand ein gewaltiger schwarzer, eichener Schreibtisch, an dem Guelder saß. Lange Zeit war er tief versunken in die Betrachtung zweier sehr gewöhnlicher Gegenstände, die er während seines zweistündigen Besuchs in West End erstanden hatte.
    Durch ein starkes Vergrößerungsglas betrachtete er sie und grinste, so daß seine unregelmäßigen, weißen Zähne sichtbar wurden. Dann packte er seinen Kauf ein und schloß ihn in einen kleinen Safe, der in einem Winkel des Zimmers stand. Darauf grübelte er lange Zeit vor sich hin, entnahm einer der Schubladen eine

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