0692 - Die Insekten-Königin
Magnetfeldes durch Aufschläge großer kosmischer Materiemassen und den dadurch bewirkten befristeten Ausfall jenes planetarischen Magnetschirmes, der normalerweise jeden Planeten vor übermäßiger Einwirkung von Sonnenwind und Höhenstrahlung schützt, mußte es auf dem Ursprungsplaneten der Terraner zu Beschleunigungsphasen der Evolution gekommen sein.
Dadurch war offenbar die natürliche Mutationsbremse überfordert worden, so daß es auch bei den optimal entwickelten Arten zu mutativen Veränderungen gekommen war.
Nun war es nur logisch, daß bei einer optimal entwickelten Art Veränderungen keine Verbesserungen bringen konnten, sondern nur zu Verschlechterungen führen konnten, während bei weniger erfolgreichen Arten eine Erhöhung der Mutationsrate die Chancen einer Höherentwicklung vergrößerte.
Auf diese Weise mußten auf der Ursprungswelt der Terraner einst die dominierenden Insektenarten - und vielleicht noch andere Arten -entweder ganz ausgestorben oder doch so zurückgefallen sein, daß sie keine dominierende Rolle mehr spielen konnten.
Und dadurch waren Arten, die eigentlich niemals dazu bestimmt gewesen waren, auf ihrer Welt eine beherrschende Rolle zu spielen, in den Vordergrund getreten - wie beispielsweise jene warmblütigen Säugetiere, die sich Terraner nannten.
Jaymadahr Conzentryn war weit davon entfernt, deswegen etwa Haß auf die Terraner zu empfinden. Dazu dachte sie viel zu wissenschaftlich und pragmatisch.
Aber sie schloß aus den Tatsachen und Überlegungen, daß die Terraner eine Art waren, die erst zu einem sehr späten Zeitpunkt der Evolution auf ihrer Ursprungswelt entstanden und zur dominierenden Art geworden waren.
Folglich verfügten diese Terraner über ein erheblich geringeres Reservoir an Traditionen und Erfahrungen. Sie waren eine junge Art, vergleichbar mit halbblinden Insektenmaden, ohne jene Koordination der Handlungen und Emotionen, die beispielsweise die Ploohns auszeichnete.
Das bedeutete, daß sie leichter zu besiegen waren als die Angehörigen eines anderen Insektenvolkes, aber es bedeutete auch, daß ihre Reaktionen sprunghaft und schlecht vorauszuberechnen waren, was einige Risikofaktoren barg.
Jaymadahr Conzentryn nahm sich vor, daran zu denken, wenn sie auf einen größeren Flottenverband der Terraner traf. Sie mußte sich in das Denken und Fühlen der Terraner hineinversetzen, ihre Handlungen vorausberechnen und ihnen stets zuvorkommen.
Aber vorher wollte sie Pjotr Godunow weiter verhören, der gerade wieder zu sich kam.
Sie erteilte den Befehl, den Schmerzinjektor vorerst nicht wieder einzusetzen, um eine neue Ohnmacht des Gefangenen zu vermeiden. Dann schaltete sie den Translator wieder ein und sagte: „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Pjotr Godunow.
Was bedeutet Großadministrator?"
Pjotr blickte ängstlich zu dem Ploohn, der bisher den Schalter betätigt hatte, der die schmerzerzeugende Apparatur aktivierte.
Er atmete verstohlen auf, als er sah, daß der Ploohn seinen Platz verlassen hatte.
„Der Titel .Großadministrator' bedeutet, daß Perry Rhodan das gewählte Oberhaupt der Regierung des Solaren Imperiums ist", antwortete er."
„Die Antwort enthält einen Verstoß gegen die Logik", erwiderte Jay-madahr Conzentryn. „Wenn der Titel Großadministrator, die Bezeichnung für ein gewähltes Regierungsoberhaupt ist, hat er mit der Person namens Perry Rhodan nur zeitweilig etwas zu tun.
Warum behauptest du also, daß der Titel Großadministrator identisch mit der Person Perry Rhodan ist?"
„Es gab niemals einen anderen Großadministrator", antwortete Godunow. „Perry Rhodan wurde seit Gründung des Imperiums immer wieder zum Großadministrator gewählt."
Jaymadahr Conzentryn hatte die nächste Frage bereits formuliert gehabt. Sie sprach sie jedoch nicht aus, weil die letzte Antwort des Gefangenen sie verwirrte.
Wenn es stimmte, daß dieser Perry Rhodan seit der Gründung des Imperiums der Terraner Großadministrator war, so konnte dieses Imperium noch nicht lange existieren, denn die Mediziner und Biologen, die die toten Terraner sezierten, hatten behauptet, die Lebenserwartung dieser Wesen würde durchschnittlich hundertvierzig Jahre betragen.
Aber die Tatsache, daß Raumschiffe dieses Imperiums fern ihrer eigenen Galaxis im Mahlstrom operierten, stand dazu in einem anscheinend unlösbaren Widerspruch. Ein Imperium, das bestenfalls hundert Jahre existierte, konnte nicht in der Lage sein, seine Expansion auf fremde Galaxien
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