0692 - Die Insekten-Königin
sich ein Schott. Vier Ploohns kamen herein. Sie führten eine Antigravtrage mit sich, auf die sie sechs Gefangene legten.
Leutnant Godunow konnte nicht erkennen, ob diese Gefangenen noch lebten. Sie rührten sich nicht. Wahrscheinlich waren sie längst tot.
Als sich das Schott wieder schloß, wurde sich Pjotr zum erstenmal in voller Klarheit der Tatsache bewußt, daß er ein Gefangener eines Volkes aus Insektenabkömmlingen war, das die Menschen als Feinde betrachtete.
Der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn, als ihm klar wurde, daß ihm bestimmt kein leichtes Schicksal bevorstand. Wenn er Glück hatte, würden die Ploohns ihn bald töten. Er fürchtete allerdings, daß sie ihn zuvor einigen mehr als unangenehmen Prozeduren unterziehen würden.
Als er zehn Minuten später von zwei Ploohns abgeholt und aus der Schleusenhalle gebracht wurde, wurde ihm übel vor Furcht.
Die beiden Ploohns brachten ihn in einen großen Raum mit rosafarbenen Wänden, in dem verschiedene Tische und Geräte standen.
Pjotr Godunow wurde totenbleich, als er sah, wie vier Ploohns die blutigen Überreste einiger Menschen von Tischen auf Antigravtragen räumten. Es sah so aus, als wären diese Menschen von den Ploohns seziert worden.
Er war unfähig, sich zu wehren, als die beiden Ploohns ihn an eine Art Kontursessel schnallten und blanke Kontakte an seiner Haut befestigten.
Plötzlich kam eine Gestalt in sein Blickfeld, bei dem Pjotr unwillkürlich erschauderte.
Es war ebenfalls ein Insektenabkömmling, was dort auf einer gepolsterten Antigravplatte saß und ihn aus riesigen Facettenaugen anblickte, aber es war kein gewöhnlicher Ploohn.
Das Wesen war mindestens fünf Meter groß und hatte nicht eine Einschnürung im Körper wie die Ploohns, die Pjotr bisher gesehen hatte, sondern deren zwei. Und sein Unterleib war riesig.
Er dominierte.
Ein normaler Ploohn stellte ein Gerät vor dem riesigen Wesen auf. Es erinnerte Leutnant Godunow an einen etwas großen Translator, und kurz darauf wurde ihm klar, daß es sich tatsächlich um einen Translator handelte.
Das Riesenwesen bewegte die dreieckige Mundöffnung und gab unverständliche Laute von sich, die aber vom Translator unverzüglich in ein halbwegs einwandfreies Interkosmo übersetzt wurden.
„Identifiziere dich!" lauteten die Worte des Insekts.
Diesem Verlangen nachzukommen, stellte Pjotr Godunow vor kein Problem. Er verriet schließlich keine Geheimnisse, wenn er sich identifizierte.
„Ich bin Leutnant Pjotr Godunow, Registriernummer KXQ-485.701", antwortete er.
„Von welchem Raumschiff?" fragte das Insekt weiter.
Als Pjotr nicht antwortete, legte einer der normalen Ploohns einen Schalter um. Eine Schmerzwelle raste durch Godunows Körper, schien ihm das Innere nach außen drehen zu wollen. Als die Schmerzwelle verebbte, fühlte Pjotr sich kraftlos und wie ausgehöhlt. Sein linker Fuß zuckte unkontrolliert.
„Von welchem Raumschiff?" fragte das Rieseninsekt abermals.
Leutnant Godunow fühlte sich nicht imstande, den grausamen Schmerz ein zweites Mal zu ertragen.
„Schneller Kreuzer BALLATER", antwortete er hastig.
„Welche Aufgabe war Ihnen gestellt worden?" lautete die nächste Frage.
Pjotr zögerte mit der Antwort. Plötzlich war der Schmerz wieder da, überschwemmte ihn und ließ ihn in furchtbarer Pein aufschreien.
Als der Schmerz nachließ, nahm Pjotr Godunow sich vor, die nächsten Fragen zu beantworten, solange es nicht um Geheimnisse ging, die der Gegner nicht erfahren durfte. In diesen Fällen wollte er lügen.
„Welche Aufgabe war Ihnen gestellt worden?" wiederholte das Insekt.
„Den Raumsektor in der Nähe der Nahtstelle zu erkunden und energetisch zu vermessen", antwortete Pjotr Godunow.
„Sie kommen nicht aus unserer Galaxis?" fragte das Insekt weiter.
,.Nein", antwortete Pjotr.
„Wie nennt sich Ihr Volk?"
„Ich gehöre zum Volk der Terraner", sagte Pjotr. „Allerdings nennen wir uns auch Solarier."
„Wo befindet sich das Heimatsystem der Terraner oder Solarier?" wollte das Insekt wissen.
Pjotr atmete verstohlen auf. Wenn das Insekt nach dem Heimatplaneten gefragt hätte, dann hätte er zum erstenmal lügen müssen - und er war nicht sicher, daß er überzeugend genug lügen konnte. So jedoch durfte er bei der Wahrheit bleiben, denn sie würde den Ploohns nichts nützen.
„In einer Galaxis, die wir Milchstraße nennen", antwortete er.
„Und wo liegt diese Galaxis? Wie weit ist sie von hier entfernt?"
„Niemand von uns weiß das
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