0694 - Lavalles Todesspur
Uns bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, uns in der Szene umzuhören. Es wäre ja nicht das erste Mal, daß aus diesen Kreisen ein Hinweis eingegangen ist. Und ich glaube auch nicht, daß die Zuwanderer aus den karibischen Staaten alle auf seiner Seite stehen. Viele werden von ihm wissen, sie werden auch Furcht vor ihm haben. Vielleicht finden wir da etwas.«
Suko nickte, aber es sah nicht überzeugend aus. Er kam wieder auf den Killeraal zu sprechen. »Mich würde interessieren, wie viele dieser Bestien noch frei herumirren und darauf warten, Menschen zerbeißen zu können. Das wäre…«
»Frag. Lavalle.«
»Witzbold. Hast du dir einmal darüber Gedanken gemacht, wo sie eigentlich herkommen?«
Ich runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Ganz einfach. Die… die sind doch nicht aus der Luft entstanden. Plötzlich sind sie da. Und sie müssen einen Weg gefunden haben, um ihr Ziel zu erreichen.«
»Ja, das ist möglich.«
»Transport durch Magie.« Es sollte spöttisch klingen, aber Suko hatte es ernst gemeint.
Mir gefiel es auch nicht. Nur half es uns nicht weiter, wenn wir redeten und lamentierten. Wir mußten am Ball bleiben, dorthin gehen, wo die Menschen aus Mittelamerika und der Karibik praktisch zusammen wie in einem Ghetto lebten und dort herausfinden, ob etwas über Lavalle bekannt war und ob man überhaupt mit uns über ihn sprechen wollte. Zuvor jedoch wollte ich im Büro Bescheid geben und mich dort gewissermaßen abmelden.
Wir telefonierten von der schmutzigen Halle aus. Die alte Vettel hockte noch hinter der Theke und trank Gin aus der Flasche. Wie Wasser gluckerte das Zeug in ihre Kehle.
Als sie uns sah, ließ sie die Flasche sinken, um uns anzusprechen. Ich gab ihr erst gar nicht die Chance. »Das Telefon bitte«, sagte ich mit harter Stimme.
Sie drehte sich, nahm den Apparat von einem Bord und stellte ihn auf den Tresen.
Der Hörer war so schmutzig, daß ich ihn am liebsten nur mit Handschuhen angefaßt hätte. Aber an meinen Händen klebte auch noch das Blut des Verletzten. Ich bekam Glenda an die Strippe.
Bevor ich etwas sagen konnte, erklärte sie mir, daß Jane Collins angerufen hatte.
»Was wollte sie?«
»Dich sprechen.«
»Sonst nichts?«
Ihre Stimme klang kokett. »Vielleicht auch noch mehr - wer weiß das schon…«
»Laß die Scherze, Glenda, ich bin nicht in der Stimmung. Hatte Jane Probleme?«
»Das weiß ich nicht genau. Ihre Stimme hörte sich eigentlich normal an, obgleich sie den ernsten Unterton eigentlich nicht unterdrücken konnte. Kann sein, daß sie Probleme gehabt hat.«
»Gut, Glenda, lassen wir das zunächst.« In der folgenden Minute erklärte ich ihr, was Suko und ich vorhatten.
»Kann man euch denn erreichen?«
»Nein, bestimmt nicht direkt. Sollten wir uns nicht melden, weißt du wenigstens, wo du suchen mußt.«
»Okay. Ach ja, John, da ist noch etwas. Wenn ich genauer darüber nachdenke, schien Jane doch Probleme zu haben. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit für eine kleine Plauderei, was mir wiederum beweist, daß sie in einer Klemme steckt.«
»Ich werde mit ihr reden.«
»Ja, tu das, bis später dann.«
Auch ich legte auf. Die Vettel hatte große Ohren bekommen, sie wollte hören, über was wir sprachen, ich aber zog Suko nach draußen, wo wir die feuchte Luft einatmeten, die viel besser und reiner war als die in der Absteige.
»Du hast ziemlich lange mit Glenda gesprochen. Gab es Probleme?«
»Nicht bei ihr. Jane rief an.«
»Und?«
Ich schaute in den Dunst und berichtete Suko. Er nahm die Worte nicht auf die leichte Schulter und dachte ebenfalls an gewisse Probleme, die dort entstanden waren.
»Ruf Jane an.«
»Das hatte ich auch vor.«
Wir gingen zu unserem Rover, der auf dem Gehsteig parkte. Jemand hatte vor Wut gegen die Beifahrertür getreten und eine Beule hinterlassen. Sonst war mit dem Fahrzeug nichts geschehen.
Ich wählte, hörte das Freizeichen, aber es kam niemand, um abzuheben. Ich wiederholte den Versuch nach einer Weile und erntete den gleichen Mißerfolg.
Suko schaute mich sehr nachdenklich und auch etwas sorgenvoll an. »Was sagt dein Gefühl, Alter?«
»Nichts Gutes.«
»Lavalle?«
Ich runzelte die Stirn. »Wie kommst du ausgerechnet auf ihn und dann noch im Zusammenhang mit Jane.«
»Hast du nicht von einer Rachetour gesprochen, die der Verletzte erwähnte?«
Mein Nicken fiel sehr langsam und nachdenklich aus. »Und du meinst, daß Lavalle sich so weit umgesehen hat, daß er…?«
»Ich meine nichts,
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