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0690 - Die Flucht des Körperlosen

Titel: 0690 - Die Flucht des Körperlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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allmählich wieder vernünftig. Die Leuchtzeiger pegelten auf verständliche Werte ein.
    Das Altimeter, auf pariczanische Einheiten geeicht, zeigte eine rasch fallende Flughöhe von augenblicklich etwa sechstausend Metern. Es war höchste Zeit, daß ich in die Horizontale überging!
    Die Steuerung funktionierte noch, wie ich aufatmend feststellte.
    Der Antigrav schien angeschlagen, denn ich spürte die Beharrungskräfte, als das Boot die Kursänderung vollzog. Und plötzlich waren die Bildschirme wieder klar. Verschwunden war das häßliche, giftgrüne Flackern. Unter mir sah ich eine hügelige, bewaldete Landschaft. Ich hatte keine Ahnung, wo über Zabrijna ich mich befand.
    Ein paar Sekunden lang hegte ich die wilde Hoffnung, daß mein schwer angeschlagenes Boot womöglich doch noch raumflugtauglich sei. Aber die Illusion verflog bald: die Anzeigen des Triebwerkssystems wiesen aus, daß sich dort, wo früher der Linearflugkonverter gewesen war, jetzt ein häßliches Loch befand. Ohne Konverter aber würde ich, nach ortsgebundener Zeit gemessen, Tausende von Jahren brauchen, um Olymp zu erreichen.
    Vorläufig also war ich am Ende. Ich mußte froh sein, daß ich den Versuch, mich abzuschießen, einigermaßen heil überstanden hatte. Ich brachte das Boot nach unten. Die dicht bewaldeten Hügel machten einen jungfräulichen Eindruck, als habe noch nie ein vernunftbegabtes Wesen seinen Fuß in diese Gegend gesetzt. Ich machte einen Flußlauf aus, der in einem weit ausholenden Knie eine breite, flache Sandbank gebildet hatte. Dort setzte ich auf. Das Boot gehorchte dem Steuer bis zum letzten Augenblick. Ich baute eine sanfte Landung.
     
    *
     
    Leticron hatte ein nahezu volles Geständnis abgelegt: nur darüber, daß er die Begabung des Mutanten dazu hatte benutzen wollen, die Laren zur Anerkennung seiner Person als der eines Gleichberechtigten zu zwingen, darüber hatte er sich nicht ausgelassen.
    Er hatte nur zwei Zuhörer: Hotrenor-Taak, den Verkünder der Hetosonen, und seinen Stellvertreter, Laafnetor-Breck.
    Der Raum, in dem er sein Geständnis ablegte, befand sich unmittelbar neben dem zentralen Kuppelraum, in dem die bleichen Körper der Wahrheitsfinder von der Decke hingen. Die unmittelbare Nähe der Drohung hatte den Überschweren besonders gefügig gemacht.
    Jetzt saß er mit gesenktem Blick und erwartete aus Hotrenor-Taaks Mund den Urteilsspruch.
    „Verräter", sagte Hotrenor-Taak mit schwerer Stimme, doch ohne jede Theatralik, „leben nicht lange. Wenn ich nicht rechtzeitig auf Zabrijna eingetroffen wäre, wärest du an unserer Sache zum Verräter geworden. Bedanke dich bei deinem Schicksal, daß ich dazwischenkam, bevor du den Verrat vollziehen konntest. Es gäbe sonst keinen Leticron mehr, und das Amt des Ersten Hetrans der Milchstraße bekäme bald einen neuen Besitzer."
    Er schwieg. Leticron wartete geduldig und ergeben - sicher, daß da noch mehr kommen würde. Als ihm aber das Schweigen gar zu lange dauerte, hob er erstaunt den Kopf.
    „Ist ... ist das alles?"
    „Fast", antwortete der Lare kalt. „Der Vorfall wird der Vergessenheit angehören, sobald du den terranischen Mutanten wieder herbeigeschafft hast!"
    Leticron sprang auf.
    „Das ist eine unmögliche Bedingung!" brach es aus ihm hervor.
    „Wie kann ich den Mutanten herbeischaffen? Wohin ist er verschwunden ...?"
    „Zuletzt befand er sich", fiel ihm Hotrenor-Taak ruhig ins Wort, „in den Feldschirmen zweier meiner Raumschiffe. Wenigstens deuten alle Hinweise darauf hin, daß er es war, der die beiden Fahrzeuge vernichtete. Im übrigen ist sein gegenwärtiger Aufenthalt nicht meine Sorge. Du hast ihn verloren - du bringst ihn zurück!"
    Leticron wollte weiter protestieren, aber er wurde unterbrochen.
    Ein helles Summen ertönte. Mitten in der Luft, in der Nähe des Eingangs, erstand aus dem Nichts eine Projektionsfläche.
    Die Laren empfanden starr eingebaute Bildschirme als unschön und zollten ihrem ästhetischen Empfinden dadurch Tribut, daß sie mit Hilfe ihrer hochentwickelten Technik Bildempfänger dort, wo sie nicht ohne Unterlaß gebraucht wurden, nur nach Bedarf entstehen ließen. Auf der Projektionsfläche war ein Lare zu sehen, der die Uniform der unteren Offiziersränge trug. Er mußte noch jung sein, denn sein kunstvoll gebautes Haarnest leuchtete in grellem Rot. Auf Interkosmo meldete er: „Ein pariczanisches Raumfahrzeug hat Zabrijna soeben zu verlassen versucht. Wir haben diesen Versuch unterbunden."
    Hotrenor-Taak

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