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0690 - Die Flucht des Körperlosen

Titel: 0690 - Die Flucht des Körperlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wirtskörpern war für mich eine gänzlich neue Erfahrung. Ich wußte inzwischen, daß die Schwierigkeiten, die ich beim Verlassen eines Wirtskörpers zu überwinden hatte, unmittelbar der geistigen Kapazität des Eigentümers proportional waren.
    Leticron zum Beispiel hatte mich derart fesseln können, daß ich völlig unbeweglich war. Aber auch das Erreichen eines neuen Wirtskörpers war bestimmten Regeln unterworfen, die ich noch nicht zur Genüge kannte. Bei vorgegebener Entfernung schien der Körper am leichtesten erreichbar, dessen Besitzer über einen gut ausgebildeten, besser noch mit psionischen Begabungen ausgestatteten Verstand besaß. Die Entfernung spielte überhaupt keine Rolle. Bislang wußte ich noch nicht, wo die Grenze lag, jenseits deren meine Beweglichkeit endete. Die Transferierung meines Bewußtseins von einem Wirtskörper zum andern war ja keineswegs gleichbedeutend mit meiner Fähigkeit der Teleportation. Es handelte sich um ein gänzlich anderes Phänomen, und solange ich nicht genau wußte, welchen Gesetzmäßigkeiten es unterlag, war ich in Gefahr.
    Zuvor, als Leticron der larischen Delegation gegenüberstand, hatte ich eine starke Affinität zwischen meinem Bewußtsein und dem der Laren entdeckt. Es wäre, sobald Leticrons Aufmerksamkeit wich, wahrscheinlich leicht gewesen, auf einen der Laren überzuwechseln. Aber ich fürchtete mich vor einem solchen Schritt, weil, wie ich vermutete, besonders solche Bewußtseine besonders stark waren und mich zu unterdrücken vermochten. Der Eigentümer des Wirtskörpers war mir ohnehin von Natur aus überlegen.
    Ich konnte nur solche Gehirne beherrschen, deren geistige Kapazität unter der meinigen lag. Bei gleicher Stärke hatte ich nicht die geringsten Chancen.
    Das also, nahm ich mir vor, würde ich auf Olymp studieren und beobachten, bis ich meiner Sache sicher war. Während das Boot in das immer dunkler werdende Firmament hinaufstürmte, dachte ich mir eine Serie von Experimenten aus, die mich die Gesetzmäßigkeiten des Psychotransfers, wie ich das Phänomen nannte, eindeutig erkennen lassen würde. So weit war ich in meinen Gedanken gekommen, als mir schlagartig klargemacht wurde, daß bislang noch nicht feststand, ob ich Olymp überhaupt jemals erreichen werde.
    Das Boot erhielt plötzlich einen schmetternden Schlag. Ich hörte das häßliche Geräusch von kreischendem Metall und fühlte mich aus meinem Sessel in die Höhe gerissen, daß die Gurte knackten. Ein rascher Blick auf die Bildschirme zeigte statt des violetten Himmels, der bis vor wenigen Augenblicken noch zu sehen gewesen war, ein waberndes, giftgrünes Leuchten, das das Fahrzeug von allen Seiten einzuhüllen schien. Die Instrumente spielten verrückt. Die Lichtmarken tanzten auf und ab; ihre Anzeige ergab keinerlei Sinn. Die zerrenden Kräfte, die auf mich, den Sessel und die übrigen Installationen des kleine Pilotenraums einwirkten, erzielten ihren ersten Erfolg: ein Verteileraggregat wurde aus der Halterung gerissen und zischte dicht an meinem Schädel vorbei.
    Es traf mit voller Wucht einen Bildschirm, der qualmend seinen Geist aufgab.
    Ich bearbeitete die Pilotenkonsole mit beiden Händen.
    Der Autopilot hatte offensichtlich versagt. Ich hatte einen Treffer bekommen - der Himmel mochte wissen, woher. Ich trug einen Raumanzug. Kam es zu einem weiteren Treffer, dann bestand die Gefahr, daß die Hülle des Bootes aufriß und die interne Atmosphäre in das draußen herrschende Vakuum hinaus verpuffte. Meine vordringlichste Aufgabe war, das bockige Fahrzeug wieder hinab in dichtere Atmosphäreschichten zu bekommen.
    Vorläufig konnte ich nicht sehen, ob ich Erfolg hatte.
    Die Meßgeräte funktionierten nicht mehr, und die Bildschirme waren zur direkten Beobachtung nicht mehr geeignet. Das grüne Feuer loderte überall. Ich kannte keine Waffe, die eine solche Wirkung erzeugte. Also mußte es sich wohl um ein larisches Schiffsgeschütz handeln, das mir diesen Treffer verpaßt hatte.
    Ausgerechnet die Laren, von denen ich als sicher angenommen hatte, daß sie über den Verlust zweier Einheiten ausreichend schockiert sein würden, um meine Flucht nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    Es gab - Gott sei Dank! - keinen weiteren Treffer mehr. Meine Manöver schienen erfolgreich zu sein, denn von irgendwoher hörte ich das wilde Pfeifen der Luftmassen, die ich durchschnitt.
    Wo aber Luft pfeift, da ist Luft... und das war im Augenblick für mich das wichtigste. Sogar die Meßinstrumente wurden

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