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0692 - Die Insekten-Königin

Titel: 0692 - Die Insekten-Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Wer nicht pariert, auf den lasse ich Alfred hetzen."
    Den letzten Satz hatte er allerdings nicht ernst gemeint.
    Dennoch verließ Perry Rhodan das Besprechungszimmer in verdächtiger Eile.
     
    5.
     
    Pjotr Godunow, ehemaliger Student des Kosmischen Rechts und zuletzt Signaloffizier auf dem Schnellen Kreuzer BALLATER, konnte noch immer nicht recht glauben, daß er den Untergang seines Schiffes überlebt hatte.
    Aber das, was er sah, sprach für sich.
    Er lag auf dem harten Boden einer Schleusenhalle, die wahrscheinlich für ein großes Beiboot vorgesehen war, und neben ihm lagen andere Männer.
    Und an den Wänden der Schleusenhalle standen hochgewachsene Gestalten in einer Kleidung, die stark an terranische Kampfanzüge erinnerte.
    Aber es handelte sich nicht um Terraner.
    Das verrieten nicht nur die stark gewölbten Oberkörper und die drei Gliedmaßenpaare, sondern vor allem die runden Chitinköpfe mit den riesigen Facettenaugen, den filigranartigen Fühlerpaaren und den dreieckigen hornigen Mündern.
    Insektenabkömmlinge! durchzuckte es Godunow, ohne daß er Ekel bei diesem Gedanken empfand. Als Mensch des 35.
    Jahrhunderts war er es gewöhnt, die Körperform eines intelligenten Lebewesens als zweitrangig zu betrachten.
    Und diese Insektenabkömmlinge waren zweifellos intelligent. Tiere trugen weder hochwertige Kampfanzüge noch Strahlwaffen.
    Es muß sich um Ploohns handeln! überlegte Pjotr Godunow.
    Um Besatzungsmitglieder der Raumschiffe, die unseren Aufklärungsverband vernichteten.
    Der Leutnant durchforschte sein Gedächtnis nach einem Grund für den Überfall der dreißigtausend Ploohn-Schiffe auf die vierundzwanzig Schnellen Kreuzer.
    Er fand keinen.
    Die Ploohns mußten seinen Verband ohne ersichtlichen Grund angegriffen und aufgerieben haben.
    Als neben ihm jemand stöhnte, wandte sich Pjotr um. Er erkannte Captain Largo Tijume, den Feuerleitoffizier der BALLATER.
    Tijume war schrecklich zugerichtet. Sein Kopf und der größte Teil des Oberkörpers waren blutüberströmt.
    Pjotr Godunow richtete sich auf die Ellenbogen auf und rief: „Medo! Hallo, Medo hierher!"
    Doch niemand rührte sich. Das mochte daran liegen, daß die Ploohn-Wächter kein Interkosmo verstanden, aber nach Pjotrs Meinung hätten sie längst sehen müssen, daß Largo Tijume schwerverwundet war, ja, vielleicht sogar im Sterben lag.
    Abermals stöhnte Tijume.
    „Bald kommt Hilfe, Captain", sagte Godunow.
    „Wasser!" stammelte Tijume.
    Pjotr Godunow kniete sich hin und zog seine Wasserflasche aus der Magnethalterung des Waffengurts. Dabei stellte er fest, daß er unzählige Prellungen davongetragen haben mußte.
    Gebrochen war jedoch offenbar nichts.
    Als er die Wasserflasche an Tijumes Lippen setzen wollte, kam eine dunkelbraune Chitinhand mit vier Fingern von oben herab und nahm ihm die Leichtstahlflasche aus der Hand.
    Empört fuhr Pjotr herum und blickte in das ausdruckslose Gesicht eines Ploohns.
    Der Ploohn zeigte auf Tijume, wedelte ablehnend mit der Hand und deutete danach auf Godunow.
    Pjotr begriff.
    Der Ploohn wollte ihm klarmachen, daß Tijume kein Wasser brauchte, weil er ohnehin nicht zu retten war. Er, Pjotr Godunow, würde jedoch weiterleben, so daß es sich lohnte, ihm ^Wasser zukommen zu lassen.
    Das war zweifellos logisch, aber es ließ jedes Mitgefühl vermissen. Offenbar achteten die Ploohns Leben nur, wenn es einen Zweck erfüllen konnte, und ein tödlich Verwundeter erfüllte keinen Zweck mehr.
    Im ersten Augenblick war Pjotr nahe daran, dem Ploohn die Wasserflasche aus der Hand zu schlagen. Er besann sich aber noch rechtzeitig und hielt sich zurück.
    Die Ploohns dachten unmenschlich, aber sie waren schließlich auch keine Menschen. Ihre Ethik war in einer Umwelt gewachsen, die sich sicherlich von der Umwelt unterschied, in der sich der Mensch entwickelt hatte. Daraus und aus der Art ihres Zusammenlebens hatte sich eine spezifisch ploohnsche Definition von Gut und Böse entwickelt, die nicht nach menschlichen, sondern nach ploohnschen Maßstäben gewertet werden mußte.
    Dennoch konnte sich Pjotr nicht dazu überwinden, von dem Wasser zu trinken, das seinem Kameraden versagt wurde. Aus den Gesten des Ploohns er sah er,daß dieser Insektenabkömmling sein Verhalten als un-ploohnsch einstufte, womit er genau das Äquivalent von dem tat, was Pjotr Godunow eben noch getan hatte.
    Der Posten zog sich schließlich wieder an seinen Platz zurück.
    Die Wasserflasche nahm er allerdings mit.
    Wenig später öffnete

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