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0694 - Lavalles Todesspur

0694 - Lavalles Todesspur

Titel: 0694 - Lavalles Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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merkte, daß ihr Mund ausgetrocknet war, und plötzlich fühlte sie sich nicht mehr sicher.
    Die drückende Angst war da, denn das Geräusch war zwar in einer ursprünglichen Lautstärke verstummt, es hatte sich jedoch verändert und regelrecht verwandelt.
    Sie hörte etwas anderes, mit dem sie zunächst nicht zurechtkam, denn es bestand aus einem Kratzen und Nagen. Als wäre eine verdammte Ratte dabei, die Tür zu durchbohren, um unbedingt an ihre Beute zu gelangen. Das war furchtbar, das zerrte an den Nerven. Sie konnte sich ausrechnen, wie lange das Holz noch widerstand.
    Vielleicht zwei Minuten oder drei - höchstens.
    Sie wich zurück.
    Vor ihrem geistigen Auge entstand das Telefon. Dieser tragbare Apparat in der Küche. Er war jetzt die einzige Hoffnung, und nach dem Anruf wollte sie sofort das Haus verlassen, um sich irgendwo in der nahen Umgebung zu verstecken.
    Die einzige Möglichkeit, der Gefahr zu entwischen.
    Als Sarah Goldwyn die Küche erreicht hatte, drehte sie sich um. Die Tür war geschlossen, sie brauchte nur aufgedrückt zu werden, was sie auch tat.
    Sie schwang nach innen.
    In diesem Augenblick läutete das Telefon. Das heißt, bei ihr summte es nur.
    Aber das spielte keine Rolle. Jetzt nicht - vielleicht nie mehr.
    Sie starrte auf den Mann, der aussah wie ein Stadtstreicher. Sein Gesicht wirkte wie ein zur Hälfte mit Wasser gefüllter Schwamm, so aufgedunsen. Haare umhingen den Kopf wie strähniges Garn.
    Aus demselben Material bestand der Bart.
    Wieder läutete der Apparat.
    Sie hätte gern abgehoben, um alles in der Welt.
    Es ging nicht.
    Die rechte Hand des Mannes lag auf dem Hörer wie ein schwerer Stein…
    ***
    Er hat es geschafft!
    Er war ins Haus gekommen, ohne daß sie es gemerkt hatte. Er war schnell, raffiniert und auch brutal gewesen.
    So schnell und zu schlau für sie…
    Lady Sarah bewegte sich nicht von der Stelle. Der Apparat gab noch immer Signale von sich, für Lady Sarah waren sie wie Hilferufe aus einer tiefen Krise.
    Dann verstummte das Geräusch.
    Die Stille war schlimm. Sie kam der Horror-Oma bereits vor wie ein Vorgeschmack der endgültigen, der Todesstille. Und die lastete schwer über der Küche, die zu einer wahren Kammer des Schreckens für sie geworden war.
    Eine Hand hatte der Fremde frei. Nur leicht hob er den linken Arm an, mit dem Zeigefinger winkte er ihr zu, wobei seine Lippen ein widerlich triumphierendes Lächeln zeigten, denn er zeigte ihr genau, wo es langging und wer hier das Sagen hatte.
    Sie ging.
    Aber sie merkte es selbst nicht. Ihre Beine schienen ihr fremd zu sein, sie bewegte sie wie zwei Stöcke, und sie hörte abermals das scharfe Geräusch des Telefons.
    Da wollte jemand etwas von ihr. Wahrscheinlich war es Jane, die anrief. Wenn sie jetzt nicht abhob, würde sie sich Sorgen machen und hoffentlich etwas unternehmen.
    Sie wollte es ihm sagen, sie würde es ihm sagen. Sarah holte tief Luft. Sie stotterte plötzlich. »Ich… ich…«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, alte Frau. Nicht bei Heavy…«
    Der Fremde hatte seinen Namen ausgesprochen. Heavy hieß er. Ein ungewöhnlicher Name. Lady Sarah hatte ihn bisher noch nicht gehört. Sie wußte auch nicht, was sie damit anfangen sollte. Es war alles so anders geworden, so schlimm…
    Auch diesmal schwieg das Telefon.
    Heavy nickte. Er freute sich, er war happy, jetzt würde ihn niemand stören.
    Schnaufend stieß er seinen Atem in die Stille hinein. Das heißt, so still war es nicht, denn aus dem Flur und genau dort, wo sich die Tür zum Keller befand, hörte sie noch immer das Kratzen und Zerren. Als wären Totenklauen dabei, mit ihren langen Fingernägeln über das Holz zu streifen, um es zu brechen.
    Wieviel Druck kann ein Mensch vertragen, fragte sie sich. Wieviel muß er aushalten?
    »Komm näher…«
    Das Flüstern des Mannes unterbrach ihren Gedankenstrom. Sie verfluchte sich, aber sie konnte nicht dagegen an. Das Haus glich einer Zwangsjacke, in die man sie gesteckt hatte und aus der sie sich aus eigener Kraft nicht befreien konnte.
    Sie gehorchte hier anderen Gesetzen, die sie nicht mehr beeinflussen konnte, obgleich es ihr Haus, ihre Küche war, in der sie sich aufhielt. Aber die Veränderung war einfach schlimm geworden. Das Haus war wie ein gewaltiges Uhrwerk, in dessen Innern sie steckte, und das allmählich ablief und auch nicht mehr weiter aufgezogen würde.
    Sie schlich über den Boden. Ihr Blick glitt durch das Fenster nach draußen, wo noch immer der Dunst wallte und sich wie

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