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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verändert. Noch immer wirkte sie etwas hölzern und gleichzeitig elegant, denn sie blieb über dem Wasser, ohne sich auch nur den Anschein zu geben, einzusinken.
    Es war ein Ereignis, selbst für mich, wo ich mit zahlreichen unerklärlichen Wesen konfrontiert wurde.
    Da kam ein Geist…
    Da kam ein Gespenst…
    Ich konzentrierte mich allein auf diese Erscheinung und merkte auch, daß sich mein Kreuz rührte.
    Die Wärme wurde durch meine Kleidung abgehalten, aber ein schwaches Leuchten umwehte die Umrisse, als wollte es mir eine optische Warnung zukommen lassen.
    Äußerlich war die Umgebung gleichgeblieben, und doch hatte sich einiges verändert. Die Luft kam mir dichter vor, sie war schwerer geworden, als wollte sie mich erdrücken und auch gleichzeitig dafür sorgen, daß mein Atem erschwert wurde.
    Manchmal tanzten Lichtschimmer über dem Wasser, von denen ich nicht wußte, woher sie stammten.
    Der Geist schwebte über den Fluten. Seine Beine, die wie zwei bleiche Stücke unter dem Saum des Dunstkleides hervorschauten, bewegten sich nicht. Mir, dem Beobachter, kam es so vor, als wäre eine nicht sichtbare Kraft dabei, die Gestalt immer weiter in meine Richtung zu schieben. Sie hatte sich nicht verändert und war mittlerweile so nahe herangekommen, daß ich ihr ›Gesicht‹ erkennen konnte, weil es sich eben vor dem dunklen Hintergrund gut abhob.
    Kantig, mit den hochstehenden Haaren, die eine etwas andere Farbe bekommen hatten, weil sie den grünlichen Ton des Wassers annahmen und deshalb in einem helleren Blau schimmerten.
    Die Augen waren kreisrund, sie sahen aus wie Laternen, aus denen der Schrecken einer anderen Welt leuchtete.
    Ich konzentrierte mich auf die Arme, die gespreizt vom Körper abstanden und so aussahen, als wollte die Erscheinung jeden Augenblick nach einer Beute greifen.
    Aber das ließ sie bleiben.
    Statt dessen schwang sie über die Oberfläche hinweg und kam noch näher an mich heran.
    War das alles?
    Wollte sie den Kampf hier auf dem Wasser, und wollte sie mich in diesem Boot stellen?
    Ich lächelte unwillkürlich, als ich daran dachte, wie einfach doch alles war.
    Oder doch nicht?
    Urplötzlich veränderte sie sich nicht mehr. Der Geist der Lilian Demarest blieb stehen.
    Ich konnte nicht anders und mußte einfach in das Gesicht hineinschauen, dessen Mund weit offenstand, wie zu einem gewaltigen Biß. Für einen Moment dachte ich an den Küster. Von ihm hatte ich nichts gehört, nicht einmal einen Schrei, aber ich ging davon aus, daß er diese Erscheinung ebenfalls gesehen hatte.
    War er tot?
    Hatte sie auch ihn geküßt mit ihrem verdammten Mund, der das Gesicht eines Menschen zerreißen konnte?
    Etwas zischte über das Wasser. Es war ein Laut, eine Botschaft, die ich nicht genau verstand, aber dennoch meinte, das Wort Kuß gehört zu haben.
    Soweit war es noch nicht. Ich würde mich auch wehren, konnte mich dagegen wehren, aber nicht gegen das, was nun folgte und den Begriff Unbill der Natur verdiente.
    Das dunkelgrüne, gläsern wirkende Wasser brodelte genau dort auf, wo die Erscheinung stand.
    Es war ein gewaltiger Schaumberg, der sich bildete, aber dabei blieb es nicht.
    Aus dem Schaumberg heraus bildeten sich Wellen, die gegen mein Boot rollten.
    Verdammt, ich hätte es mir denken können. Schon auf dem Dach der Garage hatte mich der Sturm erfaßt, was er jetzt wieder tat, aber diesmal war ich wehrloser.
    Es gab keinen Zweifel mehr.
    Mir stand ein Kampf auf Leben und Tod bevor!
    ***
    Was sollte ich tun?
    Rasch die Beretta zu ziehen und auf einen Geist zu schießen, ergab keinen Sinn, das war Munitionsverschwendung. Also klammerte ich mich mit beiden Händen an den Bordwänden fest und versuchte, das Boot einigermaßen im Gleichgewicht zu halten.
    Das Gespenst schwebte über dem Wasser und schickte mir den Sturm und die Wellen.
    Ein wildes Brausen ergoß sich in meine Ohren. Das Wasser wurde zu einem wilden Tier, das sich seinen Weg suchte und mich dabei verschlingen wollte.
    Der Vergleich mit einer Nußschale strömte mir durch den Kopf. Obwohl der See wirklich nicht groß war, kam ich mir vor wie auf einem weiten Meer hockend, wo sichtbar kein Landstreifen zu sehen war, geschweige denn eine Insel.
    Ich blieb noch hocken.
    Und ich hörte das Lachen des Wesens durch den Sturm hindurch. Es war wie ein Zeichen, denn einen Augenblick später schickte es mir noch härtere und größere Wellen, die wuchtig gegen die Bordwände schlugen, daran hochkletterten und mich mit ihrem grünlich

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